Konzertbericht:Vui Gfui

Die beiden Konzerte des Zitherklubs zum 125-jährigen Bestehen im Schloss mit 800 Besuchern sind ein Plädoyer für die echte Volksmusik. Ein Jubiläumsmarsch für den zweitältesten Kulturverein der Stadt

Von Sonja Siegmund, Dachau

Mit liebevoll gebastelten Lavendelsäckchen in Weißblau, von einem Trachtenpaar der Jugendgruppe der Trachtenerhaltungsgruppe D'Ampertaler in vielen Stunden gefertigt, ist am Samstag jeder der Gäste vor dem Renaissance-Festsaal des Dachauer Schlosses persönlich beschenkt worden. Zum 125. Jubiläum hat sich der Zitherklub dieses nette Dankeschön für die langjährige Treue der vielen Volksmusikfreunde ausgedacht. Wie die Jahre zuvor, waren wieder beide Konzerte schon seit Wochen ausverkauft. Entsprechend eng saßen die insgesamt 800 Besucher nachmittags und abends nebeneinander. Dass die vielen älteren Gäste für diesen Anlass ihre Festtagstracht anlegen, ist bereits lieb gewordene Tradition. Vor allem "Vui Gfui" haben die Organisatoren mit der Auswahl der Musikgruppen versprochen.

Und in dieser Stimmung aus Besinnlichkeit, Stolz und Spielfreude erinnerten sich viele Mitglieder an zahlreiche Konzerte und an ihre Anfänge im Zitherklub, der für sie eine Heimat der echten Volksmusik geworden ist. Paula Lachner (Altzither) bezeichnet sich im Gespräch mit der SZ selbst augenzwinkernd als "halbes Gründungsmitglied", schließlich ist die Dachauerin seit 62 Jahren Mitglied und immer noch aktiv dabei. Für ihre Verdienste als langjährige Schriftführerin und Musikerin wurde ihr 1998 die Silberne Bürgermedaille der Stadt Dachau verliehen. Dabei habe sie mit 16 Jahren das Zitherspiel überhaupt nicht interessiert. "Aber i hobs miassn, mei Vadda hat's so wolln", erinnert sich die rüstige 78-Jährige. Wie die meisten Dachauer Jugendlichen hat Frau Lachner bei der Familie Bernbeck drei Jahre lang Unterricht erhalten. Erst mit der Zeit habe sie sich dann für das Zitherspiel begeistert.

Ein langjähriges Klubmitglied ist Regina Winkler aus Markt Indersdorf, die seit 1983 dabei ist. Anfangs habe sie sieben Jahre Hackbrett gespielt, seit 1991 ist Winkler die einzige Harfenistin des Ensembles. Außerdem tritt die Indersdorferin mit dem Volksmusiktrio Saitenspiel im Dachauer Land auf. Erst mit etwa 40 Jahren hat sie die Harfe als Volksmusikinstrument für sich entdeckt, zuvor ist Winkler mit klassischem Harfenspiel aufgetreten. "Der Übergang von Klassik zur Volksmusik ist mir schon schwergefallen", gesteht Winkler, die zudem in klassischem Gesang ausgebildet ist.

Seit vielen Jahren gehört auch Jürgen Buckner dem Zitherklub an, zunächst als erster, dann zweiter Vorsitzender und immer als Begleitgitarrist des Ensembles. Buckner freut sich über den guten Zusammenhalt der Musiker und mit die Begeisterung, mit der sie spielen. Vor sechs Jahren hat Heinz Neumaier die musikalische Leitung des Zitherklubs übernommen, gemeinsam mit Lieselotte Stockinger. Bruckner eröffnete die beiden Jubiläumskonzerte mit einem "Grüß Gott beinander".

Für den Dachauer Volksmusikkenner, Gitarristen und Komponisten Heinz Neumaier hat die Zither im Alpenraum eine große Bedeutung: "Volksmusik ohne die Zither kann man sich gar nicht vorstellen." Als Dirigent lobte er die Aktiven, darunter einige Spieler, die mehr als 80 Jahre alt sind, dafür, dass alle "sehr gut mitarbeiten und große Freude am Musizieren haben". Er fügt hinzu: "Man sieht's, Volksmusik hält jung."

Nichtsdestotrotz freute er sich über zwei Nachwuchsmusiker. Seit etwa fünf Jahren spielt Susanne Bohn Diskantzither im Ensemble. Erst mit 40 Jahren hat sie mit dem Zitherspiel begonnen, Unterricht genommen und zu Hause oder in der Gruppe geprobt. In ihrer Jugend hat Bohn Klavier gespielt, später galt es sich zwischen Harfe und Zither zu entscheiden. Nun fühlt sich die Dachauerin im Zitherklub sehr gut aufgenommen: "Mir gefällt das Miteinander, die gelungene Mischung der Spieler, und woher sie überall kommen."

Das Jubiläumskonzert eröffneten Dirigent Heinz Neumaier und 25 Zitherspieler mit einem flotten Pichler Boarischeinz. Nicht weniger schwungvoll, mitunter auch besinnlich, gestalteten sich die Beiträge der Gastgruppen: der Singgemeinschaft Wölfnitztal unter Leitung von Dietmar Ebner, die gemeinsam mit der Volksmusikgruppe Ogris/Dominikus aus der Dachauer Partnerstadt Klagenfurt angereist waren sowie den vier Eschenloher Sängern, musikalisch begleitet von Zitherspieler Anton Schönach. Einer der Höhepunkte des Konzerts dürfte gewiss der Jubiläumsmarsch gewesen sein, den Heinz Neumaier vor 25 Jahren für den zweitältesten Dachauer Verein komponiert hat. Zu den Musikstücken passten die Verserl und Anekdoten, die Sprecher Bert Lindauer in altbairischer Mundart zum Besten gab.

Einer der treuesten Zuhörer ist Klaus Rohrmüller, der seit 20 Jahren die Volksmusik-Konzerte im Festsaal des Dachauer Schlosses besucht. Früher hat er selbst Volksmusik gespielt als Kontrabassist der Bergkirchener Stubnmusik. Zudem hört er gerne klassische und geistliche Musik sowie guten Jazz. Er ist quasi ein Crossover-Hörer, wie man heutzutage sagt. Aber echte Volksmusik bedeutet für ihn "mit das Schönste und Besinnlichste, was es gibt".

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