Europäischer Musikworkshop in Altomünster:Klangschulung

Schiefen Guido

Zu den prominenten Dozenten des Europäischen Musikworkshops zählt seit vielen Jahren Guido Schiefen.

(Foto: oh)

Wieder beteiligen sich 49 vielversprechende Nachwuchsmusiker am Europäischen Musikworkshop. Wieder setzen sich mit einem zeitgenössischen Komponisten auseinander.

Von Anna-Sophia Lang

Der Europäische Musikworkshop in Altomünster ist längst zu einer zentralen musikalischen Einrichtung im Landkreis geworden. Oder wie der Bürgermeister der Gemeinde, Anton Kerle, es ausdrückt: "Kein kleines Steinchen, sondern ein Brocken im Mosaik der Altomünsterer Kulturlandschaft." Kerle ist als neu gewählter Bürgermeister zum ersten Mal Schirmherr beim neunten Workshop.

Das Ziel von Markus Kreul und Claudia Geisweid ist das gleiche geblieben: "Musik für alle erlebbar machen." Mit anderen Worten: "Musik spürt dem Wesen der Dinge nach, deshalb wollen wir erreichen, dass mehr Musik gehört, gemacht und sie besser verstanden wird."

49 Teilnehmer haben sich diesmal angemeldet, 38 von ihnen für die Masterclass. Sie kommen aus Deutschland, Belgien, der Schweiz und Spanien. Elf junge Musiker stammen aus dem Landkreis. Das sind zwar drei mehr als im vergangenen Jahr, aber Kreul und Geisweid wünschten trotzdem , es wären mehr.

Das Fehlen einer Kreismusikschule, was die meisten der Klassik zugeneigten Musiker und Zuhörer im Landkreis bedauern, ist auch im Vorfeld des diesjährigen Europäischen Musikworkshops wieder Thema. Gleich geblieben, aber ohne den bitteren Beigeschmack, ist das Konzept: "Arbeit auf Augenhöhe statt Meisterlehre von oben herab." Also: "Der Dialog steht, "im Mittelpunkt der Arbeit", sagt Kreul.

Auch bei den Dozenten gibt es viele bekannte Gesichter: Neben dem Pianisten Kreul und dem renommierten Cellisten Guido Schiefen sind Sibylla Rubens (Gesang), Sebastian Caspar (Assistent Violine), Raphael Gärtig (Flöte), Linde Dietl (Klavier) und Harald Harrer (Klarinette) wieder mit dabei. Violinist David Frühwirth, der sich international bereits einen Namen gemacht hat und regelmäßig in großen Konzertsälen wie der Carnegie Hall in New York City auftritt, unterrichtet zum ersten Mal. "Wir sind schon eine richtige Workshopfamilie", sagt Claudia Geisweid, "man kennt sich, man duzt sich". Die Dozenten, so die ehemalige Kulturreferentin von Altomünster, schätzten die Ruhe und Gastfreundschaft in Altomünster, die sie in dieser Form nirgendwo anders erlebten. Guido Schiefen ist jedes Jahr während des Workshops Gast bei Geisweids. Und gehört schon fast zur Familie. "Es ist schon ein besonderes Erlebnis, wenn dieser berühmte Cellist bei mir daheim die Möbel im Wohnzimmer beiseite schiebt und Cello spielt", sagt Geisweid.

Ebenfalls kein Neuling auf der musikalischen Bühne ist Sascha Janko Dragićević. Sein Werk steht im Mittelpunkt der Reihe "Composer in residence". Er studierte auch elektronische Komposition und zeitgenössische Kammermusik an der Musikhochschule Köln und belegte Kurse bei namhaften Komponisten neuer Musik wie Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel. "Neue Musik wird oft als sperrig und irritierend empfunden", sagt Markus Kreul. "Sascha Janko Dragićević ermöglicht es den jungen Musikern, sich mit einem Komponisten darüber auseinander zu setzen." Dragićević erarbeitet mit den Teilnehmern eine Auswahl seiner Kammermusik- und Klavierwerke, darunter auch ein Quartett mit elektroakustischen Elementen, bei dem die Musiker Kopfhörer tragen. Per Videobotschaft aus Paris - dort ist Stipendiat des Berliner Senats in der Cité Internationale des Arts - teilte der Komponist bei der Vorstellung des Workshops mit, dass er sich besonders auf die Arbeit mit Kindern freut. Den Teilnehmern will er vor allem den Weg von der Improvisation bis zur fertig notierten, reproduzierbaren Komposition zeigen

Der Workshop ist bereits im vollen Gange, auch die ersten Konzerte wurden schon gespielt. "Stimmungsvoll und wunderschön" fand Claudia Geisweid das Dialogkonzert am Ostermontag im Birgittinnenkloster in Altomünster. Bereits zum zweiten Mal hatten die Schwestern die Türen ihrer Kapelle geöffnet, die dann auch bis auf den letzten Platz besetzt war. Umrahmt von der Musik Purcells, Rosiers, Casals' und Arcadelts las Priorin Mutter M. Apollonia Buchinger aus den Offenbarungen der Heiligen Birgitta.

Doch auch musikalisch trat die Ordensgründerin in Erscheinung: Kaum etwas ist über die Birgittischen Choräle bekannt. Die Noten, erklärte Kreul bei der Vorstellung des Workshops, hatte Dozent Raphael Gärtig mehr oder weniger zufällig in einem Antiquariat entdeckt. In ihnen vertonte der finnische Komponist Erkki Gustav Melartin zwischen 1900 und 1906 die ordenseigene Antiphon - den liturgischen Wechselgesang - der Birgittinnen Rosa rorans bonitatem. Teils von der Sakristei herab sang Susanne Müller mit Begleitung von Stefan Pitz am Klavier die Choräle. Claudia Geisweid kann sich noch gut daran erinnern, wie ihre Tochter vor langer Zeit als Zweijährige das erste Mal jemanden von der Sakristei der Kapelle singen hörte. "Horch, die Engel singen", sagte sie damals zu ihrer Mutter. Auch deshalb war das Konzert für diese "ein wundervoller Abschluss der Osterwoche".

Meisterkonzert am Donnerstag, 9. April, 19.30 Uhr, Ludwig-Thoma-Haus, Dachau. Abend der Begegnung mit Guido Schiefen am Freitag, 10. April, 19.30 Uhr, Historischer Keller am Hechthof im Untergeschoss der Sparkasse, Altomünster. Abschlusskonzert I und II am Samstag, 11. April, 17 und 19.30 Uhr, Evangelisches Gemeindezentrum.

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