Ehrenamtliches Engagement:Erste Hilfe für die Seele

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Sie suchen weitere Mitstreiter: Ursula Kiening, Günther Ries und Laura Diepold (von links) vom Kriseninterventionsteam des BRK Dachau. (Foto: oh)

Das Kriseninterventionsteam des BRK Dachau betreut Menschen, die einen schweren Schock verarbeiten müssen. Die ehrenamtlichen Helfer brauchen dringend Verstärkung

Von Robert Stocker, Dachau

"Kein Fall ist wie der andere. Jeder Mensch reagiert auf ein belastendes Ereignis unterschiedlich stark", berichtet Günther Ries. Der Dachauer ist Teamleiter des Kriseninterventionsteams (KIT) des BRK Dachau. Das KIT besteht neben Günther Ries aus Laura Diepold, Ursula Kiening, Birgitta Huber und Petra Flingelli. Als Kriseninterventionsberater betreuen sie im Dachauer Landkreis ehrenamtlich Menschen, die nach einem Notfallereignis unter einer starken seelischen Belastung stehen oder sich in einer psychischen Schocksituation befinden. "Oft geht es dabei um einen Todesfall, wie zum Beispiel bei plötzlichem Kindstod oder um einen Suizid", berichtet Ursula Kiening. Sie engagiert sich seit fünf Jahren für das KIT. Laura Diepold, Unternehmerin und Mutter von vier Söhnen, ist seit drei Jahren dabei. Günther Ries engagiert sich seit 46 Jahren beim BRK.

Vor sechs Jahren wurde das BRK-KIT zusammen mit dem Malteser-KIT Dachau ins Leben gerufen, um die Notfallseelsorge zu entlasten. Seit dem 1. Januar 2012 wird die so genannte psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) von den drei Organisationen im Wechsel gewährleistet. Auch wenn ein Familienangehöriger vermisst wird oder nach einem Gewaltdelikt steht das KIT den Betroffenen in den ersten Stunden bei. In einer ersten Schocksituation ist ein besonnener Ansprechpartner besonders wichtig. "Wir bringen Struktur in die ersten kritischen Stunden", berichtet Laura Diepold. "Todesnachrichten werden nur von der Polizei überbracht und nicht von uns. Wir unterstützen nur dabei." Aber wenn Polizei und Rettungskräfte wieder fahren müssen und sich die erste Aufregung gelegt hat, sind die Betroffenen in ihrer Akutsituation auf sich allein gestellt. Dann sind die Mitarbeiter des KIT im Gespräch für sie da. Dazu gehört auch, Angehörige oder Personen zu benachrichtigen, die den Betroffenen nahe stehen.

Das KIT-Team arbeitet ausschließlich ehrenamtlich. In einem Notfall wird es von der Leitstelle oder den Einsatzkräften benachrichtigt. Die Kriseninterventionsberater fahren immer zu zweit zum Einsatzort. Weil Mitarbeiter fehlen, sind die Teams derzeit das ganze Wochenende im Einsatz, von Freitag 20 Uhr bis Sonntag 20 Uhr. "Jeder von uns deckt zwei bis drei Schichten ab", berichtet Laura Diepold. Das Team ist mit Meldeempfängern ausgestattet. "Wir müssen nicht zu Hause sitzen, sondern können uns im Landkreis frei bewegen", so die Helferin. Anfangs waren es beim KIT des BRK Dachau zehn Mitglieder, mittlerweile sind es nur mehr fünf. "Wir brauchen aber dringend noch weitere Unterstützung, um die steigende Zahl von Einsätzen zu bewältigen", betont Günther Ries.

Die Mitglieder des KIT absolvieren eine fundierte Ausbildung, bestehend aus einem Grund- und einem Fachlehrgang mit zusammen mehr als 100 Unterrichtsstunden, die mit einer mündlichen, schriftlichen und praktischen Prüfung abschließen. Wie gehen die KIT-Mitarbeiter mit der eigenen seelischen Belastung um? "Zur Verarbeitung der Ereignisse finden für das Team selbst regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen statt", betont Günther Ries. "Wir leisten Erste Hilfe für die Seele, deshalb sollte man psychisch stabil sein", betont Laura Diepold. Ursula Kiening beschreibt es so: "Als Kriseninterventionsberater braucht man Herzensbildung und gesunden Menschenverstand."

Das KIT des BRK Dachau sucht dringend Verstärkung: Interessierte wenden sich per E-Mail an: kit-dachau-brk@gmx.de oder telefonisch an Günther Ries 0172/ 8913327.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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