"Unhaltbare Zustände:Chaostage bei der Dachauer Post

Lesezeit: 2 min

Kunden und auch der OB kritisieren die Zustände in der Filiale am Bahnhof. Das Unternehmen kündigt Neueinstellungen an.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Samstagmittag. Die Rolltore sind bereits heruntergelassen, als kurz vor Ladenschluss 40 Personen dicht gedrängt im Postbank Finanzcenter in der Dachauer Bahnhofstraße stehen. Die Wartenden sind in der Filiale eingeschlossen, von außen klopfen Kunden wütend gegen die Fensterscheibe. Ein Video und unzählige Kommentare auf Facebook legen die chaotischen Zustände in der Filiale der Postbank offen dar. Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), dem die Proteste zu Ohren gekommen sind, spricht von "unhaltbaren Zuständen". Er will zeitnah das Gespräch mit den Verantwortlichen der Postbank suchen. "Sie müssen halt das Personal erhöhen, wenn sie das Geschäft nicht mehr abwickeln können", so sagt er. Genau das hat die Postbank nun offenbar vor. Ein Pressesprecher erklärte am Montag, zum 1. November neues Personal für die Filiale einstellen zu wollen. Bereits vor einem Monat hatten sich ähnliche Szenen wie am Samstag abgespielt. Bürger, die Pakete abholen wollten, standen in langen Schlangen oder vor verschlossener Tür.

Ein Sprecher der Postbank erklärte die zeitweisen Schließungen mit dem "unerwartet hohen Krankenstand". Doch jetzt wieder das selbe Bild. Eine Dachauerin erzählt, dass sie seit Tagen vergeblich versuche, ein Paket abzuholen. Am vergangenen Donnerstag war die Filiale "wegen einer Betriebsversammlung" geschlossen. Am Freitag waren die Schalter anstatt um 18.30 Uhr bereits um 12.30 Uhr verwaist, "wegen Personalmangels", so hieß es. Am Samstag, so schildern es etliche Dachauer auf Facebook, eskalierte die Situation regelrecht. Die Poststelle hatte zwar geöffnet, doch bildete sich eine Schlange, die vom Schalter bis zum benachbarten Schreibwarengeschäft reichte. Der eine Teil der Wartenden wurde um kurz nach 12 Uhr in die Filiale eingeschlossen, während der Rest unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wurde. Die Eingeschlossenen wurden den Schilderungen zufolge vom Filialleiter durch den Personaleingang herausgelassen. Auch am Montagnachmittag bildete sich wieder eine Schlange bis vor den Eingangsbereich.

Es hagelt Kritik

Mit der Geduld der Dachauer ist es inzwischen vorbei. Bei OB Hartmann ist eine schriftliche Beschwerde eingegangen. Im sozialen Netzwerk Facebook hagelt es wütende Kommentare. "Die Dachauer Post ist unterirdisch", schreibt ein User. Eine andere beklagt: "Dass das jetzt schon seit Wochen so geht und die Unternehmensleitung nicht reagiert, ist unglaublich." Andere Dachauer Postagenturen, die ihre Öffnungszeiten einhalten, beschweren sich, mit der Arbeit kaum hinterherzukommen.

"Unser Filialmanagement setzt alles daran, dass das Finanzcenter Dachau schnellstmöglich wieder wie gewohnt geöffnet hat", erklärt ein Pressesprecher der Postbank am Montagnachmittag. Nachdem sich die Personalsituation in Dachau zwischenzeitlich verbessert habe, "verzeichnen wir aktuell erneut einen hohen Krankenstand. Diese kurzfristig bekannt werdenden Personalausfälle können oft durch Maßnahmen in der Personalplanung aufgefangen werden. Leider gelingt das nicht in allen Fällen." Zeitweise könne dies zu einer temporären Schließung der Filiale führen. "Die entstandenen Serviceeinschränkungen, insbesondere lange Wartezeiten für unsere Kunden bedauern wir außerordentlich, hoffen aber auch auf Verständnis, dass die verbliebenen Mitarbeiter eine Pause benötigen." Die Postbank hat offensichtlich einen eklatanten Personalmangel. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi klagt schon lange Zeit über den Personalabbau der Bank. Immer häufiger stünden Kunden vor geschlossenen Postbank-Finanzcentern. Viele Mitarbeiter seien nur befristet angestellt gewesen, zahlreiche Verträge seien im Sommer ausgelaufen.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: