Dachauer Volksfest:Hier werden die Taschen schon kontrolliert

Volksfest 2016

Aus dem Riesenrad erhält man einen eindrucksvollen Blick über das Dachauer Volksfest, das bislang sehr friedlich verlaufen ist.

(Foto: Niels P. Jørgensen)
  • Nach den Anschlägen in Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf in München werden die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Oktoberfest verstärkt.
  • Auf dem Dachauer Volksfest werden Taschenkontrollen bereits ausprobiert.
  • Stadt und Polizei ziehen bislang eine positive Bilanz.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Axt-Attacke von Würzburg, der Amoklauf von München und der Sprengstoffanschlag von Ansbach wirken in Bayern immer noch nach. So hat die Stadt München als Reaktion auf die Ende Juli verübten Gewalttaten beschlossen, dass die Besucher des Oktoberfests keine Rucksäcke oder größere Gepäckstücke mitbringen dürfen. Um das Verbot durchzusetzen, wird ein 350 Meter langer mobiler Zaun um Teile der Theresienwiese gezogen.

In der Großen Kreisstadt Dachau, wo derzeit das Volksfest mit jährlich etwa 300 000 Besuchern läuft, hat man die Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls verschärft. An den vier Eingängen zur Ludwig-Thoma-Wiese kontrolliert ein Sicherheitsdienst die Taschen der Festgäste; die Polizeipräsenz wurde verstärkt. Nach fünf Tagen zieht die Stadt Dachau eine positive Halbzeitbilanz. "Unsere Maßnahmen haben sich gut bewährt", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). "Die Leute nehmen die Kontrollen gut an. Sie verstehen das und finden sie richtig."

Die Befürchtungen des Dachauer Volksfestreferenten Robert Gasteiger, dass die Angst vor Terror sich negativ auf die Besucherzahlen auswirken könnte, haben sich demnach nicht bestätigt. Im Gegenteil: "Das Volksfest läuft hervorragend, was man von den Wirten und Schaustellern so hört", sagt Hartmann.

Für die Dachauer sind die Taschenkontrollen auf dem Volksfest eine bislang unbekannte Sicherheitsmaßnahme, die sie unter dem Eindruck der jüngsten Anschläge offensichtlich gerne in Kauf nehmen. Hartmann berichtet, dass sich einige Volksfestgäste bei ihm sogar beschwert haben, weil sie die Kontrollen für zu lasch halten: "Die Leute waren enttäuscht, dass ihre Taschen nicht kontrolliert wurden", sagt Hartmann. Infolgedessen habe er den Sicherheitsdienst aufgefordert, noch gründlicher vorzugehen.

Die Stadt gibt für das zusätzliche Sicherheitspersonal rund 20 000 Euro aus, sagt Hauptamtsleiter Josef Hermann. An den vier Zugängen zum Festgelände an der Martin-Huber-Treppe, am Kindergarten Nazareth, vor dem Parkplatz an der Amperbrücke und an der Dr. Engert-Straße stehen zu Stoßzeiten mindestens drei Security-Mitarbeiter in gelb leuchtenden Warnwesten.

In den Eingängen stellen die Wachmänner Biertische quer, um die Durchgänge zu verschmälern und den Besucherfluss zu entschleunigen. Die Festgäste mit Tasche müssen ihr Gepäck auf die Biertische legen und kontrollieren lassen. "Wer damit nicht einverstanden ist, darf das Volksfest nicht betreten", hatte Oberbürgermeister Hartmann bereits vor dem Volksfest angekündigt.

Jeder Besucher wird in Augenschein genommen

Laut dem Leiter des Sicherheitsdienstes, Stefan Kosuch, werden nahezu alle Taschen kontrolliert. Das Sicherheitspersonal nehme jeden Volksfestbesucher in Augenschein und entscheide dann, ob seine Tasche durchsucht wird. "Die meisten Gäste öffnen ihre Taschen, bevor sie dazu aufgefordert werden", sagt Kosuch. Bis Donnerstagnachmittag sei kein einziger verdächtiger Gegenstand gefunden worden.

Björn Scheid, Pressesprecher der Dachauer Polizei, zieht eine ebenso positive Halbzeitbilanz. In Absprache mit der Stadt hat die Polizei Dachau mit Unterstützung anderer Dienststellen ihre Präsenz auf der Festwiese deutlich verstärkt, um potenzielle Gewalttäter abzuschrecken und im Ernstfall schneller reagieren zu können. "Es wird mehr patrouilliert und wir sind stärker sichtbar", sagt Scheid.

"Die Leute zeigen sich dafür dankbar." Bisher verlaufe das Volksfest friedlicher als in den vergangenen Jahren. Bis Donnerstagmittag wurden drei Körperverletzungen, eine sexuell motivierte Beleidigung, eine Sachbeschädigung und ein Diebstahl aufgenommen. "Man kann nie ausschließen, dass etwas passiert", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann. "Aber wenn die zweite Hälfte genauso positiv verläuft wie der erste, dann hatten wir wieder ein schönes Volksfest."

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