Dachau:Unterstützung für Schüler und Eltern

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An der Mittelschule Bergkirchen soll in Zukunft ein Jugendsozialarbeiter in Vollzeit die Heranwachsenden, aber auch Erwachsene bei seelischen und familiären Problemen beraten

Von Petra Schafflik, Dachau

An der Mittelschule Bergkirchen benötigen immer mehr Schüler und Eltern sozialpädagogische Fachunterstützung. Die Jugendsozialarbeit (JAS), die dort seit 2009 von Sozialpädagogin Sabine Welsch geleistet wird, soll deshalb aufgestockt werden. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags befürwortete einstimmig, statt 24,5 Wochenstunden künftig eine Vollzeitstelle zu fördern. Die Gemeinde hat einen entsprechend höheren kommunalen Zuschuss bereits zugesagt. Wegen der komplexen Misch-Finanzierung muss jetzt noch das Sozialministerium eine finanzielle Förderung billigen, bevor Jugendsozialarbeiterin Welsch tatsächlich mehr Zeit hat für Kinder, Jugendliche und deren Eltern.

Bergkirchen ist damit kein Sonderfall, bereits an fünf weiteren Mittelschulen im Landkreis sind Sozialpädagogen in Vollzeit oder noch höherem Stundenkontingent in der Jugendsozialarbeit tätig.

In Bergkirchen läuft die JAS sehr erfolgreich, Eltern und Schüler wenden sich vertrauensvoll an die erfahrene Sozialarbeiterin Welsch. Deren fachkundige Beratung und Unterstützung werde "rege nachgefragt", wie Jugendamtsleiter Ulrich Wamprechtshammer im Jugendhilfeausschuss erläuterte. Das spiegelt sich auch in der Arbeitsstatistik wider: Von 54 Kontakten im Jahr 2012 stieg die Zahl der Anfragen an die JAS auf 75 im Jahr 2014, wobei in den meisten Fällen Entwicklungsauffälligkeiten oder seelische Probleme der Schüler Anlass für das Gespräch waren. Unterstützung konnte Pädagogin Welsch immer bieten. Doch wenn es bei tiefergreifenden Problemen dann darum gehe, "nicht nur akute Krisensituationen zu entschärfen, sondern den Dingen auf den Grund zu gehen, fehlt oft die Zeit", erläuterte Wamprechtshammer den Kreisräten. Deshalb wünsche sich der Kreisjugendring, der als Träger die JAS an der Bergkirchener Schule organisiert, eine deutliche Aufstockung der Arbeitszeit.

Auch ein Blick in die Sozialraumanalyse des Landkreises zeigt, warum in Bergkirchen mehr Jugendsozialarbeit sinnvoll und notwendig ist. In der 7800-Einwohner-Gemeinde liege der Jugendhilfe-Index, also die Kennzahl für erzieherische Problemlagen in Familien, zwar knapp unter dem Landkreiswert. Doch lebten in Bergkirchen überdurchschnittlich viele, nämlich 26 Prozent aller Kinder, bei alleinerziehenden Elternteilen. Dies entspricht nach Petershausen der zweithöchsten Quote des Landkreises. "Alleinerziehende sind nicht per se schlechtere Eltern", betonte der Jugendamtsleiter ausdrücklich. Doch zeige ein Blick in die Statistik, dass diese Familien definitiv häufiger Unterstützung benötigten. "Es fehlt oft ein zweites Paar Schultern", sagte Wamprechtshammer, der den Antrag des Kreisjugendrings befürwortete.

Der Landkreis wird seinen Kostenzuschuss für JAS in Bergkirchen von bisher 10 277 Euro auf 16 360 Euro im Jahr erhöhen. Wenn das Sozialministerium mitzieht, kann die Aufstockung tatsächlich greifen. Bergkirchen wird dann über ein JAS-Angebot verfügen, wie es die Mittelschulen Karlsfeld, Odelzhausen und Dachau-Süd bereits haben, die Mittelschulen Markt Indersdorf und Dachau-Ost verfügen über ein noch höheres Stundenkontingent, in Haimhausen und an der Ludwig-Thoma-Mittelschule Dachau sind Sozialpädagogen in Teilzeit tätig. Auch an der Dachauer Berufsschule, der Greta-Fischer-Förderschule und der Grundschule Petershausen gibt es JAS.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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