Verkehr:Tägliche Geduldsprobe

Stau vor der Ampel

Tag für Tag das gleiche Bild: Die Autos stauen sich an der Ampel am Unteren Markt der Münchner Straße. Der Rückstau reicht bis in die Thoma-Straße hinein.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wer die Münchner Straße während des Berufsverkehrs entlang fahren muss, kann sich auf lange Wartezeiten einstellen. Die SZ hat sich auf die Suche nach der Ursache des Verkehrsstaus gemacht

Von Maximilian Böttcher, Dachau

Es ist Mittwoch, 16.30 Uhr: Auf einer der Hauptverkehrsadern der Stadt Dachau, der Münchner Straße, herrscht Chaos. Nichts geht mehr, weder vor noch zurück. Die Autos stehen sogar schon am Karlsberg. Ab und zu bewegt sich die Kolonne, aber mehr als 20 Meter weiter kommen die genervten Autofahrer nie. Dabei ist gar nichts Ungewöhnliches an diesem Tag. Lediglich Berufsverkehr. Wer es irgendwie vermeiden kann zu Stoßzeiten die Münchner Straße zu befahren, macht das, doch die meisten können es nicht. Und so quälen sich jeden Nachmittag und Abend Tausende im Stop-and-go durch diese Straße. Aber was bringt den Verkehr täglich so zum Erliegen?

Auf der Suche nach der Ursache kommt man unweigerlich in die Untere Stadt. Da fällt eine Fußgängerampel an der Ecke Langhammer Straße gegenüber vom DM-Drogeriemarkt auf: Wer hier die Straße überqueren will, muss nicht lange warten. Alle paar Minuten, manchmal sind es auch nur Sekunden, nutzt ein Fußgänger die Gelegenheit und hält den Verkehr an. Es ist eine so genannte Bedarfsampel, die auf Grün springt, sobald ein Fußgänger drückt. Eigentlich sollte so eine Ampel den Verkehrsfluss für alle angenehmer gestalten. Die Fußgänger müssen nicht lange warten, bevor sie über die Straße kommen. Und die Autofahrer sehen nicht immer Rot, auch wenn niemand darauf wartet, um die Straße zu überqueren. Aber die Praxis sieht anders aus: Irgendwie scheint die Ampel aus dem Takt geraten zu sein. Die Autos stehen praktisch permanent - selbst wenn keine Fußgänger in Sicht sind. Sehr zum Ärgernis der geduldserprobten Fahrer. Eine Fehlfunktion, wenn nicht gar ein Schildbürgerstreich, möchte man denken - zumindest als gestresster Autofahrer. Doch dem ist keineswegs so. Ein Techniker des Bauhofs der Stadt Dachau klärt auf: "Es handelt sich lediglich um eine Induktionsschleife". Was den meisten nämlich gar nicht auffällt, sind die Autos in der Gröbenrieder Straße, die darauf warten in die Münchner Straße einzubiegen. "Im normalen Berufsverkehr hat man keine Chance da raus zu kommen", erklärt der Verantwortliche Heribert Lorenz. Aus diesem Grund wurde eine sogenannte Induktionsschleife eingerichtet. Sensoren erkennen, ob in der Gröbenrieder Straße ein Autofahrer darauf wartet abzubiegen. Wenn dort ein Auto steht, wird ein Signal ausgelöst. Dieses Signal schaltet dann die Ampel nach ein paar Minuten für die Autofahrer in der Münchner Straße auf rot. Sie müssen dann warten, auch wenn kein Fußgänger bereit steht, um die Straße zu überqueren.

Ähnliche Anlagen gibt es übrigens auch an anderen Stellen in Dachau: zum Beispiel vor dem Landratsamt oder an der Ecke Brucker Straße und Bürgermeister-Zauner-Ring. "Dadurch können viele Unfälle vermieden werden, da sich die Ampelschaltung viel besser an das Verkehrsaufkommen anpasst", ist sich Lorenz sicher. Autofahrer mögen das freilich anders sehen - speziell diejenigen, die täglich auf der Münchner Straße unterwegs sind. In einer Grünphase kommen nämlich nur etwa vier bis sechs Autos an der Verkehrsampel vorbei. Dann ist Schluss. Und was den Zorn der Wartenden noch beflügelt: Die ersten in der Schlange sehen vor sich auf eine leere Münchner Straße. Kein Wunder, dass sie das Gefühl haben ohne Sinn und Verstand zu warten.

Die neue Teststrecke an der Münchner Straße, auf der die Stadt für Autofahrer auf beiden Seiten eine Spur verengt und mobile Verkehrsinseln aufgestellt hat, damit Fußgänger leichter und vor allem sicherer auf die andere Seite wechseln können, hat, anders als manch einer vielleicht vermutet hätte, offenbar nichts mit dem Verkehrschaos zu tun.

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