Eine Aufführung der besonderen Art:Erstaunlich monumental

Chorkonzert - Durch die Jahrhunderte

Rudi Forche, Dirigent der Chorgemeinschaft Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Chorgemeinschaft Dachau inszeniert im Schloss einen großen Mozartabend. Dafür rückt Dirigent die ungewöhnliche Große Messe c-Moll in den Mittelpunkt des Konzerts

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Mozart hat 16 Messen geschrieben, die meisten vom Typ "Missa brevis" - kurze Messe - und nur drei ganz große, nämlich die sogenannte "Waisenhausmesse", die schon wiederholt in der Dachauer Kirche Heilig Kreuz aufgeführt wurde, dann die für einen Pater in Seeon geschriebene "Dominicus-Messe", die in Dachau zumindest in den letzten 40 Jahren nie zu hören war, und die Große Messe c-Moll, welche die Chorgemeinschaft Dachau am Sonntag, 28. Mai, 19 Uhr im Schloss unter der Leitung von Rudi Forche aufführen wird.

Mit dieser Messe wollte Mozart seine Frau Konstanze in Salzburg einführen. Für sie schrieb Mozart die sehr große Erste-Sopran-Partie, die von ihr auch bei der ersten Aufführung am 25. August 1783 in der Salzburger Kirche Sankt Peter gesungen wurde. Mozart hatte die Komposition einer großen Messe gelobt, als Konstanze schwer erkrankt war. Er schrieb an seinen Vater. "Meine Frau war, als ich es versprach, noch ledig - da ich aber fest entschlossen war, sie bald nach ihrer Genesung zu heyrathen, so konnte ich es leicht versprechen - zum Beweis aber der Wirklichkeit meines Versprechens kann die Spart von der Hälfte einer Messe dienen, welche noch in der besten Hoffnung daliegt." Als Mozart mit seiner Frau in Salzburg ankam, war die Messe aber immer noch nicht vollendet, sie blieb ein Torso.

Was diesen Torso von allen früheren Messen Mozarts auszeichnet, ist der Zug ins Monumentale. Die einzelnen Abschnitte sind in einem bei Mozart bisher unbekannten Umfange ausgeführt, so hat zum Beispiel das "Gloria" sieben vollkommen selbständige Sätze. Dem äußeren Umfang entsprechen auch die aufgewandten Mittel; neben dem sonst üblichen vierstimmigen Chor tritt mehrmals der fünfstimmige, einmal sogar ein achtstimmiger Doppelchor auf, auch das Orchester ist stark besetzt. Vollständig ausgeführt hat Mozart aber nur das "Kyrie", "Gloria", "Sanctus" und "Benedictus", vom "Credo" wurde nur der erste Satz in den Chorstimmen vollendet, vom "Incarnatus est" ist nur die Singstimme mit den begleitenden Blasinstrumenten und dem Bass ganz ausgeschrieben. Das "Agnus Dei" fehlt ganz.

Wie diese Messe im August 1783 in Salzburg aufgeführt wurde, weiß man nicht. Sehr wahrscheinlich ist, dass sie Mozart mit Sätzen aus einer früheren Messe ergänzt hat. Bei der Aufführung im Dachauer Schloss ergänzt Rudi Forche den Konzertabend mit dem "Regina coeli" in C-dur KV 108 und der häufig gespielten bekannten Sinfonie A-Dur KV 201, die zweifellos die schönste aller frühen Sinfonien Mozarts ist.

Das "Regina coeli" vom Mai 1771 hat leichten, nur sparsam kontrapunktisch gehaltenen Chorsatz, arienmäßige Sologesänge und reich entwickelten Orchestersatz. Der erste langsame Mittelsatz ist ganz im Gesangsstil der Oper gehalten, nur der zweite mit der Textmarke "ora pro nobis Deum" enthält neben der landläufigen weichen Melodik individuellere, Mozartische Züge; alles übrige verläuft opernhaft gefühlvoll, meist lebhaft und heiter im Stil der sogenannten neapolitanischen Oper, womit stets ein guter Zusatz prunkvollen Lärms verbunden ist.

Chorgemeinschaft Dachau: Mozartkonzert im Dachauer Schloss, Sonntag, 28. Oktober, 19 Uhr. Karten: Buchhandlung Wittmann in Dachau oder www.chorgemeinschaft-dachau.de

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