Dachauer Schlosskonzerte:Fein ziselierte Kammermusik

Das Eröffnungsprogramm der Dachauer Schlosskonzerte mit Kristóf Baráti (Violine) und Gábor Farkas (Klavier), Mozart, Schumann, Bach und Bartók.

Adolf Karl Gottwald

Der Begriff "klassisch" ist in der Musik im engeren Sinn auf die Wiener Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven bezogen, im ersten Schlosskonzert 2012 der städtischen Reihe am Samstag, 28. Januar, aber in der allgemeineren Bedeutung von "mustergültig, vorbildhaft" gemeint. Von den Wiener Klassikern ist nur Mozart vertreten, und zwar mit seiner Sonate für Klavier und Violine G-Dur KV 301. Mozart hat sie wahrscheinlich im Februar 1778 in Mannheim geschrieben. Es ist die erste der sechs Sonaten für Klavier und Violine, die er der Kurfürstin von der Pfalz gewidmet hat. Die Solisten sind: Kristóf Baráti (Violine) und Gábor Farkas (Klavier).

Erstes Schlosskonzert 2012

Die steile Karriere von Kristóf Baráti (Violine/ im Bild) und Gábor Farkas (Klavier) begann im gleichen Lebensalter von fünf Jahren und führt sie durch die großen Konzertsäle der Welt.

(Foto: oh)

Mozart war sich der Qualität seiner Komposition bewusst und schrieb an seinen Vater: "Von die 6 clavier sonaten habe ich noch 2 zu machen, ich habe aber keine Eile damit, denn ich kann sie hier nicht stechen lassen . . . Da laß ich sie lieber zu Paris stechen, da sind die Stecher froh wenn sie was neues bekommen, und zahlen braf; und mit suscription kann man auch eher etwas machen." Die sechs Sonaten wurden dann tatsächlich in Paris verlegt, doch der finanzielle Erfolg hielt sich in Grenzen. Wir schätzen die zweisätzige Sonate G-Dur, die Mozart selbst als Eröffnungsstück an die Spitze seiner sechs Sonaten gestellt hat, als besonders fein ziselierte Kammermusik.

Robert Schumann hat erst 1851, also relativ spät, Sonaten für Violine und Klavier komponiert und (in diesem Jahr) nur zwei vollendet. Beide liegen stilistisch an der Grenze der Kammermusik und knüpfen an die Auflösung dieser Form an, die schon Beethoven vorbereitet und Schubert vollendet hatte. Die jetzt gespielte Sonate a-Moll op. 105 hat den Charakter der freien Fantasiestücke, sie ist leidenschaftlich, doch laut Kammermusikführer "ein etwas wühlendes Stück Musik".

Virtuos, doch in barocker Manier, sind die Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Die Partita E-Dur scheint Bach selbst besonders geschätzt zu haben, er hat sie mehrfach, zum Beispiel auch für Laute solo, bearbeitet. Als einzige der Partiten beginnt sie mit einem Preludio, einem geigerischen Spielstück par excellence. Darauf folgen stilisierte Barocktänze, Gavotte, Menuett, Bourrée, Gigue und eine Loure, einem bei Bach sehr seltenen, im 6/4-Takt notierten Tanz, dem Siciliano verwandt, doch breiter ausschwingend. Bei dieser Tanzfolge stellen sich keine Verständnisprobleme ein.

Musikalisch sehr eingängige Stücke - freilich ganz anderer Art - sind die Rumänischen Tänze von Bela Bartók. Auf seinen ausgedehnten, zum Sammeln von echten Volksliedern unternommenen Reisen kam er auch nach Rumänien, wo ihn die Rhythmik der Volkslieder und Tänze begeisterte. Einige besonders mitreißende Stücke hat er für Klavier bearbeitet. Hier erklingen sie in der heute stark verbreiteten Fassung für Violine und Klavier. Der klassische virtuose Abend für Violine und Klavier gipfelt beim "Hexenmeister" der Violine, bei Niccolo Paganini. Bei dessen Campanella kann der Geiger höchste Virtuosität zeigen, und fürs Publikum ist es ein Ohrwurm.

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