Dachau:Überraschende Einblicke

Von Angelika Aichner

DachauViele Leute sind da gewesen bei der Eröffnung der ersten Einzelausstellung Max Feldbauers seit 85 Jahren. Und sie haben sich schön gemacht. Die Herren trugen polierte Budapester, die Damen stilvollen Schmuck. Sie gingen - manche langsam, manche hastig - durch die Dachauer Gemäldegalerie und sahen sich die Akte an, die Landschaften, die Pferde. Gerade die Bilder, auf denen Pferde zu sehen sind, mag das Publikum sehr. Die Großnichte des ehemaligen Malerfürsten, der bis 1919 in seiner Villa auf dem Giglberg residierte, verwaltet seinen Nachlass und mag die "Kutschfahrt" am liebsten: "Sie hängt sonst eigentlich bei uns im Wohnzimmer." Momentan hat sie das Gemälde durch eine Zeichnung Feldbauers ersetzt. Ihre Enkelsöhne finden den "Pferdestall" gut, der normalerweise die Wand im Esszimmer ziert.

Die Nachkommen von Max Feldbauer möchten nicht mit vollem Namen zitiert werden. Sie haben einen Großteil ihrer Bilder der Gemäldegalerie zur Verfügung gestellt. Der Urgroßneffe ist zufrieden damit, welche Bilder ausgewählt und wie sie arrangiert wurden. "Elisabeth Boser hat das wunderbar gemacht", lobt er die Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Gemäldegalerie. Außerdem hat er manches aus dem Leben seines Urgroßonkels erst durch Boser und ihren einführenden Vortrag erfahren - auch dass Feldbauer 1937 in die NSDAP eingetreten ist, in der Hoffnung, seine Bilder würden sich dadurch besser verkaufen: "Das wusste ich gar nicht", sagt der Urgroßneffe. Er vermutet "eine Verzweiflungstat", die er trotzdem nicht billigen könne. Seine Söhne urteilen milder: "Er erhoffte sich halt, dadurch bekannter zu werden." Oder: "Im Nachhinein ist man immer klüger. Man muss das im Kontext sehen, er war ein Teil des Stroms. Darauf sollte man nicht herumreiten." Es gehe an diesem Donnerstagabend schließlich auch um die Bilder.

Die Ausstellung soll im übrigen, so hofft der Urgroßneffe, dazu anregen, sich intensiver mit der Arbeit Max Feldbauers zu befassen. Vielleicht auch durch eine weitere Ausstellung, vielleicht in Niederbayern, wo Feldbauer lange Jahre lebte, in Regensburg, wo er begraben ist oder in Dresden, wo er Kunstprofessor war.

Die Nachkommen wollen jedenfalls noch einmal nach Dachau kommen, um sich die Bilder in Ruhe anzusehen. Ruhig war es in der Gemäldegalerie tatsächlich nicht; die vielen Leute plauderten, tranken Bier und Rotwein, verschlangen die Häppchen. Manche sahen sich auch die Bilder an.

Die Dachauer Gemäldegalerie zeigt die Ausstellung über Max Feldbauer mit Gemälden und dokumentarischen Fotografien mit dem Titel "Akt und Roß genügten mir . . . " bis zum 28. Februar 2016.

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