Ehepaar will einige Jahre auf den Weltmeeren segeln:Einstieg in den Ausstieg

Barbara und Hans Hillreiner aus Hirtlbach haben ihre Reise zu den Ozeanen der Welt gestartet. Ein Tieflader transportierte ihre Yacht zum Main-Donau-Kanal. Im August geht es weiter zum Mittelmeer

Von Walter Gierlich, Markt Indersdorf

Die große Reise der Hillreiners von Hirtlbach auf die Ozeane der Welt hat begonnen. Die Stahlträger in ihrem Garten, auf denen während der achtjährigen Bauzeit ihre Segelyacht stand, liegen verlassen da. Am vergangenen Donnerstag hob ein Kran das 30 Tonnen schwere, 17,60 Meter lange und mehr als vier Meter hohe Eigenbau-Boot auf einen Tieflader der Sulzemooser Spezialtransport-Firma Wimmer. In der Nacht zum Freitag ging es dann los: erste Etappe in Richtung Meer und zugleich der Beginn des Ausstiegs aus dem bisherigen Leben von Barbara und Hans Hillreiner. Ihre beiden Firmen, die sie auf einem ehemaligen Bauernhof im Indersdorfer Ortsteil Hirtlbach betrieben haben - ein Betrieb für Präzisionskomponenten für den Maschinen- und Anlagenbau sowie ein anderer für technisch hochwertige Fahrradsattelfederungen - sind an ihre 23 und 24 Jahre alten Töchter Katharina und Barbara übergeben.

Die Fahrt des Tiefladers führte zunächst mit Polizeibegleitung über Sulzemoos auf die A 8, dann in Dasing auf die B 300 Richtung Ingolstadt und dort auf die A 9 nach Nürnberg. Weil nicht alle notwendigen Genehmigungen der Landratsämter aus den zu durchquerenden Kreisen rechtzeitig vorlagen, hatte sich der Start um etwa zehn Tage verschoben. Wegen einer Baustelle musste die Yacht schon in Roth ins Wasser des Main-Donau-Kanals gelassen werden, von wo aus sie zum Nürnberger Hafen schipperte, wo die Hillreiners bis Mitte August die letzten Feinarbeiten am Schiff erledigen wollen.

Schiffstransport

Kein einfaches Unternehmen: Ein Kran hievte die selbstgebaute Yacht der Hillreiners auf den Tieflader einer Spezialtransport-Firma. Der Schwertransporter fuhr mit Polizeibegleitung Richtung Nürnberg.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Mag so ein Transport für die Schiffseigner ebenso wie für einige Freunde und Bekannte, die das Boot auf dem Lkw vor der Abfahrt noch einmal ausgiebig bestaunten, etwas Besonderes gewesen sein, war es für Stefan Hock, den Fahrer des Tiefladers, Routine. Zwar sei es erstmals eine Yacht, aber nicht das größte und schwerste Ding, das er je befördert habe, wie er erzählte. Seit 16 Jahren arbeitet er für die Firma Wimmer, insgesamt seit 35 Jahren im Schwertransportgeschäft. Erst vergangene Woche hat er von einer Messe in Paris einen wohl mehr als 50 Tonnen schweren Panzer zurück nach Deutschland gebracht. Am Donnerstag bemerkte er angesichts der engen und nicht asphaltierten Zufahrt zum Garten der Hillreiners: "Wettermäßig hatten wir totales Glück. Wenn es nass gewesen wäre, hätte ich ein echtes Problem gehabt."

Die Hillreiners begleiteten den Schwertransport und begaben sich auf eine Reise ohne Wiederkehr - zumindest für eine ganze Reihe von Jahren. Denn im August geht es, angetrieben von einem 75 PS starken Motor eines 190er-Mercedes, über Main, Rhein, Mosel, den Canal des Vosges, Saône und Rhone ins Mittelmeer. Im Hafen der südfranzösischen Stadt Sète werden dann der Mast montiert und die Segel aufgezogen, bevor die beiden eine zweijährige Tour durch die mediterranen Gewässer beginnen, um Erfahrung mit dem Boot zu sammeln, "bis die Kinderkrankheiten raus sind", wie Hans Hillreiner sagte. Erst fahren sie hinaus auf den Atlantik und dann im Winter, wenn die Hurrikan-Saison vorbei ist, quer über den Atlantik in Richtung Karibik.

Schiffstransport

Mit einem Boot Marke Eigenbau auf große Fahrt: Hans Hillreiner präsentiert die Schiffsschraube seiner Yacht.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Danach spielt Zeit für die beiden Aussteiger auf ihrem Boot mit 45 Quadratmeter Wohnfläche keine Rolle mehr. Sie wollen die Inseln der Karibik, Südamerika sowie die Südsee sehen und fremde Menschen kennenlernen, auch mal per Bus oder Motorrad das Landesinnere bereisen.

Doch so ganz einfach scheint der Abschied von dem Dorf aus dem Dachauer Hinterland sowie von Familie und Freunden möglicherweise nicht zu sein, denn Barbara Hillreiner sagte am letzten Tag in Hirtlbach: "Erst als das Boot aufgeladen war, konnte ich anfangen zu packen."

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