E-Bike statt Auto:Umweltfreundliche Alternative

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E-Bikes erleben einen wahren Boom. Andreas Nastoll, Inhaber des Fahrradgeschäfts Böhm in Dachau, hat in seinem Laden viele Modelle auf Lager. (Foto: Toni Heigl)

Immer mehr Pendler tauschen das Auto gegen ein Fahrrad ein, um dem Stress im Berufsverkehr zu entkommen. Die Umsätze Dachauer Händler steigen - bei den Kunden sind besonders E-Bikes begehrt

Von Thomas Altvater, Dachau

"Man wird heutzutage eigentlich fast dazu gezwungen, Fahrrad zu fahren", sagt Albert Bayerl. Der viele Verkehr, die wenigen günstigen Parkmöglichkeiten, die häufigen Staus: All das seien Gründe, wieso immer mehr Menschen auf das Rad umsteigen, erklärt er. Bayerl ist der Inhaber des gleichnamigen Fahrradgeschäfts in Karlsfeld. Sein Umsatz stieg in den vergangenen Jahren. Gerade E-Bikes würden stark nachgefragt werden, sagt Bayerl. "Dieser Trend geht durch alle Schichten."

Was Albert Bayerl in den vergangenen Jahren bemerkte, bestätigt nun auch der deutsche Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Die Zahlen, die der ZIV in seinem Jahresbericht veröffentlicht hat, zeigen deutlich: Radfahren wird immer beliebter. 2,96 Milliarden Euro Umsatz machten Fahrradhändler im vergangenen Jahr in Deutschland, 8,6 Prozent mehr als im Jahr 2016. Gerade Pendler steigen immer häufiger aus dem Auto aus und setzen sich stattdessen auf das Rad. Sie wollen so dem trägen Berufsverkehr auf der Münchner oder der Schleißheimer Straße entkommen. Für viele Menschen ist das Fahrrad zu einer umweltfreundlichen Alternative geworden, wie die Dachauer Fahrradhändler sagen. Ihre Umsätze sind konstant hoch. Zu verdanken haben sie das in erster Linie den E-Bikes.

Dass nur ältere Menschen auf den elektrischen Rädern unterwegs sind, will Mark Jantjies nicht gelten lassen. "Das geht von 25-Jährigen aufwärts, das Publikum ist sehr gemischt", sagt er. Berät er gerade keine Kunden, dann schraubt der passionierte Radsportler an einer Gangschaltung, wechselt Bremsbeläge oder flickt einen Reifen. Sein Fahrradgeschäft Jako an der Münchner Straße betreibt er allein. Jantjies' Kunden kaufen vor allem E-Bikes. Erst kürzlich stellte er deshalb sein Sortiment um, weg von Sportfahrrädern und Mountainbikes hin zu Trekkingrädern und E-Bikes. "Die Leute in Dachau fahren viel Fahrrad", sagt er.

19 Prozent mehr E-Bikes wurden in 2017 im Vergleich zum Vorjahr in der Bundesrepublik verkauft. Das E-Bike ist einer der Wachstumsgaranten der Branche. Knapp 20 Prozent aller Fahrräder in Deutschland würden elektrisch betrieben, schätzt der ZIV. Ein Wert, von dem die Automobilindustrie nur träumen kann. Denn in der Fahrradbranche ist der Elektromotor bereits serientauglich. 3,5 Millionen Fahrräder sind heute Pedelecs oder E-Bikes.

Das Fahrradgeschäft Böhm von Andreas Nastoll liegt ein wenig versteckt hinter einer Ladenreihe an der Münchner Straße. Auf dem Hof vor dem Laden reiht sich ein Fahrrad an das nächste. Durch die E-Bikes würde sich der Bewegungsradius der Menschen vergrößern, sagt Nastoll. Belegen kann er das auch: "Es ist auffällig, wie viele Kilometer unsere Kunden auf dem Tacho haben, wenn sie zum Service kommen", erklärt Nastoll. In seinem Geschäft stehen noch vor allem Räder ohne elektrischen Antrieb, dabei verkauft auch er immer mehr E-Bikes. "In den vergangenen drei Jahren hat sich der Verkauf fast verdoppelt", berichtet er.

Deutschlandweit kaufen die Menschen immer mehr hochwertige und damit auch teurere Fahrräder. Die Kunden würden sich dadurch eine höhere Lebensdauer der Räder versprechen, erklärt der ZIV. Das treffe auch auf Dachau zu, sagt Nastoll. Einen Vorteil haben die Fahrradhändler deshalb nicht immer. "Der Umsatz steigt zwar, am Gewinn ändert sich allerdings nicht viel", sagt er. Mark Jantjies sieht das ähnlich. "Die Kunden wollen zwar mehr Qualität, aber trotzdem noch immer zum günstigsten Preis". Viele würden sich vor Ort beraten lassen, nur um das Rad dann günstiger bei einem anderen Händler zu kaufen.

Dabei ist das E-Bike gerade für kleinere Fahrradhändler eine Chance, um im Wettbewerb mit den billigeren Konkurrenten aus dem Internet mithalten zu können. Die Kunden von Andreas Nastoll, Mark Jantjies und Albert Bayerl kaufen ihre E-Bikes ganz bewusst im Einzelhandel. "Die Menschen schätzen die Qualität, die Beratung und den Service vor Ort ", erklärt Nastoll.

Angesichts der Debatten um Abgasmanipulationen und Fahrverbote in Städten wie Dachau oder München könnte man meinen, dass vor allem die Fahrradhändler vom Dieselskandal profitieren. Doch gerade das bezweifeln Jantjies, Bayerl und Nastoll. "Bisher war das bei meinen Kunden kein Thema", sagt Jantjies. Den Ausbau der Radwege sowie das neue Fahrradparkhaus am Dachauer Bahnhof begrüßen die Fahrradhändler. Zu tun gebe es aber trotzdem noch viel, sagen sie. "Wenn man aber beispielsweise auf die Münchner Straße schaut, dann müssen die Radfahrer hier schon noch viel Slalom fahren", kritisiert Andreas Nastoll. Lieferwägen blockieren dort regelmäßig die Fahrradspuren.

Auch für dieses Problem würde es eine elektrische Lösung auf mindestens zwei Rädern geben. Vergangenen Herbst stellte das Bündnis für Dachau (BfD) einen Antrag im Stadtrat, mit dem elektrische Lastenräder für Unternehmen und auch Privatpersonen gefördert werden könnten. Dass der Antrag erfolgreich war, hat auch Jantjies bemerkt. Die ersten Kunden hätten deshalb schon bei ihm angefragt. "Das ist zwar noch wenig, aber schon einmal gut."

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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