Dritte Startbahn:Mitstreiter aus dem Umland

"Wer seine Lebensqualität erhalten will, muss Nein sagen." Die Dachauer Startbahngegner appellieren an die Münchner, beim Bürgerentscheid gegen den Flughafenausbau zu stimmen.

Walter Gierlich

Der Bürgerentscheid über die dritte Startbahn, der am 17. Juni in München stattfindet, treibt auch die Gegner des Flughafenausbaus im Umland um. Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch stellten drei der profiliertesten Startbahngegner aus dem Landkreis Dachau vor, mit welchen Aktionen und Aktivitäten sie Einfluss auf die Entscheidung der Münchner Bürger zu nehmen hoffen. "Es ist ein Appell an unsere Bürger, ihre Münchner Verwandten und Bekannten persönlich zu motivieren", sagte der Röhrmooser Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler). Denn selbst abstimmen dürfen die vom Flughafenausbau direkt Betroffenen im Norden der Landeshauptstadt am 17. Juni nicht.

Dritte Startbahn: Jetzt müssen nur noch die Münchner nach Röhrmoos kommen, wo die Startbahngegner Ulrich Rauhut, Helmut Weiße, Gerd Ott und Bürgermeister Hans Lingl vor dem S-Bahnhof das Transparent aufgehängt haben.

Jetzt müssen nur noch die Münchner nach Röhrmoos kommen, wo die Startbahngegner Ulrich Rauhut, Helmut Weiße, Gerd Ott und Bürgermeister Hans Lingl vor dem S-Bahnhof das Transparent aufgehängt haben.

(Foto: Toni Heigl)

Lingl, der sich unter allen Kommunalpolitikern im Landkreis am vehementesten gegen den Bau der dritten Startbahn positioniert hat, betonte nachdrücklich, es sei seit 2006 bewiesen, dass die Prognosen falsch seien, mit denen die angebliche Notwendigkeit des Flughafenausbaus begründet werde. Die Flugbewegungen seien rückläufig, das Wirtschaftswachstum deutlich schwächer als vorhergesagt, der Ölpreis dagegen deutlich stärker gestiegen. "Auch heuer hat es bisher wieder einen kräftigen Rückgang bei den Flugbewegungen gegeben", sagte er.

Insgesamt sei er "recht zuversichtlich", sagte Anton Speierl, Sprecher des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt" im Landkreis Dachau, habe das Münchner Bündnis gegen die dritte Startbahn doch noch den "richtigen Anfangsschwung", der notwendig sei, um die Bürger zur Stimmabgabe gegen den Flughafenausbau zu motivieren. Aus allen Ecken kämen Ideen und Unterstützung, berichtete er und zeigte sich vor allem erfreut, dass in München sehr viele junge Menschen an den Aktionen beteiligt seien. Aus dem Umland, das ja von der dritten Startbahn deutlich stärker betroffen sei, bekämen die Münchner starke Unterstützung, sei es durch Postkartenaktionen an Münchner Bekannte ("Tu's für mich!", "Bitte sei Du meine Stimme in München!"), sei es durch direkte Mithilfe an Info-Ständen.

Speierl räumte zwar ein, dass die Münchner Bevölkerung nicht so stark von Lärm und Abgasen betroffen sei wie die Bewohner der Landkreis Freising, Erding und Dachau. Aber die Frage der Finanzierung interessiere die Münchner auch. Nicht nur diese, betonte hingegen Roderich Zauscher, der Kreisvorsitzende des Bunds Naturschutz (BN): "Man kann jedem Münchner nur raten, mit Nein zu stimmen, wenn er seine Lebensqualität erhalten will." Denn durch den Ausbau des Flughafens werde es noch mehr Zuzug, noch höhere Mieten und noch mehr Verkehr geben, sagte der BN-Vorsitzende. Das Argument, dass durch die Startbahn Arbeitsplätze geschaffen würden, ließen alle drei nur bedingt gelten, denn die würden lediglich von anderen Standorten hierher verlagert, oft genug als schlechte bezahlte Jobs, die durch Hartz IV aufgestockt werden müssten. Lingl sprach gar von einem "staatlich subventionierten Absaugungsprogramm".

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