Dachau/Freising:Viele Bewerber gehen nach München

Dachau/Freising: Albert Sikora, Leiter der Mittelschule Bergkirchen, sieht einen Trend zur höheren Schulausbildung, dem man sich anpassen müsse.

Albert Sikora, Leiter der Mittelschule Bergkirchen, sieht einen Trend zur höheren Schulausbildung, dem man sich anpassen müsse.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Betriebe und Unternehmen im Landkreis Dachau suchen nach Auszubildenden

Von Dennis Wenzl, Dachau/Freising

Aus Dachau und drei weiteren Landkreisen sind Vertreter von Wirtschaft und Schulen zur jährlichen Ausbildungskonferenz der Arbeitsagentur in Freising zusammengekommen. "Es bleibt spannend auf dem Ausbildungsmarkt", eröffnete Karin Weber, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, die Gesprächsrunde. Das Fazit: mehr Ausbildungsplätze, aber zu wenig Bewerber. Bei der guten Auftragslage, suchten die Unternehmen "händeringend" nach Nachwuchs. Im Landkreis Dachau lag die Sache anders: 677 Bewerber bei 407 Ausbildungsplätzen.

Diese Herausforderungen zu bewältigen, sehe die Arbeitsagentur als große Aufgabe der kommenden Zeit. Der Agenturbezirk mit seinen vier Landkreisen hatte im Jahr 2014/15 3264 Bewerber, 80 mehr als im Vorjahr, bei 2966 angebotenen Ausbildungsstellen. Derzeit seien 39 Bewerber ohne Ausbildungsperspektive bei 559 unbesetzten Ausbildungsstellen. Damit sei die Zahl der offenen Stellen um 195 gestiegen. Der Landkreis Dachau hatte 677 Bewerber bei 407 Ausbildungsstellen, wobei sieben Bewerber noch nicht untergebracht seien.

In Dachau zeige sich der Trend, dass immer mehr Bewerber nach München gehen. Das sei wohl auf die gute Verkehrsanbindung und die größere Ausbildungsvielfalt in München zurückzuführen. 87 Ausbildungsstellen seien unbesetzt geblieben. Laut Florian Kaiser, Referent der Industrie- und Handelskammer (IHK), gab es zu Beginn diesen Jahres 194 Berufsschulabschlüsse. Das sei ein Plus von 13,5 Prozent. Da der Dachauer Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs entschuldigt war, kamen nur die Vertreter der Schulen zu Wort. Für das Schulamt Dachau sprach Albert Sikora, der Leiter der Mittelschule Bergkirchen. Er sehe den Trend zur höheren Schulausbildung, was schade sei, wolle man doch auch das Handwerk stärken. Dieser Situation sowie der Entscheidung vieler Bewerber für München müsse man sich anpassen. München habe nun mal die großen Industriebetriebe.

Wichtig war es ihm, eine Lanze zu brechen für die Unterstützungssysteme. Die Schüler der achten und neunten Klassen profitierten sehr von den angebotenen Praktikumsplätzen, Berufsberatung und Berufseinstiegsbegleitung, bei der sozial benachteiligte Schüler von der achten Klasse bis in die Ausbildung hinein beraten werden. Neben den Arbeitsmessen habe man auch zusammen mit den Betrieben eine Broschüre erarbeitet, die in Gemeinden und Schule ausgelegt werde. Es werde viel gemacht, aber es entstünden Schwierigkeiten alle Maßnahmen zu koordinieren, merkte Sikora an. Es seien Absprachen erforderlich, um zu verhindern, dass ein Schüler "doppelt und dreifach" beraten wird. Wie in den anderen Landkreisen sei ein höherer Zulauf zu den "M 10-Klassen" bemerkbar. Dies sei einerseits begrüßenswert, gehe andererseits aber auf Kosten der Ausbildung.

Um die Übertrittszahlen aufrecht zu erhalten, bliebe den Schulen gar keine andere Wahl, als auch einen mittleren Ausbildungsweg anzubieten. Johannes Sommerer von der Berufsschule Dachau, in der acht Ausbildungsberufe zur Wahl stehen, bescheinigte die Stabilität der Schülerzahlen im Vergleich zu den vorherigen Jahren. 120 bis 130 Schüler seien noch in der Orientierungsphase und daher noch nicht in einer Berufsausbildung. Berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge seien in sechs Berufsintegrationsklassen organisiert.

Dabei handle es sich um Vollzeitklassen in einem zweijährigen Integrationsprogramm. Ziel dieser Klassen, so Sikora, sei es, die Flüchtlinge schnell in die Berufswelt einzuführen und sie sprachlich und kulturell zu integrieren. Die beiden Schulvertreter Dachaus wiesen auch noch ausdrücklich auf die "Woche der Ausbildung" von 22. bis 26. Februar 2016 hin. In Dachau sei eine der drei Schulen, die diese Woche die Aktion in Oberbayern durchführen. Besucher beider Seiten der Ausbildung sowie Realschüler und Gymnasiasten erwarte eine "kurze intensive Berufsmesse".

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