Dachau:"Wirre Gemengelage"

Schlossbrauerei

Die Dachauer haben viele schöne Erinnerungen an den ehemaligen Biergarten auf dem Schlossberg. Was nun aus dem Areal wird, ist völlig unklar.

(Foto: Niels Jörgensen)

Jobst Kayser-Eichberg, Investor auf dem Schlossberg, hat von der Kritik des Stadtrats die Nase voll.

Von Helmut Zeller, Dachau

Der Investor Jobst Kayser-Eichberg hat in Dachau immer wieder barsche Kritik einstecken müssen. Zuletzt fielen Mitte November in der Sitzung des Bauausschusses im Dachauer Stadtrat wieder harte Worte. "Es ist ja leider nichts Neues, dass man in Dachau von einzelnen Stadträten abgewatscht wird...und dass sehr schnell...", kontert Kayser-Eichberg jetzt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA, dem das 5300 Quadratmeter große Schlossbrauereigelände in Dachau gehört, hat in einer Presseerklärung deutlich gemacht, dass es ihm reicht.

2012 sahen sich Stadträte von ihm, "hinters Licht" geführt. Kayser-Eichberg hatte, so die Kritik, sein Versprechen gebrochen, Bräustüberl und Biergarten nach einer Sanierung des Brauereigebäudes zu erhalten. Stattdessen: Wohnbebauung auf beiden Seiten der Klosterstraße. Das kam jetzt im Bauausschuss wieder zur Sprache, zur Verblüffung des Investors. Er habe das, so Kayser-Eichberg, doch bereits 2012 erklärt: "Im Herbst 2009 hat der letzte Pächter seinen Vertrag gekündigt, worauf uns die Spaten-Franziskaner-Brauerei, unsere ehemalige Tochtergesellschaft, die an sie verpachtete Gaststätte 2010 zurückgegeben hat." Die Situation der Gastronomie in der Altstadt mit vielen Leerständen führte dazu, dass man von einer Wiederaufnahme des Gastbetriebes absah und beantragte, das Brauereihauptgebäude einschließlich Gaststätte zu Wohnzwecken umbauen zu dürfen.

"Wieso ich damit ein Versprechen gebrochen haben soll, ist mir nach wie vor unerfindlich", erklärt Kayser-Eichberg. Es sei doch vielmehr fair gewesen, den Stadtrat über die geänderten Pläne frühzeitig zu informieren. "Um auch nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, etwa gar das ehemalige Biergartengelände zu Wohnzwecken bebauen zu wollen", habe er damals zugesichert, dass der ehemalige Biergarten der Stadt Dachau für öffentliche Nutzung übereignet wird. 2012 habe der damalige OB Peter Bürgel (CSU) noch positiv reagiert: "So könne ein Kleinod entstehen."

Ein Danaergeschenk

Dieses Angebot bezeichneten Stadträte jetzt als "Danaergeschenk", so lange nicht geklärt ist, ob ein Biergartenbetrieb möglich ist. Das wundere ihn sehr, so Kayser-Eichberg, weil er doch am 1. September 2015 der Stadtverwaltung erklärt habe: "Einen Bürgerbiergarten, in dem die Bürger ihr Essen selbst mitbringen und die Getränke von einer kleinen Versorgungsstation abholen, halten wir für denkbar."

Kayser-Eichberg zieht den Schluss, dass die Verwaltung seinen vom 1. September den Mitgliedern des Bauausschusses möglicherweise nicht zur Kenntnis gebracht habe. Andernfalls könne er sich die Einstellung des Gremiums nicht erklären: "Wenn ein Biergartenbetrieb nicht möglich ist, dann brauchen wir dieses Geschenk nicht", wurde in der Sitzung erklärt. "Eine bodenlose Unterstellung" sei allerdings die Behauptung, dass er, so Kayser-Eichberg, das Areal mit zwei Baumdenkmälern los haben wolle, um sich den hohen Pflegeaufwand zu sparen. "Bei einer solchen Einstellung ist es ja wohl empfehlenswert, das Gelände des ehemaligen Biergartens zu behalten."

Verärgert hatte die Stadträte auch der aktuelle Antrag auf Einstellung des Bebauungsplanverfahrens. Von "Wildwuchs" sprachen sie und bewerteten diesen Antrag als ein "bissl frech". "Nur folgerichtig", meint Kayser-Eichberg, weil der Westflügel des Brauereihauptgebäudes aus denkmalschutzrechtlichen Gründen vom Abriss ausgenommen ist, folglich es nur noch um eine Umnutzung eines Bestandsgebäudes gehe. Hoffnungsvoll stimme ihn in dieser "wirren Gemengelage" nur die Mahnung von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zu einer "realistischen Einschätzung". Vielleicht könne man die Sanierung des Areals am Schlossberg nach inzwischen 18 Jahren doch noch zu einem Ende bringen.

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