Folgen der Hitze:Landwirtschaft und Natur leiden

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  • Zweithöchste Gefahrenstufe für Waldbrände.
  • Landwirte rechnen wegen der Trockenheit mit Ernteeinbußen.
  • Wasserkraftwerke produzieren nur noch wenig Strom.

Von Robert Stocker, Dachau

Seit Wochen herrschen im Landkreis tropische Temperaturen. Für diesen Donnerstag gab der Deutsche Wetterdienst wieder einmal eine Hitzewarnung heraus: In Bayern könnte das Thermometer auf bis zu 38 Grad Celsius steigen. Gleichzeitig warnen die Meteorologen vor einer erhöhten Waldbrandgefahr. Der Gefahrenindex hat mittlerweile die Stufe 4 erreicht.

Die Stadt Dachau greift deshalb zu einer ungewöhnlichen Vorsichtsmaßnahme: Das für Donnerstagabend geplante Feuerwerk ist wegen erheblicher Brandgefahr abgesagt. Die Dachauer Feuerwehr sieht in dem Feuerwerk ein unkalkulierbares Risiko. In der aktuellen Situation sei die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Wegen der extremen Trockenheit gibt es auch keinen Ersatztermin - selbst wenn es am Wochenende regnen sollte.

Waldbrandgefahr ist sehr hoch

Die Stadt bedauert die Absage, bittet aber bei den Bürgern um Verständnis. "Es tut mir leid, dass das Feuerwerk nicht stattfinden kann, weil es eine Tradition und echte Attraktion ist", schreibt Oberbürgermeister Florian Hartmann in einer Pressemitteilung. "Aber die Brandgefahr ist einfach zu hoch und das Risiko unkalkulierbar." Sorgen macht sich auch die Regierung von Oberbayern. Sie hat tägliche Beobachtungsflüge angeordnet, die von den Stützpunkten Pfaffenhofen, Fürstenfeldbruck und Erding starten.

Die Flüge sollen Brände erkennen helfen, bevor diese weiter um sich greifen. Besonders gefährdet sind Wälder auf sandigen Standorten mit geringem Bewuchs, sonnige Lichtungen und Waldränder. Die Dachauer Feuerwehr appelliert an die Bürger, im Wald kein offenes Feuer anzuzünden und nicht zu rauchen. Wer kleinere Brandstellen im Wald entdeckt, sollte versuchen, sie auszutreten oder mit Sand und Erde abzudecken. In jedem Fall sollte die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 verständigt werden.

Das Getreide ist eingefahren, das Stroh wie auf diesem Feld südlich von Bachern ist zu Ballen verarbeitet. (Foto: Niels P. Joergensen)

Bauern rechnen mit Ernteeinbußen

Wegen der lang anhaltenden Trockenheit rechnen die Bauern im Landkreis mit größeren Ernteeinbußen. Zwar sind die Landwirte mit der Getreideernte zufrieden. Probleme gibt es aber bei allen Kulturen, die jetzt noch auf den Feldern stehen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Sie leiden unter dem Hitzestress. "Die Felder sind alle ausgetrocknet, wir haben mit Sicherheit einen größeren Schaden", klagt Anton Kreitmair, Kreisobmann und Bezirkspräsident des Bauernverbandes.

Schwierig ist die Situation auch für Betriebe mit Viehwirtschaft, weil das Grünfutter nicht mehr nachwächst. In besonders trockenen Lagen hat der Mais noch keine Kolben ausgebildet. Trotzdem haben einige Landwirte schon mit der Silage begonnen. "Das ist bezeichnend", erklärt der Kreisobmann, "normalerweise beginnt sie erst im September."

Im Wald leiden besonders die Fichten unter der Trockenheit. Bisher haben sie die Hitze ganz gut weggesteckt, weil es im Frühjahr viel regnete. Doch allmählich werden die Bäume grau, weil sich die Bodenspeicher leeren. "Ich bin gespannt, wie lange die Fichten das durchhalten", sagt Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gulder. "35 Grad Celsius über einen langen Zeitraum sind für die Bäume eine neue Erfahrung." Die lang anhaltende Trockenheit fördert auch den Befall durch den Borkenkäfer. "Der hat jetzt ein leichtes Spiel", sagt Förster Franz Knierer, der für das Revier Odelzhausen zuständig ist. Der Förster plädiert ohnehin dafür, die Fichten-Monokulturen in Mischwälder umzuwandeln. Douglasien, Eichen oder Buchen verkraften große Hitze besser. "Das wird wegen des Klimawandels immer wichtiger", sagt Knierer.

Die Fische halten noch durch

Die Dürre wirkt sich auch auf die Wasserwirtschaft aus. Die Flüsse haben derzeit einen niedrigen Pegel. Die Turbinen von Wasserkraftwerken sind auf einen Durchlauf von 30 Kubikmetern pro Sekunde ausgelegt, damit sie wirtschaftlich arbeiten. In der Amper bei Ampermoching hat das Wasserwirtschaftsamt einen Durchlauf von 15 Kubikmetern pro Sekunde gemessen. Der niedrige Pegelstand senkt die Stromproduktion. "Sie ist abhängig von der Wassermenge und der Fallhöhe", erklärt Richard Müller vom Wasserwirtschaftsamt. "Bei halb so viel Wasser wird nur halb so viel Strom produziert." Den Fischen habe der niedrige Wasserstand noch keine Probleme bereitet. "Bisher sind keine Fischsterben aufgetreten", sagt Müller.

Viel Wasser im Gepäck haben dagegen die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei, die sich um Grünanlagen und Beete kümmern. Eine Tröpfchenbewässerung gibt es nur für einige Blumenanlagen im Waldfriedhof. Zum Gießen von Stauden, Kübelpflanzen oder Wechselflorbeeten rücken täglich drei Mitarbeiter mit drei Fahrzeugen aus, die mit Wassertanks bestückt sind. Tag für Tag gießen sie 45 000 Liter auf die Pflanzen - wesentlich mehr als in einem gewöhnlichen Sommer.

"Wir müssen auch Sträucher und Bäume bewässern, die im vergangenen Herbst und in diesem Frühjahr gepflanzt worden sind", sagt Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Umwelt. "Die machen sonst schlapp." Grünflächen werden in der Regel nicht bewässert. "Viele Wiesen sind zwar braun, aber der Rasen kommt wieder."

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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