Dachau:Unter Schock

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Georgios Borodimoos, der Wirt der großenteils abgebrannten Gaststätte La Bodega, will das Lokal wieder aufbauen

Von Christine Heumann

- Eine Silvesterrakete ist wohl Auslöser des Brandes in der Dachauer Gaststätte La Bodega gewesen. Diese Vermutung liegt für die Brandfahnder der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck auch nach ihrem Ortstermin am Mittwochmorgen nahe. Dennoch: "Eine definitive Festlegung auf die Brandursache gibt es noch nicht", sagt Maximilian Schrödl, von der Pressestelle des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. "Die Ermittlungen dauern noch an." Wie berichtet, war das Dach des Lokals in der Roßwachtstraße in Brand geraten. Feuerwehren aus Dachau, Karlsfeld, Hebertshausen und Prittlbach waren in den ersten Stunden des neuen Jahres mit 95 Kräften im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Der Gastraum im Holzanbau wurde trotz dieses Großaufgebots völlig zerstört, das gemauerte Hauptgebäude konnte größtenteils vor den Flammen gerettet werden. Die etwa 80 Gäste und Mitarbeiter der Gaststätte flüchteten ins Freie. Sie blieben fast alle unverletzt, eine Person musste medizinisch versorgt werden. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf mindestens 150 000 Euro.

Georgios Borodimos steht am Mittwoch vor den Trümmern seiner Existenz. "Ich bin immer noch ein bisschen unter Schock, aber ich muss auch nach vorne schauen", sagt der Wirt des La Bodega. "Wir werden unser Lokal auf jeden Fall wieder aufbauen." Seit 13 Jahren betreibt seine Familie die idyllisch an der Amper gelegene mexikanische Gaststätte mit Bar und Biergarten. 2007 traten seine Eltern in die zweite Reihe, der Sohn übernahm das Lokal. "Wir haben hier sehr viel Aufbauarbeit geleistet", sagt der 31-Jährige. "Und in den letzten Jahren ist der Betrieb wirklich gut gelaufen." Deshalb wolle er auch unbedingt einen Neuanfang vorantreiben.

Trotz des Tatendrangs wird es noch einige Zeit dauern, bis Georgios Borodimos die Geschehnisse dieser Silvesternacht verarbeitet hat. Die Tatsache, dass unter den Gästen keine Panik ausbrach und dass niemand ernsthaft verletzt wurde, hilft ihm dabei ebenso wie Anteilnahme und Unterstützung aus dem Kreis seiner Gäste und Freunde. Im Gegensatz zu den Brandfahndern legt sich Borodimos auf eine verirrte Silvesterrakete als Auslöser des Feuers fest. "Die muss superblöd auf der Holzkonstruktion gelandet sein", mutmaßt er. "Es kann gar nicht anders gewesen sein, denn dort wo der Brand ausbrach, gibt es ja nichts."

Viele Gäste des La Bodega hatten das Lokal um Mitternacht verlassen, um das neue Jahr im Freien zu begrüßen. Dazu wurden auch Raketen und Böller gezündet. Dass die Feier in einem Großbrand enden würde, das hat zu diesem Zeitpunkt freilich noch niemand geahnt. Georgios Borodimos erinnert sich, dass die meisten Leute schon wieder im Gastraum saßen, als jemand zu ihm an die kleine Bar unter dem Vordach im Freien kam und sagte, er habe glühende Späne vom Dach fallen sehen. "Wer das genau war, weiß ich gar nicht mehr", sagt der 31-Jährige. Jedenfalls habe er nachgesehen, zunächst aber nichts feststellen können. Vorsichtshalber habe er aus der Küche einen Eimer Wasser geholt, um die Späne abzuschrecken. "Erst als wir dann eine Holzlatte heruntergerissen haben, konnten wir sehen, dass das Dach glüht." Borodimos veranlasste, die Feuerwehr zu alarmieren. Derweil schnappte er sich einen Hand-Feuerlöscher, konnte damit aber nichts mehr ausrichten. Während die Dachkonstruktion des Holzanbaus auf der Vorderseite nur glühte, loderten auf der Rückseite bereits Flammen in die Höhe.

Daraufhin habe er mit Unterstützung seines Personals die Gäste gebeten, alle Sachen mitzunehmen und das Lokal zu verlassen. Borodimos sagt: "Die meisten haben wohl gedacht, dass draußen eine Show stattfindet", denn die Leute haben auch ihre Getränke mitgenommen." Ein paar Minuten später trafen Feuerwehr und Rettungsdienst ein. Spätestens jetzt war jedem Gast klar, dass der Marsch ins Freie einen sehr ernsthaften Hintergrund hatte.

Nach den Brandfahndern der Kripo erwartete Georgios Borodimos am Mittwoch auch noch die Gutachter seiner Versicherung. Auf die Frage, ob er denn ausreichend abgesichert sei, antwortet er: "Das wird sich gleich herausstellen. Ich hoffe schon."

© SZ vom 03.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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