Dunkle Wolken über Kollbach:Petershausener sind empört

Bauhof reißt asbesthaltige Hütten ab, um Platz für Wohncontainer für Obdachlose zu schaffen. Anlieger atmen den Staub ein

Von Petra Schafflik, Petershausen

Aufgeregte Bürger drängten am Donnerstagabend in den Sitzungssaal des Petershausener Rathauses. Auslöser für den massiven Unmut: Bedenken gegen zwei Wohncontainer, die in Kollbach als Notunterkunft für Obdachlose aufgestellt werden. Vor allem aber die Sorge, dass bei Abbrucharbeiten auf dem Gemeindegrundstück am Donnerstag Asbest freigesetzt worden sein könnte. "Mein Haus ist komplett zugestaubt, ich weiß nicht, wo ich mit meinen Kindern schlafen soll", schimpfte ein Anwohner. Tatsächlich haben Gemeindearbeiter rund 15 Quadratmeter Dachplatten abgebrochen, die möglicherweise asbesthaltig sind, räumte Rathauschef Marcel Fath (FW) zerknirscht ein. Betroffenen Familien bot er an, auf Gemeindekosten in einer Pension zu übernachten. "Ein spezialisiertes Reinigungsunternehmen ist bestellt." Am Freitagmorgen bemühte sich Fath um Schadensbegrenzung. Die Behörden seien informiert, die Baustelle gesichert, sagte er. "Ein Sachverständiger wird kommende Woche die mögliche Asbest-Belastung vor Ort prüfen."

Wie es zu dem Zwischenfall gekommen ist, wusste der Bürgermeister selbst nicht. Zwar war geplant, die alten Schuppen auf dem kommunalen Grund abzureißen, um Platz für zwei Wohncontainer für bis zu vier obdachlose Bürger zu schaffen. Für die Abbrucharbeiten sollte das Bauamt Angebote einholen. Stattdessen wurde offenbar der Bauhof direkt losgeschickt. Dabei dürfen wegen der Gesundheitsgefahren beim Einatmen von Asbeststaub solche Arbeiten nur von zugelassenen Fachfirmen und unter strengen Auflagen ausgeführt werden. Der Unmut der Anwohner entlud sich in der Bürgerfragestunde. "Niemand war informiert, der Staub ist überall eingedrungen", sagte ein Nachbar. Das Übernachtungsangebot der Gemeinde hat dann aber kein Anwohner angenommen. Auch die Reinigungsfirma ist am Freitag unverrichteter Dinge wieder abgezogen. "Die Betroffenen wollten lieber selber putzen", so Fath. Das Gewerbeaufsichtsamt wurde kontaktiert. "Bei einem Ortstermin wurde der Havarie-Schaden begutachtet und die Polizeiinspektion Dachau informiert, um Ermittlungen einzuleiten", so Fath. Die Baustelle sei auf Empfehlung des Gewerbeaufsichtsamts abgesichert worden, "um einen Austrag von Stäuben auszuschließen". Kommende Woche soll ein Sachverständiger Proben nehmen und weitere Maßnahmen empfehlen. Der Bürgermeister und die involvierten Rathausmitarbeiter wollen sich "bei den Betroffenen ausdrücklich entschuldigen", betont Fath.

Angesichts des Vorfalls war ein anderer Ärger in der Bürgerfragestunde zunächst in den Hintergrund geraten. Dabei waren die meisten der Zuhörer gekommen, um gegen die geplanten Container für Obdachlose zu protestieren. In Kollbach gebe es keine Einkaufsmöglichkeiten "die Leute können sich hier nur langweilen", so ein Anwohner. Die anonymen Zettel, mit denen vor einer Woche im Dorf Stimmung gegen die Notunterkunft gemacht worden ist, finden nicht alle gut. "Aber wir wollen den schwarzen Peter nicht." In der kleinen Siedlung lebten Familien, da passten Obdachlose nicht hin, hieß es. Der Bürgermeister sprach von einer Lösung auf Zeit, bis der Schulanbau in zwei bis drei Jahren steht. Dann würden die Container überflüssig, weil Kapazitäten im Sozialhaus Münchner Straße frei würden. Er stellte auch klar, dass die Unterbringung von Menschen ohne Obdach Pflichtaufgabe der Gemeinde sei. Und dieses Schicksal könne jeden treffen, sagte Fath. Doch die Bürger fühlen sich nicht ausreichend informiert. Fath will nun zeitnah einen "Themenabend" organisieren.

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