Dachau:Viele Kinder sind bedürftig

Die kostenlosen Schulmahlzeiten im Landkreis Dachau haben sich zu einem wirksamen sozialpolitischen Projekt entwickelt.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

In Indien gibt es ein Gesetz, wonach jedes Schulkind bis zum Alter von zwölf Jahren das Recht auf eine kostenlose Schulmahlzeit hat. In dem Land mit der größten Bevölkerungsdichte nach China ist jeder fünfte Mensch so arm, dass er sich nicht einmal ein Essen täglich leisten kann. Aber die Erfahrung im Landkreis Dachau zeigt, dass auch hier Familien leben, für die es nicht selbstverständlich ist, für ihre Kinder ein Essen am Mittag während der Schulzeit zu bezahlen.

Die Volksbank Raiffeisenbank Dachau gründete im Jahr 2011 die Initiative "Schulmahlzeit", die sich nach Ansicht des Schulamts als sozialpolitisch sehr wichtig herausgestellt hat. Weil der finanzielle Bedarf jedes Jahr ansteigt, teilt sich die Genossenschaftsbank seit dem Schuljahr 2013/2014 den finanziellen Aufwand mit der kommunalen Sparkasse Dachau. Zudem beteiligen sich private Paten: Sparkassenvorstand Thomas Schmid betonte: "Wir konnten aus unserem Kundenkreis Mitstreiter gewinnen. Es darf nicht sein, dass sich Kinder im Großraum München keine Schulmahlzeit leisten können. Das ist eine Frage der sozialen Verantwortung, der wir uns gemeinsam stellen."

Mitttagessen in der Mittelschule Vaterstetten, 2017

Die kostenlosen Schulmahlzeiten gibt es seit 2011 im Landkreis Dachau.

(Foto: Volksbank Dachau/oh)

Erfolg mit sozialer Verantwortung verbinden

Neben dem Unternehmer Hans Rapp, der die Schulmahlzeit aus seiner Stiftung heraus unterstützt, gehören der Dachauer Anton Limmer, Stephan Jender von der Greif Inkasso Stephan GmbH und die Karlsfelder Awo zu den Spendern. Seit Jahren wird das Projekt auch von Patrizia und Stephan Hierzer, XAL GmbH Deutschland, sowie aus der Stiftung von Jakob und Maria Meier aus Altomünster und von Günther und Ursula Braun aus Erdweg unterstützt. Neu gewonnen wurden Andreas Bootz aus Bergkirchen und Hans Keller. Der dreifache Familienvater führt in Breitenau den Betrieb DTS Dachtechnik Systeme und sagt: "Die Schulmahlzeit unterstütze ich sehr gerne." Andreas Bootz betont: "Es gibt nichts Schöneres, als die Bildung zu fördern." Hans Rapp: "Wenn es uns Unternehmern gut geht, ist es schön, wenn man es als Aufgabe sieht, anderen zu helfen."

Deswegen zeigt sich Schulamtsleiterin Agnes Brunner sehr zufrieden. Auch weil die Grund- und Mittelschulen mit eigenen Aktionstagen einen wichtigen Beitrag leisten. Dieses Jahr waren es immerhin 12 000 Euro. Der Betrag entspricht ungefähr einem Drittel der gesamten Kosten. Brunner empfing an dem Projekt beteiligten Sponsoren und Rektoren aus elf Grund- und Mittelschulen. Sie sagte: "Es war unser Anliegen, das Projekt breiter aufzustellen. Das ist den Schulleitungen wichtig. Familien müssen sich nicht sorgen, dass Kinder an einem Schultag hungern."

Paten für Schulküche

Sponsoren und Pädagogen für kostenlose Schulmahlzeiten. 13 Schulen im Landkreis beteiligen sich.

(Foto: Volksbank/oh)

Der ganze Ort macht mit

So gab die Grund- und Mittelschule Bergkirchen ein Konzert mit Chören, Trommelgruppe und Bläserklasse. Die Grund- und Mittelschule Hebertshausen veranstaltete mit Eltern Spiel- und Sporttage. "Das ganze Dorf hat sich beteiligt", sagte Schulleiterin Ilse Oftring-Thomas. An einem Sponsorenlauf in Odelzhausen nahmen Flüchtlingskinder teil. "Unsere Schüler konnten sehr viele Sponsoren finden", sagte Rektorin Cordula Weber. Auch die Mittelschule Dachau-Ost lief für den guten Zweck. Sie verzichteten auf das übliche Nikolausgeschenk vom Elternbeirat und stellten das Geld für Schulmahlzeiten zur Verfügung. Petra Fuchsbichler von der Mittelschule Markt Indersdorf berichtete, dass sich durch die Aktionstage erst die tatsächliche Höhe des Bedarfs offenbart habe: "Wir haben viele bedürftige Kinder und sind auf das Geld angewiesen."

Der Vorstand der Volksbank, Johann Schöpfel, betonte: "Die soziale Schere geht auseinander. Diesen Zustand muss man bekämpfen. Je besser Kinder ausgebildet sind, umso leichter fällt ihnen der Anschluss an das Berufsleben." Um die drei Euro kostet eine Schulmahlzeit, das sind rund 60 Euro im Monat. Für einige Familien ist das zu viel, auch weil sie an der Einkommensgrenze liegen und keine staatliche Unterstützung erhalten. Die Zuwendung an den 13 beteiligten Schulen wird anonym an die betroffenen Kinder weitergegeben. Die Mittel fließen direkt an die jeweilige Schule und nicht an die betroffenen Eltern. Schulamtsleiterin Agnes Brunner appellierte: "Wer helfen möchte, meldet sich bitte im Staatlichen Schulamt. Kinder werden es Ihnen danken."

Wer Pate werden möchte: Staatliches Schulamt 08131/74 14 85 oder schulamt@lra-dah.bayern.de.

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