Dachau/Haag:Schnäppchen ohne Wert

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Betrüger bieten im Internet das Haus eines Dachauers billig an. Der Eigentümer möchte aber gar nicht verkaufen

Von Katharina Aurich, Dachau/Haag

Das Angebot klang verlockend. Als richtiges Schnäppchen wurde kürzlich ein Haus samt Grundstück in Haag auf einer deutschlandweiten Immobilien-Webseite zum Kauf angeboten. Jedoch sei der Preis von 155 000 Euro für das architektonisch ansprechende Haus mit großem Grundstück so niedrig gewesen, dass man hätte misstrauisch werden müssen, sagt Anton Lobmayer von der Polizei Freising. In der Tat waren Betrüger am Werk, die so versucht haben, an Geld zu kommen. Beispielsweise verlangen sie Vorauszahlungen für ein Haus, das ihnen gar nicht gehört. Es gehört einem Dachauer.

Dieses Vorgehen sei kein Einzelfall, sagt Lobmayer. Immer wieder kämen Bürger zur Polizei, die leichtgläubig auf verführerische Schnäppchenangebote wie dieses eingehen und um ihr Geld betrogen würden. Inzwischen ermittelt die Inspektion in Freising, wo einige misstrauische Bürger Anzeige erstattet haben.

Die Spuren führen nach England. Die Chancen, die Betrüger zu schnappen, seien sehr gering, berichtet Lobmayer aus Erfahrung. Das Lukrative an dieser Betrugsmasche sei unter anderem der Handel mit E-Mail-Adressen, denn auf dem Kontaktformular zum Schnäppchenangebot werden diese und auch das Einkommen der Interessenten abgefragt.

Diejenigen, die das Formular online ausfüllen, erhalten per E-Mail regelmäßig Kreditangebote. Nach drei Wochen erscheint bei ihnen eine weitere E-Mail aus dem Ausland, die sich auf die Immobilie bezieht. Man soll seine Personalausweisnummer angeben, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren, wird auf Englisch und in holprigem Deutsch mitgeteilt. An die Mail angehängt ist eine Kopie des Ausweises einer Französin, angeblich die Besitzerin des Hauses, das sie aus persönlichen Gründen rasch verkaufen müsse. Auch mit der Personalausweisnummer lassen sich Geschäfte machen. Die angehängte Ausweiskopie an der Mail sei wahrscheinlich von einem gestohlenen Dokument, vermutet die Polizei. In einem nächsten Schritt werde man aufgefordert, eine bestimmte Summe auf ein Nummernkonto zu überweisen, als Vorauszahlung für einen Besichtigungstermin, schildert Lobmayer. Das Geld sehe man nie wieder.

Der Dachauer Eigentümer der Immobilie, die natürlich nicht zum Verkauf steht, ist mittlerweile völlig entnervt. Er wolle seinen Namen nicht in der Zeitung lesen, da er bereits genug Ärger aufgrund der betrügerischen Annonce habe, sagt er. Er selbst wohne in Dachau, ständig werde er von Kaufinteressenten angerufen und bei seinen Mietern in Haag spazierten die neugierigen Kaufinteressenten ohne Hemmungen durch den Garten. Sie hätten ja per Mail einen Besichtigungstermin mit den "Besitzern" verabredet, begründen sie ihr Eindringen.

Der Eigentümer hatte sein Haus vor Weihnachten zur Vermietung angeboten, so seien die Betrüger offensichtlich an die Bilder und Grundrisse gelangt. Immoscout habe, nachdem Beschwerden eingingen, "das betreffende Inserat überprüft, das Kundenkonto mit Betrugsverdacht gesperrt und den Fall an die zuständige Behörde weitergegeben", sagt Sonja May, die PR-Managerin des Immobilienportals. Die Sicherungsmaßnahmen des Online-Anbieters glichen jedoch leider oftmals einem "Katz-und-Maus-Spiel", da die Betrüger ihre Strategie kontinuierlich anpassten, erklärt sie. Dazu gehöre, dass sie sich immer wieder mit einem neuen Nutzerkonto und einer neuen E-Mail-Adresse anmeldeten, Objektbeschreibungen und Fotos würden variiert, um die Sicherungsmaßnahmen zu umgehen.

Immoscout ist offensichtlich nicht in der Lage, die Seriosität der einzelnen Anbieter zu überprüfen, was May auch bestätigt: "Aufgrund der enormen Anzahl von monatlich mehr als 510 000 verschiedenen Angeboten können wir nicht die Identitäten der Anbieter überprüfen." Das habe auch der Gesetzgeber erkannt und Onlinemarktplätze wie Immoscout von Prüfungspflichten im Hinblick auf fremde Inhalte freigestellt. Deshalb übernehme das Onlineportal keine Verantwortung, dafür seien die Kunden selbst zuständig, so May. Bleibt also nur der gesunde Menschenverstand.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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