Dachau:Umbau des MD-Areals kommt in Fahrt

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Seit Jahren scheitern alle Verhandlungen mit potentiellen Investoren für das MD-Areal. Nun haben die Besitzer selbst eine Entwicklungsgesellschaft gegründet.

Helmut Zeller

Seit fünf Jahren sind alle potenziellen Investoren für das verwaiste Gelände der MD-Papierfabrik nach oft langen Verhandlungen doch noch abgesprungen - aber jetzt kommt endlich Bewegung in die Konversion der Industriebrache im Herzen Dachaus. Informationen der Süddeutschen Zeitung zufolge haben die Grundstückseigentümer, Gesellschafter des früheren Myllykoski-Konzerns, nun selbst eine Entwicklungsgesellschaft gegründet. Diese Gesellschaft nimmt die Vermarktung des 17 Hektar großen Areals an der Altstadt in die Hand. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) wollte diese Informationen nicht bestätigen. Aber er erklärte auf Anfrage, dass sich mit dem Gelände bald etwas tun werde. Die Frage nach der Nutzung des städtebaulich wichtigen Areals, das so groß wie die ganze Altstadt ist, dürfte für lange Zeit die politische Diskussion in Dachau bestimmen.

Das 17 Hektar große Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik ist von entscheidender Bedeutung für die Stadtentwicklung Dachaus. Nun scheint die Konversion der Industriebrache voranzugehen. (Foto: DAH)

Noch ist die Entwicklungsgesellschaft nicht an die Öffentlichkeit und die Stadt herangetreten. Im Stadtrat wird der Auftritt von Investoren gemischte Gefühle wecken. Seit Juni 2007, als der finnische Konzern Myllykoski die Papierfabrik stilllegte, rissen die Debatten über die künftige Nutzung des Geländes nicht mehr ab. Manche Stadträte befürchten, dass ein Investor, der an einer möglichst rentablen Verwertung des Areals interessiert sein muss, sich über die Wünsche von Stadt und Bürgern hinwegsetzen könnte. Die lukrativste Verwertung böten eine dichte Wohnbebauung, viel Einzelhandel, vielleicht sogar Großmärkte. Dann aber wäre es vorbei mit dem Konzept der Bürger aus der Integrativen Stadtentwicklung. Das sieht keine reine Wohnsiedlung, sondern einen lebendigen Stadtteil mit öffentlichen Räumen, Grünflächen und kultureller Nutzung der historischen Fabrikgebäude vor. Nur 43 Prozent des Areals sollen bebaut werden.

Für Aufregung unter den innerstädtischen Einzelhändlern hatte 2008 ein Gutachten der Münchner Beratungsgesellschaft Cima im Auftrag von Myllykoski gesorgt: Die Studie befürwortete eine riesige Shopping-Mall auf dem MD-Gelände. Im Januar 2011 präsentierte die Stadtverwaltung schließlich ein eigenes Gutachten zur Verwertbarkeit des Areals. Dessen Resultat: Weder die Nutzung des historischen Gebäudebestands noch Neubauten für Büros und bedarfsorientierten Einzelhandel bringen eine nennenswerte Rendite. Der Stadtrat beschloss damals, vor weiteren Debatten die konkreten Pläne eines Investors abzuwarten.

Allerdings scheiterten alle Verkaufsgespräche mit potenziellen Investoren. Myllykoski wurde 2011 von UPM, Europas größtem Zeitungspapierhersteller, übernommen. Die Industriebrache blieb aber im Besitz der Myllykoski-Gesellschafter. Dann schien ein Erfolg greifbar: Ein Konsortium aus vier bayerischen Investoren wollte das Gelände erwerben. Aber sie bestanden auf die Option eines Rücktritts vom Kaufvertrag, wenn keine ausreichende Verwertung möglich werden sollte. Der Deal platzte im letzten Moment. Erschwert wurden die Verkaufsverhandlungen auch durch die Altlasten auf dem Areal. Auf nur zwei von 17 Hektar fanden Experten eine "höhere Belastung"; deren Entsorgung würde aber einen "deutlichen Millionenbetrag" kosten. Nun haben sich die Grundstückseigentümer offenbar entschlossen, die Konversion selbst anzugehen.

Die Planungshoheit liegt bei der Stadt Dachau. Eine Sorge jedenfalls scheint unbegründet: Ein Grundlagenvertrag verbietet es jedem Investor, sich nur die schönsten Grundstücke des Areals herauszupicken. Er muss das Gelände sukzessiv von der Altstadtseite her bebauen und darf keine Brachflächen übrig lassen. Grundlage jeder Nutzung ist das Konzept des Darmstädter Architektenbüros Trojan und Trojan, das 2007 den städtebaulichen Ideenwettbewerb im Auftrag von Myllykoski gewonnen hat. Der Entwurf sieht einen urban geprägten Stadtteil vor, der an der Konrad-Adenauer-Straße zur Altstadt hin offen ist. Entlang der Bahnstrecke sollen Büros entstehen, auf dem Areal vier- bis sechsgeschossige Wohnhäuser, ein Hotel und ein großer Platz vor den denkmalgeschützten Fabrikgebäuden. Jeweils ein Drittel öffentliche Nutzung, ein Drittel Arbeiten und ein Drittel Wohnen sind vorgesehen.

© SZ vom 24.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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