Dachauer Schlossbergbrauerei:"Hinters Licht geführt"

Der Eigentümer der Schlossbergbrauerei schließt einen Wirtshausbetrieb auf dem Gelände aus. Der Bauausschuss will mit einem Bebauungsplan diese Option offenhalten und so eine reine Wohnanlage verhindern.

Walter Gierlich

"Es ist bitter für den Stadtrat, dass er so hinters Licht geführt worden ist", sagte Kai Kühnel, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis für Dachau am Dienstag sichtlich erzürnt im Bauausschuss. Und Kühnel war nicht das einzige Mitglied des Gremiums, das wütend auf ein Schreiben der Anwaltskanzlei Taylor Wessing reagierte, in dem diese im Namen des Eigentümers, der Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA, einer Wiedereröffnung des ehemaligen Zieglerkellers mit seinem idyllischen Biergarten und den alten Kastanien eine Absage erteilte. "Jetzt ist die Katze aus dem Sack", sagte Peter Denk von der Überparteilichen Bürgergemeinschaft (ÜB) in der Diskussion über den CSU-Antrag, mittels eines Bebauungsplans den Biergarten zu sichern und vor einer Wohnbebauung zu schützen.

Der Zorn war gegen Sedlmayr-Aufsichtsratschef Jobst Kayser-Eichberg gerichtet, der den Stadträten im Zuge der Beratungen über seine Baupläne auf dem Areal der ehemaligen Flaschenabfüllerei mehrmals versprochen hatte, das denkmalgeschützte Brauereigebäude auf der anderen Straßenseite nicht nur zu sanieren, sondern auch den Gaststättenbetrieb wiederaufzunehmen. Anfang 2009 hatte der Bauausschuss den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst. Dieser sah den Abriss der ehemaligen Flaschenabfüllerei und den Bau von 30 Wohnungen auf dem Gelände vor und den Umbau des Brauereigebäudes für Wohn- und Gewerbezwecke auf der gegenüberliegenden Seite der Klosterstraße sowie den Bau von drei Stadthäusern im hinteren Bereich des Brauereigrundstücks.

Doch wurde das Verfahren geteilt und zunächst nur das Vorhaben auf dem Areal der Flaschenabfüllerei vorangetrieben, gegen deren Abriss die fraktionslose Stadträtin Elisabeth Schilhabel ein Bürgerbegehren startete, das aber beim Bürgerentscheid abgelehnt wurde. Auch die Petition im Landtag blieb erfolglos. Inzwischen ist der Eigentümer vom Bebauungsplan abgerückt und hat einen einfachen Bauantrag für die 30 Wohnungen gestellt, die sich nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs lediglich an die Umgebung anpassen müssten. Der städtische Bauamtsleiter Michael Simon, der dem Vorhaben durchaus wohlwollend gegenübersteht ("Es wird etwas gebaut, was der Belebung der Altstadt dient."), hofft, dass es noch vor der Sommerpause zu einer Entscheidung über den Bauantrag kommt. Das wiederum möchte Schilhabel ganz und gar nicht, die leidenschaftlich an ihre Stadtratskollegen aus dem Bauausschuss appellierte, das Vorhaben abzulehnen: "Haben Sie den Mut, sagen Sie einfach nein."

Da für das Brauereigelände selbst vom Eigentümer "weder Planunterlagen vorgelegt noch Planungsanstrengungen gezeigt oder Anträge gestellt" worden seien, empfahl das Bauamt in seiner Beschlussvorlage zum CSU-Antrag, einen einfachen Bebauungsplan aufzustellen. Im bebauten Teil sollte Mischgebiet als Art der Nutzung festgeschrieben werden. Das bedeutet, dass dort Gewerbe, also auch Gastronomie, dauerhaft möglich wäre. Im südlichen Teil sollte "private Grünfläche mit Nutzungszweck Biergarten" festgesetzt werden.

Doch nachdem der CSU der Brief der Eigentümer-Anwälte bekannt geworden war, in dem jegliche gewerbliche Nutzung für "nicht darstellbar" erklärt wurde, schien sie einzuknicken. Es reiche, das Gelände des Biergartens mit einem Bebauungsplan als Freifläche zu sichern, da mit der Wiedereröffnung des Biergartens "in naher Zukunft nicht zu rechnen" sei, sagte Gertrud Schmidt-Podolsky. Das Übrige solle nach Paragraf 34, also nach der Nutzung in der Umgebung beurteilt werden, meinte sie. Das trug ihr von ÜB-Stadtrat Denk den Vorwurf einer "Wende um 180 Grad" ein, denn damit komme nur reine Wohnbebauung in Frage, eine Gaststättennutzung wäre gestorben. Das sahen auch Kai Kühnel (Bündnis) und Günter Heinritz (SPD) so, die der ansonsten ungeliebten Elisabeth Schilhabel zugestehen mussten, dass sie mit ihren Befürchtungen wohl recht gehabt habe. Nach einer Sitzungsunterbrechung besann sich die CSU und stimmte mit allen anderen Ausschussmitgliedern für ihren ursprünglichen Antrag.

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