Einbrüche:Die Schraubenzieher-Bande

Polizei vermutet hinter einer Serie von Einbruchsversuchen organisierte Täter

Von Benjamin Emonts, Dachau

Mehr als 30 Einbruchsversuche registrierte die Dachauer Polizei vergangene Woche in der Karlsfelder Schwarzhölzlsiedlung. Die Täter waren dort von Haus zu Haus gezogen und hatten versucht, mit Schraubenziehern die Haustüren aufzuhebeln. Anfangs glaubten die Ermittler noch, es könnte sich bei dem oder den Tätern schlicht um Dilettanten handeln. Die neuesten Erkenntnisse aber legen die Vermutung nahe, dass eine organisierte Bande, mutmaßlich aus dem Baltikum, hinter den Einbruchsversuchen steckt.

Denn die Ermittlungen haben ergeben, dass im Norden Bayerns, in Bayreuth, Nürnberg, Fürth und Mittelfranken, zahlreiche Einbruchsversuche nach exakt demselben Muster begangen wurden. "Die Hebelspuren an den Eingangstüren und die Spurenlage sind nahezu identisch", sagt der Dachauer Einsatzgruppenleiter Michael Richter. Es sei davon auszugehen, dass die Bande inzwischen nach Oberbayern weitergezogen ist. Die Täter suchten gezielt Siedlungen mit Reihenhäusern aus. Deren Eingangstüren versuchten sie auf simple Weise mit einem Schraubenzieher aufzuhebeln. "Wenn der Versuch gelingt, suchen die Täter die Diele beziehungsweise den Eingangsbereich nach Handtaschen, Geldbeuteln oder Handys ab und verschwinden sofort wieder. Es muss alles sehr schnell gehen. Und wenn sich die Tür nicht schnell öffnen lässt, ziehen sie einfach zum nächsten Haus weiter", sagt Richter.

Die Polizei, sagt Richter, "hat es mit einer völlig neuen Masche zu tun", mit der die Täter im Landkreis bislang aber erfolglos waren. In allen Fällen scheiterten die Kriminellen an den verschlossenen Eingangstüren ihrer Zielobjekte. Nach der öffentlichen Berichterstattung über die Einbruchsversuche hätten sich in den vergangenen Tagen immer mehr Opfer bei der Dachauer Polizei gemeldet, nachdem sie Einbruchsspuren an ihren Haustüren bemerkt hatten. So seien auch vier Einbruchsversuche in der Baumsiedlung hinter der Gedenkstätte des SS-Schießplatzes in Hebertshausen bekannt geworden.

Welche Hinweise nun auf die Bande aus dem Baltikum schließen lassen, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preisgeben. Die Ermittlungen gestalteten sich bislang schwierig, weil die Täter sehr schnell agierten und nur wenige Spuren hinterließen. Auch deshalb hofft die Polizei nun auf Hinweise aufmerksamer Bürger. "Wer auffällige Personen oder Fahrzeuge entdeckt, die nicht in die Siedlungen passen, der soll sich bei uns melden", sagt Richter.

Dass die Täter im Landkreis Dachau bisher erfolglos geblieben sind, sei kein Zufall. "Flyer-Aktionen und unsere Hausbesuche haben die Bürger sensibilisiert", sagt Richter. In den vergangenen Wochen haben mehr als 100 Auszubildende der Dachauer Bereitschaftspolizei in Dachau, Karlsfeld, Hebertshausen, Vierkirchen und Petershausen bei den Bürgern geklingelt und Maßnahmen aufgezeigt, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können. "Die Präventionsaktionen zeigen Erfolg", ist Richter überzeugt. Die Zahl der Einbrüche im Landkreis Dachau ist entgegen dem bundesweiten Trend im vergangenen Jahr um 20 Prozent gesunken im Vergleich zum Vorjahr.

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