Dachau:Vierte Realschule im Landkreis gestartet

Für zwei Klassen und insgesamt 36 Schüler hat der Unterricht in Odelzhausen begonnen. Landrat Hansjörg Christmann (CSU) hätte sich mehr Anmeldungen gewünscht.

Renate Zauscher

Ein Projekt, das in bestem Sinne Schule machen könnte, ist mit Beginn des neuen Schuljahrs in Odelzhausen angelaufen: In Zusammenarbeit mit der Grund- und Hauptschule am Ort hat eine neue, zweizügige Realschule ihren Betrieb aufgenommen. Damit ist die Odelzhausener Schule laut Rektorin Cordula Weber die bisher einzige in Oberbayern, in der drei Schularten unter einem Dach koexistieren. Im Kooperationsmodell, das hier umgesetzt wird, bleiben zwar Mittel- und Realschule eigenständig, vorerst aber ist letztere an die Realschule Dachau angegliedert und wird kommissarisch von Gundula Socher, der zweiten Konrektorin in Dachau, geleitet.

Dachau: Einzigartig in Oberbayern: In Odelzhausen sind seit Beginn des neuen Unterrichtsjahres am Donnerstag mit der Grund, der Mittel- und der Realschule gleich drei Schularten unter einem Dach, wie Mittelschulrektorin Cordula Weber am Freitag betonte.

Einzigartig in Oberbayern: In Odelzhausen sind seit Beginn des neuen Unterrichtsjahres am Donnerstag mit der Grund, der Mittel- und der Realschule gleich drei Schularten unter einem Dach, wie Mittelschulrektorin Cordula Weber am Freitag betonte.

(Foto: DAH)

Die Bedeutung, die man in politischer wie pädagogischer Hinsicht dem neuen Kooperationsmodell zumisst, wurde bei einem Pressetermin deutlich, bei dem Landrat Hansjörg Christmann (CSU) mit Vertretern von Schulamt und Landratsamt, dem Schulverband und der Realschule Dachau am Freitag in Odelzhausen zusammenkam, um das Projekt vorzustellen. Noch vor kurzem sei an die Umsetzbarkeit eines solchen Modells in der Realität kaum zu denken gewesen, sagte Christmann. Nach Eintreffen der schulaufsichtlichen Genehmigung durch das Kultusministerium sei dann alles aber "sensationell schnell gegangen", wofür Christmann allen Beteiligten dankte.

36 Schüler, jeweils 18 pro Klasse, besuchen die neue Realschule. Mittel- und Realschule werden jeweils eigenständig geführt, alle Pflichtfächer werden getrennt unterrichtet. Neigungsfächer wie Theaterspiel oder zusätzliche Sportangebote sollen dagegen für Schüler der jeweils anderen Schulart offen sein. Auch die geplanten Förderangebote in den Kernfächern möchte Gundula Socher für Mittelschüler öffnen, um sie dann vielleicht in die fünfte oder sechste Realschulklasse aufnehmen zu können. Cordula Weber denkt sogar an die Möglichkeit eines "gleitenden Übergangs" zwischen beiden Schularten: "Dann wären wir hier Pioniere", sagt sie.

Mit der Schaffung einer vierten Realschule im westlichen Landkreis habe man auf die "Unterversorgung mit weiterführenden Schulen im Odelzhauser Raum reagiert", erklärte Hansjörg Christmann. Für die Schüler, deren Eltern sich für den Schulstandort Odelzhausen an Stelle von Indersdorf, Weichs oder Dachau entschieden haben, verkürzt sich der Schulweg ganz erheblich; gleichzeitig werden auch die teilweise übervollen Schulen an den anderen Standorten entlastet.

Für den Landkreis ergeben sich weitere Vorteile durch die Nutzung vorhandener Synergien. Während der nächsten drei Jahre reichen die freien Raumkapazitäten in der Odelzhausener Schule für die Unterbringung der Realschule aus; danach werden zusätzliche Räume benötigt. Sie sollen in einem Anbau untergebracht werden, der aber laut Kreisbaumeister Georg Meier deutlich kleiner und kostengünstiger sein wird als ein Neubau "auf der grünen Wiese". Fachräume oder die neue Dreifachturnhalle können ebenfalls von beiden Schulen genutzt werden.

Nicht ganz zufrieden sind Christmann und seine Mitarbeiter mit der Anzahl der Kinder, die für die Odelzhausener Realschule angemeldet wurden. Auch wenn so kleine Klassen wie in diesem Schuljahr natürlich "der Traum einer jeden Lehrerin, eines jeden Lehrers" seien: Er habe sich mehr Resonanz von Elternseite erwartet, sagt Christmann. Auch Albert Herbst, am Landratsamt für Schulfragen und Busverbindungen zuständig, hofft auf noch größeres Elterninteresse und auf Kinder vor allem aus Erdweg, Altomünster oder Bergkirchen. Sehr günstig liegt die neue Realschule auch für Kinder aus Egenhofen im benachbarten Landkreis Fürstenfeldbruck: Sie können Odelzhausen per Bus in wenigen Minuten erreichen; mit dem Landratsamt Fürstenfeldbruck konnten entsprechende Regelungen vereinbar werden. Herbst rechnet ebenso wie der Schulverbandsvorsitzende Konrad Brandmair mit deutlich mehr Elterninteresse, sobald "die Schule ein eigenes Gesicht hat".

Keinen Zusammenhang sieht Hansjörg Christmann mit der Genehmigung der neuen Realschule durch das Kultusministerium und Forderungen einer Odelzhausener Elterninitiative nach einer Gemeinschaftsschule, hinter denen er vor allem parteipolitische Interessen sieht. Ein Angebot aber dürfte immerhin alle berufstätigen Eltern freuen: "Baldmöglichst" werde es eine von der Arbeiterwohlfahrt Dachau geführte offene Ganztagsgruppe für Mittel- und Realschüler geben, erklärte Christmann. Von Montag bis Donnerstag könnten die Schüler und Schülerinnen zu Schulzeiten hier von 13 bis 16 Uhr betreut werden; entsprechende Anmeldungen lägen bereits vor.

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