Dachau:Verkehrsprojekte im CSU-Takatukaland

Bürger und Kommunalpolitiker diskutieren auf Facebook empört über den Beschluss Dachauer Stadträte für eine Nordostumfahrung.

Von Helmut Zeller

Manche ließ der Schock gar nicht zu Ruhe kommen. Bürger und Kommunalpolitiker in Dachau und Hebertshausen fütterten das ganze Wochenende die Facebook-Debatte, die nach der Umwelt- und Verkehrsausschusssitzung des Dachauer Stadtrats am Donnerstagabend, 3. Juli, ausgebrochen war. Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann ging sogar am Sonntag um 4.31 morgens noch einmal online und warb für "kreative Lösungen". Daran mangelte es nach seiner Ansicht in der Diskussion des Ausschusses über die Nordostumfahrung von Dachau. Das sehen auch die Grünen so. Vor allem aber hätten die Kritiker des Projekts nie erwartet, was im Ausschuss dann gekommen war.

Eine von der CSU geführte Mehrheit beharrte auf die Nordumgehung und brachte dem neuen Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) eine knappe Abstimmungsniederlage ein, und - dann votierte bei der zweiten Abstimmung die SPD bis auf Günter Heinritz zusammen mit CSU, FW, ÜB und den Bürgern für Dachau auch noch für den Bau der Ostumgehung, eine ökologische Katastrophe laut Bund Naturschutz (BN). Für Grünen-Kreisrat Roderich Zauscher, BN-Kreisvorsitzender, war das eine komplette Überraschung. "Eine traumhafte Koalition. Wieder mal, immer wieder, immer noch. Mehr sog I ned", kommentierte Christian Salvermoser auf Facebook.

Andere atmeten nach dem Umweltausschuss aber auch auf. "Man kann gerne auf Koalitionen schimpfen, aber welch Glück, dass jemand da ist, der auch in der heutigen Zeit noch den Mut hat, für solch wichtige Entscheidungen. Der Landkreis wäre beerdigt worden bei einer Niederlage", meint der Hebertshausener Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Klar. Seine Gemeinde braucht eine Südumfahrung und die kann ohne Dachauer Ostumfahrung nicht gebaut werden. Reischls vier Einträge auf Facebook enthalten auch Bitteres, das in der CSU seit ihren Wahlschlappen schon mehrfach geäußert wurde: "Wichtig ist, bei allem immer fleißig auf CSU usw. zu schimpfen", hält Reichl fest. Mit den "usw." meint er wohl die üblichen Mehrheitsbeschaffer seiner Partei in den Gremien. Tief enttäuscht sind jedoch auch die südlichen Nachbarn Dachaus. Wie Erika Seidenspinner (Bündnis für Karlsfeld), zumal doch der ehemalige CSU-Oberbürgermeister Peter Bürgel das Verkehrsprojekt schon liegen gelassen habe. Alle Experten sind, wie sie in einem Leserbrief an die SZ schreibt, doch der Meinung, dass Dachau nur minimal am Durchgangsverkehr (zehn Prozent des Gesamtaufkommens) leidet. Dafür aber würde die Ostumgehung noch mehr Verkehr ins überlastete Karlsfeld ziehen. Dachau dagegen ächzt unter dem innerstädtischen Verkehr, wie auch Grüne und Bündnis im Stadtrat sagen. Und: Eine Entlastung liege bei nur drei Prozent. Warum dann überhaupt eine Umgehung? Grünen-Sprecher Thomas Kreß: "Der ohnehin wenig strategisch und fachlich zweifelhaft besetzte Stadtrat ist auch in der neuen Sitzungsperiode offenbar nicht schlauer geworden. Es geht weiter um politische Ränkespiele, statt um Vernunft und Zukunftsperspektiven." Mal sehen, wie das am Dienstag in der Stadtratssitzung abläuft. "Geschenkt. Im CSU-Takatukaland geht's auch nicht mehr um Glaubensgrundsätze, wie Professor Heinritz frustriert resümierte. Es geht um eine Welt - widdewidde wie sie mir gefällt", so Bündnis-Stadtrat Bernhard Sturm.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: