Dachau/Markt Indersdorf:"Irritiert" über den Aufruhr

Freie Wähler Dachau fragen nach Gründen für Tumult in Tennishalle

Betten und Bänke, die über den Absperrungszaun flogen, ein massives Polizeiaufgebot - der Aufruhr von Asylbewerbern in der Indersdorfer Tennishalle führte Ende Mai zu Schlagzeilen in den lokalen Medien. Doch die Lage beruhigte sich schnell. Das Landratsamt konnte die Wogen glätten und ging teilweise auf die Forderungen der Flüchtlinge ein. Diese hatten sich über ihre Verpflegung und eine defekte Duschkabine beschwert. In einem Antrag an Landrat Stefan Löwl (CSU) fragte Sebastian Leiß, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Dachau im Kreistag, noch einmal nach den Gründen und Folgen des Aufruhrs. Viele Bürger und seine Fraktion seien von den Vorgängen "irritiert" gewesen. "Ich habe mich gewundert, dass so etwas passiert", sagte Leiß zum Motiv des Antrags.

Die Flüchtlinge - ausschließlich junge und ledige afrikanische Männer - lehnten vegetarisches Essen ab und forderten zwei warme Mahlzeiten pro Tag, möglichst Fisch und Chips, Rindfleisch und Hähnchen mit Reis im Wechsel. Das Landratsamt verhandelte daraufhin mit dem Caterer, der auch die Erstaufnahmeeinrichtung Bayernkaserne in München beliefert. Die Forderung der Flüchtlinge wurde insoweit erfüllt, als sie jetzt ein warmes Essen nach ihren Wünschen erhalten. Der Caterer verlangt für die geänderte Verpflegung vier Euro mehr pro Bewohner und Tag. Die Mehrkosten übernimmt die Regierung von Oberbayern. Auch die defekte Dusche wurde schnell repariert. Für die Bewohner der Tennishalle stehen zwei Duschcontainer mit jeweils sechs Duschen zur Verfügung. Wie Brigitte Detering, Leiterin des Sachgebiets Soziales, erläuterte, gebe es in den anderen Asylunterkünften des Landkreises keine Probleme mit der Verpflegung. In den Container-Anlagen leben die Bewohner in Zwei-Bett-Zimmern und kochen sich ihr Essen selbst. Außerdem will der Landkreis so genannte Kümmerer einstellen, die als direkte Ansprechpartner in den Unterkünften zur Verfügung stehen.

Hauptabteilungsleiter Gerhard Weber zeigte sich über den Antrag der Freien Wähler Dachau verärgert. Es wäre besser gewesen, die Fraktion hätte sich bei der Verwaltung informiert, statt die Angelegenheit noch einmal öffentlich breitzutreten. Dies provoziere rassistische Äußerungen. "Wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen", sagte Weber. Noch deutlicher wurde Marese Hoffmann, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sie wandte sich direkt an Sebastian Leiß: "Wenn Sie von Bürgern darauf angesprochen werden, dann sollten Sie sich hinter die Asylbewerber stellen."

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