Drogenpolitik:Umstrittenes Genussmittel

Haschisch rauchen

Wie gefährlich ist Haschischkonsum? Die Meinungen gehen auseinander.

(Foto: dpa)

Der Bund deutscher Kriminalbeamter setzt sich für eine Legalisierung von Cannabis ein. Polizeipräsident Robert Kopp hält vehement dagegen. Auch bei Ärzten und Politikern gibt es keine klare Linie

Von Laura Winter, Dachau

Seit der Vorsitzende des Bunds deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, Anfang Februar die Entkriminalisierung von Cannabis gefordert hat, ist die Diskussion über die Legalisierung neu entflammt. Ein Verbot sei nicht zielführend, sagte Schulz, kriminelle Karrieren würden dadurch begünstigt. Viele Stimmen melden sich seither, auch im Landkreis Dachau gehen die Meinungen über eine Legalisierung von Cannabis weit auseinander. Der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath spricht sich deutlich gegen eine Freigabe aus. Wohingegen beim Bündnis 90/Die Grünen, die sich seit Jahren für die Legalisierung einsetzen, eine komplett gegensätzliche Meinung vorherrscht. Bislang ist der Konsum von Cannabis hierzulande zwar straffrei. Verboten sind jedoch der Besitz, Anbau, Erwerb und Verkauf des Rauschmittels. Die Strafen im Freistaat Bayern fallen erfahrungsgemäß besonders hoch aus. Nur wenn ein ärztliches Attest vorliegt, dürfen Apotheken kleine Mengen an den Patienten abgeben. "An so ein Rezept zu kommen, ist sehr schwierig", sagt Hans-Ulrich Braun, der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbands Dachau. Dort sei die Diskussion über eine mögliche Legalisierung bislang nicht weiter geführt worden. Braun betont aber, man habe medizinische Erfolge durch Cannabis verzeichnet. "Vor allem Tumorpatienten profitieren von der schmerzlindernden Wirkung", erklärt Braun. Was man jedoch nicht unterschätzen dürfe, seien die psychischen Schäden, die Cannabis anrichten könne. Sie führten teilweise zur "Zerstörung des normalen Lebens". In der Legalisierung sieht er neben dem medizischen Aspekt dennoch einen weiteren Vorteil: Eine kontrollierte Abgabe von Cannabis bedeute höhere Qualitätsstandards, da der Staat den Anbau überwache. Insbesondere würde dadurch verhindert, dass gestrecktes Cannabis auf den Markt gelangt Aus einer bundesweiten Umfrage des Ärztenachrichtendienstes geht hervor, dass 52 Prozent der 500 befragten Ärzte einer Legalisierung von Cannabis zustimmen würden. Die meisten Befürworter knüpfen die Legalisierung aber an Bedingungen: strenge Aufsichten und umfangreiche Qualitätskontrollen.

Elf Prozent der befragten Ärzte lehnen eine Legalisierung von Cannabis strikt ab. Auch bei der Polizei gibt es keine einheitliche Meinung. Der Berufsverband BDK machte in seiner Forderung nach der Aufhebung des Verbots deutlich, dass es um die Entlastung der Polizeikräfte und die gesellschaftliche Akzeptanz gehe. Andere Polizeibeamte halten vehement dagegen. Robert Kopp, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, teilt in einer öffentlichen Stellungnahme mit: "Gesundheitsgefährdende Straftaten dürfen nicht legalisiert werden, nur weil sie den Sicherheitsbehörden Aufwände bereiten." Er räumt ein, dass die "präventive und repressive Bekämpfung der Rauschmittelkriminalität" im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit mehr als 4200 Delikten pro Jahr eine hohe Arbeitsbelastung darstelle. In der Debatte um die Legalisierung würden Cannabis und Alkohol oft gleichgesetzt. Zumindest im Bereich der Verkehrssicherheit sei dies durchaus berechtigt. Der Konsum dieser Rauschmittel stelle eine Gefahr im Straßenverkehr dar. Die Verkehrsstatistik im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums zeige, dass die Risikobereitschaft bei Fahrern unter Drogeneinfluss zunehme. Im Jahr 2015 seien 838 Verkehrsteilnehmer unter Drogeneinfluss verzeichnet worden, 2016 sei die Zahl auf 1225 Personen angestiegen. "Für mich ist das nicht zuletzt das Ergebnis einer öffentlichen und ideologischen Diskussion, in der Cannabis verharmlost wird", so Kopp. Die Polizeiinspektion Dachau wollte keine Bewertung abgeben. "Das ist ein politisches Thema", so Dienststellenleiter Thomas Rauscher.

Viel debattiert wird in der Politik. Die Dachauer Grünen-Kreisvorsitzende Marese Hoffmann findet: "Die Forderung des BDK ist eine großartige Aktion." Es sei höchste Zeit, die Legalisierung durchzusetzen. Sie führt vor allem die positiven medizinischen Aspekte wie etwa die Schmerzlinderung an. In krassem Kontrast hierzu steht die Einschätzung des CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath. In einem Antrag von Dezember 2017 fordert der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, sich im Bundestag weiter gegen die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel einzusetzen. Er begründet das mit gesundheitlichen Risiken wie psychischen Störungen und der angeblichen Wirkung von Cannabis als Einstiegsdroge. "Ein Verbot und null Toleranz ist und bleibt das klarste Statement zu Gefahren und Risiken dieser Substanz."

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