Dachau:Wunderbar grau

Dachau: Inge Jakobsen bei der Vernissage in der KVD-Galerie.

Inge Jakobsen bei der Vernissage in der KVD-Galerie.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Kunsthistorikerin Brigitte Klebac erklärt die neuen Bilder von Inge Jakobsen in der KVD-Galerie

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die eigentliche gute Nachricht war am Rande der Vernissage von Inge Jakobsen in der Galerie der Künstlervereinigung Dachau (KVD) zu vernehmen: Oberbürgermeister Florian Hartmann plant einen Ankauf. In den vergangenen Jahren war es nur selten noch der Fall, dass die Stadt direkt aus einer Ausstellung bei der KVD ein Bild erwarb. Übrigens sehr zum Bedauern des Vorstandes. Denn gute Künstler lassen sich in den Ausstellungsraum der Kulturschranne letztlich nur locken, wenn auch der finanzielle Anreiz stimmt. Die zweite gute Nachricht aus Sicht des Vorsitzenden Johannes Karl war die Wahl von Florian Marschall in den Vorstand der Vereinigung. Er ist wieder komplett. Und die dritte, schließlich wesentliche, ist die Ausstellung selbst.

Die Vernissage am Donnerstagabend war gut besucht, was in der Vergangenheit sogar bei heimischen Künstlern nicht mehr selbstverständlich war. Vielleicht lag es auch daran, dass sich die Politik zurück hielt und auf offizielle Reden verzichtete. In der Vergangenheit monierten langjährige Kunstfreunde immer wieder, dass sie Vernissagen nicht mehr wahrnähmen, weil sie die Reden von Kommunalpolitikern als Selbstdarstellung empfanden. "Das tue ich mir nicht an", hieß es.

Künstlerin Inge Jakobsen war sichtlich zufrieden, auch wegen der angeregten Unterhaltungen. Solche Reaktionen sind bei einer Kunst nicht selbstverständlich, die sich der konstruktivistischen Tradition verpflichtet fühlt. Denn sie ist wie viele moderne Gedichte hermetisch. Ein Quadrat, ein Dreieck, ein Linie - mehr ist nicht. Auf den ersten Blick. Was sich auf den zweiten und dritten Blick erschließt, skizzierte Kunsthistorikerin Brigitte Klebac in ihrem Vortrag. Sie zeichnete den Weg von Inge Jakobsen in eine überraschende Radikalität nach - von den kräftigen Farben wie Neonpink zum Grau. "Was für ein Kontrast." Man kann auch sagen: Was für eine Radikalität oder Konsequenz. Denn schwerer kann man es sich als Künstlerin wohl nicht machen, als eine malerische Sichtweise fortzuführen, wie die konkrete Kunst sie darstellt. Das war und ist auch ein finanziell steiniger Weg.

Und das eben noch in Grau. Brigitte Klebac zeigte sich überzeugt, dass Inge Jakobsen ihr ureigenes Thema der Balance und des Ausgleichs in dieser Farbnuance noch besser ausformulieren konnte. Denn nichts lenkt mehr von den Quadraten ab, die sich zu bewegen scheinen oder von den Dreiecken, die an Rasanz zulegen. Sie erläuterte auch die aufwendige Technik, mit der Jakobsen Schicht um Schicht auflegt, bis ihre Hauptfarben gelb, rot und blau ins Graue übergehen.

Karin Schuff aus Schweden, die in ihren Werken einen ähnlichen Ansatz pflegt, wie Dänin Jakobsen, war von der Ausstellung beeindruckt. Ihr gefielen vor allem drei Arbeiten, in denen ihre Kollegin die klare Linie und harten Konturen konstruktivistischer Malerei auflöst. Die Künstlerin selbst bezeichnet das Gemälde "Malewitsch in Monets Garden" als ihr Lieblingsbild. Dessen schwarzes Quadrat, als Endpunkt bildender Kunst gemeint, verwandelt sich in eine Malerei, die an Monet erinnert. In Grau.

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