Dachau:Die Muslime laden ein - und keiner kommt

Tag der offenen Moschee

Hereinspaziert: Siddik Serin (links) und Ramazan Kursunlu warten am Tag der offenen Moschee im Dachauer Gebetsraum auf Besucher.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Türkisch-Islamische Verein will beim Tag der offenen Moschee Vorurteile ausräumen, aber nur wenige Besucher folgen der Einladung.

Von Veronika Königer, Dachau

Seit zehn Uhr am Morgen warten Siddik Serin, der zweite Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Vereins zu Dachau, und Ramazan Kursunlu, der Buchhalter des Vereins, in der Moschee im Dachauer Stadtteil Etzenhausen auf Besucher. Tee und selbstgemachter Kuchen stehen bereit, für die beiden Muslime kann der Tag der Offenen Moschee, der bundesweit seit 1997 immer am Tag der Deutschen Einheit veranstaltet wird, beginnen. Nur Interessierte lassen auf sich warten. Dabei stehen die beiden Gläubigen, zu denen später auch der Imam Siddik Tekingür stößt, gerne für ein Gespräch, Fragen zum Islam und einer Führung durch die Räume der Moschee, die in einem Wohnhaus untergebracht ist, bereit.

So zeigt Siddik Serin den Gebets- und Waschraum für die Männer im Erdgeschoss und im ersten Stock die Räume für die Frauen, die um einiges kleiner sind. Gerne berichtet er auch über die Arbeit in der Moschee: Neben den Gebeten fünfmal am Tag, zu denen immer ungefähr 20 Gläubige kommen, gibt es auch das Freitagsgebet. Seitdem viele Flüchtlinge im Landkreis Dachau leben, ist die Moschee da immer restlos überfüllt - mit rund 300 Muslimen. "Wir mussten sogar einmal Teppiche hinten im Hof auslegen, weil in den Gebetsräumen kein Platz mehr war", so erzählt Serin. Auch über die Arbeit mit Flüchtlingen kann der Besucher etwas erfahren: Jede Woche stellt der Türkisch-Islamische Verein die Räume der Moschee für einen Deutschkurs zur Verfügung, Flüchtlingskinder nehmen an den Wochenenden am Koranunterricht teil. Der Imam, der neben Arabisch und Türkisch auch ein wenig Persisch spricht, sagt: "Die Kinder können auch mit persönlichen Problemen zu mir kommen. Wir versuchen, ihnen zu helfen, damit sie sich nicht so fremd fühlen."

Falsches Bild vom Islam

Ein großes Ziel dieses Tages und des Vereins im Allgemeinen ist es, die Vorurteile gegenüber dem Islam auszuräumen. "Die Leute kennen den Islam aus der Bild-Zeitung. Aber so haben sie ein falsches Bild von meiner Religion. Terror und IS, das hat mit meiner Religion, in der es heißt, du sollst nicht töten, nicht das Geringste zu tun", sagt Siddik Serin entschieden.

Der Tag der Offenen Moschee ist nicht die einzige Gelegenheit, an der Besucher die Dachauer Moschee kennenlernen können. "Interessierte können immer kommen, eine Stunde vor und nach den Gebetszeiten ist meistens jemand da", erklärt der zweite Vorstand. Führungen für Schulklassen gibt es ebenfalls, allerdings nur nach Voranmeldung.

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