Kochwirt Dachau:Wegen Ansturms geschlossen

Kochwirt

Immerhin: Jeden Donnerstagvormittag gibt es von 10 bis 14 Uhr ein Weißwurstfrühstück im Kochwirt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Zu viele Gäste, zu wenig Kühl-und Lagerräume: Warum der Mittagstisch im Kochwirt werktags ausfällt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Es regnet und regnet am Mittwoch in der Dachauer Altstadt - so stark, dass man am liebsten irgendwo Zuflucht suchen möchte. Es ist Mittag und zu allem Überfluss beginnt auch noch der Magen zu Knurren. Also ab in eine warme, freundliche Wirtsstube. Nur wo?

In der Altstadt, auf deren Kopfsteinpflaster sich inzwischen große Pfützen bilden, sieht es schlecht aus. Fast am Gipfel angekommen ist da dieses weiße Haus. Es brennt Licht. Über der grünen Eingangstür steht in leuchtenden Buchstaben: Kochwirt. Nichts wie hinein, denkt sich der völlig durchnässte Altstadtbesucher. Doch das Wirtshaus hat geschlossen. Der Grund dafür steht sehr ausführlich auf einem weißen Papier. "Liebe Gäste", heißt es da in altdeutscher Schrift. "Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit unseren Gästen den Kochwirt wieder so wunderbar beleben konnten." Aber: Weil die Kapazitäten der Kühl-und Lagerräume durch die erweiterten Öffnungszeiten derart überreizt seien und darunter die Qualität des Essens leiden würde, "haben wir uns entschlossen, das Mittagsgeschäft einzuschränken", teilt der Betreiber des Kochwirts, Matthias Schilcher, mit. Heißt konkret: Das Wirtshaus ist täglich (Dienstag Ruhetag) nurmehr von 17 Uhr an geöffnet, an Sonn- und Feiertagen durchgehend.

Die Dachauer, die sich nach einem vernünftigen, bayerischen Mittagstisch in der Altstadt gesehnt haben, sind ob dieser Entwicklung enttäuscht. Und die Stadt auch. Sie hatte Schilcher den Zuschlag gegeben, mit dem Wunsch, er möge das kulinarische Angebot in der Altstadt gerade auch zur Mittagszeit bereichern. Stadtkämmerer Thomas Ernst sagt ohne Umschweife: "Wir möchten als Stadt, dass der Kochwirt auch mittags geöffnet hat." Doch "explizit vertraglich geregelt" sei dies nicht. Für diesen Donnerstag hat er Schilcher zu einem Gespräch geladen.

Der Kühlraum ist zu klein

Matthias Schilcher, der das Lokal erst mit einigen Monaten Verspätung eröffnete, hatte durchaus angekündigt, in den ersten drei Wochen nur in den Abendstunden zu öffnen - einen Mittagtisch sollte es spätestens nach der offiziellen Eröffnung am 23. September geben. Letztlich aber galt das nur für drei Tage. Schilcher sagt: "Wir haben schon gewusst, dass viel los sein wird. Aber mit so einem massiven Ansturm haben wir nicht gerechnet." Der Mittagstisch sei wegen der mangelnden Kapazitäten in dem 400 Jahre alten Gebäude schlichtweg nicht zu bewältigen. Für die Masse der Lebensmittel, die ausschließlich frisch auf den Teller kommen, sei der vorhandene Kühlraum viel zu klein. "Wir bringen weder das Essen noch die Getränke rein." Wollte er das Mittagsangebot aufrecht erhalten, so würde zwangsläufig die Qualität des Essens darunter leiden, sagt Schilcher. "Aber Tiefkühlware wollen wir nicht."

Die Bedürfnisse und der Anspruch der Gäste hätten sich in den vergangenen Jahren einfach verändert, wohingegen die Kapazitäten in dem Wirtshaus die gleichen geblieben seien. Schon jetzt müsse Schilcher sein Bier teilweise außerhalb der Gaststätte lagern. Mindestens dreimal pro Woche würden neue Waren angeliefert. Der Müll, der anfällt, sei kaum zu bewältigen. "Wir sind mehr am Aufräumen als am Kochen", sagt Schilcher. Die Kapazitäten seien ausgereizt. "Wenn der Mittagstisch auch noch hinzukommt, zerreißt es das Lokal an allen Ecken und Enden. Wir sind dann nur noch damit beschäftigt, das Zeug hin- und herzufahren und vor uns aufzustapeln. Das kann nicht Sinn und Zweck sein. Dann laufen mir die Kunden davon."

Folglich werde es bei ihm auf absehbare Zeit keinen Mittagstisch mehr geben. "Wer einen Geistesblitz hat, für den haben wir immer ein offenes Ohr." Matthias Schilcher selbst hat ihn bislang nicht. "Platzbeschaffungsmaßnahmen", so sagt er, "würden einen massiven Umbau" erfordern. "Aber der würde sehr viel kosten."

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