Dachau:Waffe im Wagen, Brecheisen in der Hand

Amtsgericht Dachau verurteilt drei gescheiterte Automatenknacker zu Geldstrafen und Sozialstunden

Von Benjamin Emonts, Dachau

Was tun, wenn einem so richtig langweilig ist? Drei junge Männer aus Dachau rauchen erst einmal einen Joint. Dann steigen sie ins Auto, bewaffnet mit einer Soft-Air Pistole, einem Messer und allerlei Ganoven-Werkzeug. Sie fahren ziellos durch das Dachauer Hinterland. In Niederroth erspäht der Fahrer des Wagens einen Zigarettenautomaten. Er bremst stark ab. Wie wär's, lasst uns den mal knacken.

Seine zwei Mitfahrer gehen auf seine Idee ein, "wir wollten keine Loser sein", sagen sie. Mehr als sieben Monate später nun müssen sich alle drei vor dem Dachauer Amtsgericht verantworten. Sie sitzen dort wie kleine, hilflose Jungen, die gerade etwas ausgefressen haben und von ihrer Mutter geschimpft bekommen: kleinlaut und eingeschüchtert.

Man könnte auch sagen, es war "Dummheit", wie die Männer vor Gericht selbst einräumen. Schließlich fuhrwerkten zwei von ihnen, während einer Schmiere stand, sage und schreibe 30 Minuten lang an dem Automaten herum: Sie versuchten, mit einem Akkuschrauber das Schloss aufzubohren, den Automaten mit dem Brecheisen aufzubrechen und ihn mit einem Bolzenschneider aufzuschneiden. Doch all das half nichts. Einer der Männer schildert vor Gericht: "Wir wollten es mit roher Gewalt versuchen. Aber wir hatten nicht die Kraft." Als der Plan geplatzt zu sein scheint, die Männer packen bereits das Werkzeug wieder ein, kommt plötzlich ein Auto. In Panik rennt einer der Männer gegen einen Zaun: "Ich habe mir die ganze Jacke und Hose zerrissen." Schließlich verstecken sich die Täter. Und als die Luft wieder rein ist, packen sie fertig ein und fahren davon.

Am Ende der Straße wird ihr Wagen bereits von einer Streifenbesatzung der PI Dachau angehalten. Die Polizisten durchsuchen umgehend das Fahrzeug. Sie finden einen Werkzeugkasten, das Brecheisen, den Bolzenschneider, ein 17, 5 Zentimeter langes Messer, in der Ablage der hinteren Türablage die Pistole sowie in einem Aschenbecher 1,3 Gramm Marihuana. Spätestens jetzt bekommen die jungen Männer, die allesamt vorbestraft sind, Angst. Noch am selben Abend geben sie bei der Polizei ein vollumfängliches Geständnis ab.

Den Besitz des Marihuanas räumte der Fahrer, der zum Tatzeitpunkt 23 Jahre alt war, schon bei einer vorherigen Gerichtsverhandlung ein. Er hat inzwischen für ein Jahr seinen Führerschein abgegeben und wird, um diesen wieder zu bekommen, einen Idiotentest ablegen müssen. Das weitaus größere Problem stellt jedoch die Tatsache dar, dass die Angeklagten beim Versuch des Diebstahls eine Waffe mitführten. Denn darauf steht nach Erwachsenenstrafrecht mindestens eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Und dass die Waffen nach Aussage der Männer die ganze Zeit über lediglich im Auto gelegen sind, reichte Amtsrichter Daniel Dorner nicht aus: "Sie hätten sich der Waffe jederzeit ohne nennenswerten Zeitaufwand bedienen können, das reicht. Und sie hatten Munition dabei."

Da zwei der Angeklagten zum Zeitpunkt der Tat bereits über 21 Jahre alt waren, forderte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft drei beziehungsweise vier Monate Gefängnis auf Bewährung für sie. Der jüngste Angeklagte, ein 19-Jähriger, der noch nach Jugendstrafrecht beurteilt wurde, sollte zwei Freizeitarreste absitzen. Schließlich war auch er es, der die Waffe illegalerweise mit sich geführt hatte. Er sagt: "Ich wusste nicht, dass ich die Waffe nicht haben darf."

Unter Berücksichtigung aller Umstände und in Anbetracht der Tatsache, dass der Diebstahl gescheitert war, milderte Amtsrichter Daniel Dorner den Strafrahmen: Er verurteilte den Fahrer des Wagens, der den Diebstahl initiiert hatte, zu einer Geldstrafe von 3600 Euro, den Handlanger, der Schmiere stand, zu 900 Euro und den jüngsten der drei, der die Waffe mitgebracht hatte, zu 120 Sozialstunden.

An den Geldstrafen dürften die drei nun einige Zeit zu knabbern haben. Die Schule brachen sie alle ab, einer von ihnen gab an, seit fünf Jahren einfach nur nichts zu tun. Schließlich wollte Dorner wissen, wovon er denn lebe. Antwort: "Ich weiß es nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: