Diva Dachau:Plädoyer für den Mittelstand

1860-Präsident Schneider sieht in Messen wie der Diva 2011 in Dachau eine Stärkung des Rückgrats regionaler Wirtschaft.

Walter Gierlich

Ist eine Regionalmesse noch sinnvoll in einer globalisierten Welt? Diese Frage beschäftigte die Eröffnungsredner am Mittwoch bei der Dachauer Informations- und Verkaufsausstellung (Diva) 2011, und die einhellige Antwort lautete: ja. Dieter Schneider, Inhaber zweier Unternehmen in Dachau und Markt Indersdorf sowie Präsident des TSV 1860 München, bezeichnete die Messe als Aufruf an die Verbraucher, "trotz Internet und Großmärkten die Vorteile von örtlichem Einzelhandel, Gewerbe und Industrie zu nutzen".

Diva Dachau: Nicht nur Firmen präsentieren sich auf der Diva, sondern auch die Dachauer Jugendzentren, an deren Stand in der eigens geschaffenen Frauenhalle sich Lisa-Marie und Shpresa von der Thoma-Schule künstlerisch betätigten.

Nicht nur Firmen präsentieren sich auf der Diva, sondern auch die Dachauer Jugendzentren, an deren Stand in der eigens geschaffenen Frauenhalle sich Lisa-Marie und Shpresa von der Thoma-Schule künstlerisch betätigten.

(Foto: DAH)

Bis zum Sonntag präsentieren sich 330 Firmen, darunter etwa zwei Drittel aus Stadt und Landkreis Dachau, auf rund 20 000 Quadratmetern in zwölf Hallen auf der Ludwig-Thoma-Wiese am Fuße der Altstadt. Für Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist die Präsentation des regionalen Gewerbes, die größte im Norden Münchens, die zum vierten Mal unter dem Namen Diva stattfindet, eine Chance für die Unternehmer, auf die Kunden zuzugehen, sie persönlich anzusprechen und zu beraten. Landrat Hansjörg Christmann (CSU) betonte ebenfalls, dass "das Miteinander vor Ort immer noch wichtig" sei. Dafür brauche man Regionalmessen wie die Diva 2011. Der Landrat hob in seinem Grußwort besonders das umfangreiche Beratungsangebot des Netzwerks Erneuerbare Energien hervor, das sich in einer eigenen Halle präsentiert und E-Mobilität zum Schwerpunkt hat.

Löwen-Präsident Dieter Schneider, der die eigentliche Eröffnungsrede hielt, übte darin scharfe Kritik am derzeitigen "absoluten Rettungsschirmwahnsinn". Als er 2009 in einem Zeitungsinterview gewarnt habe, dass man irgendwann die Billionengrenze überschreiten werde, habe man ihn verlacht. Heute sei es so weit, dass solche Summen im Gespräch seien. Und irgendwann werde nur noch eine Währungsreform helfen, unkte der erfolgreiche Mittelständler, der in Indersdorf eine Kunststofffirma mit 80 Beschäftigen und in Dachau ein Autohaus besitzt. Würde er so wirtschaften wie beispielsweise Italien, dessen Staatsschulden bei 120 Prozent des Bruttosozialprodukts liegen, "säße ich im Knast wegen Insolvenzverschleppung und in der Zelle daneben der Banker, der mir das Geld gegeben hätte, wegen Untreue".

Welchen Sinne mache also heutzutage eine regionale Messe in einer globalisierten Welt, die von Großkonzernen bestimmt werde, fragte er. Als Beispiel diente Schneider der Lebensmittel-Einzelhandel, der in Deutschland im wesentlichen von fünf Konzernen dominiert werde, die sich "auch unsere Gewerbegebiete in Stadt und Landkreis aufteilen". Für so manchen Bürgermeister gebe es ein böses Erwachen, weil er zum einen spätestens nach einem Jahr feststelle, "dass es mit der Gewerbesteuer nicht so weit her ist". Langfristig merke er, dass er mit der Ansiedlung den bestehenden Einzelhandel in der Gemeinde "endgültig den Garaus gemacht hat". Der zweite bestimmende Faktor sei heute das Internet, in dem sich vom Einkaufen bis zu Bankgeschäften praktisch alles erledigen lasse. Was nicht gehe, werde erst klar, wenn es ein Problem gebe und man keinen Menschen finde, der hilft.

Für Schneider ist eine regionale Messe wie die Diva 2011 ein Zeichen, dass der Mittelstand noch lebt, obwohl er gegenüber der Großindustrie mit vielen Nachteilen zu kämpfen habe. Er sei aber "noch immer die Stütze der Wirtschaft in Deutschland", bilde die meisten Jugendlichen aus und sei "in guten wie in schlechten Zeiten ein stabilisierender Wirtschaftsfaktor". (Wirtschaft)

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