Dachau:100 Minuten Wartezeit an der Zulassungsstelle

Wer im Landratsamt ein Fahrzeug anmelden will, muss Zeit mitbringen. Von Mitte Juni an wird das Personal aber aufgestockt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Wer dieser Tage ein Fahrzeug beim Landratsamt anmelden will, der sollte viel Zeit und Geduld mitbringen. Am vergangenen Mittwoch etwa betrug die Wartezeit bei der Zulassungsstelle in der Spitze mehr als drei Stunden, am Tag zuvor durchschnittlich mehr als 100 Minuten. Wolfgang Reichelt, Pressesprecher des Landratsamts, räumt ein, dass die langen Wartezeiten derzeit "nicht ungewöhnlich sind". Auf Besserung aber müssen die Bürger wohl noch eine Weile warten. Denn zwei neue Arbeitskräfte für die offensichtlich unterbesetzte Zulassungsstelle werden voraussichtlich erst im Herbst voll einsatzfähig sein.

Bürger aus dem Landkreis und der Stadt Dachau berichteten zuletzt immer wieder von langen Schlangen und unbesetzten Schaltern in der Kfz-Zulassungsstelle in der Rudolf-Diesel-Straße 20. Ähnlich miserabel fällt der Großteil der Bewertungen beim Internetdienst Google aus. "Dachau, schlimmste Zulassungsstelle Deutschlands", ist da etwa zu lesen. Oder: "Wer ab 10 Uhr plant hierherzukommen, sollte drei Stunden Wartezeit in Kauf nehmen." Von fünf möglichen Punkten erhält die Zulassungsstelle bei 18 Bewertungen nur 1,8 Punkte. "Das ist die schlechteste Bewertung aller Landkreise in der Region München", bemängelt Kreisrat Sebastian Leiß von den Freien Wählern Dachau.

Klagen gibt es auch über unfreundliche Mitarbeiter

Außer Frage steht offensichtlich, dass es Probleme in der Zulassungsstelle gibt. Die Wartezeiten, das bestätigt Pressesprecher Wolfgang Reichelt, betragen häufig mehr als 100 Minuten. Der Kreistag hat deshalb Mitte Februar zwei neue Stellen für die Zulassungsstelle in den Haushalt eingestellt. Die Ausschreibung ist bereits beendet, die Stellen werden von Mitte Juni an besetzt. Doch bis die Arbeitskräfte eingewiesen und voll einsatzfähig sind, "dauert es wahrscheinlich bis in den Herbst", so schätzt Reichelt.

Derzeit sind für die Zulassungsstelle neun Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte abgestellt. Sie behandeln die Zulassungsanträge an insgesamt neun Schaltern, von denen zwei allerdings nur für Kfz-Händler und Zulassungsdienste geöffnet sind. Glaubt man den Berichten der Bürger, bleiben etliche der Schalter jedoch unbesetzt. Die Freien Wähler Dachau haben in einem Antrag vom Mai 2016 auf die Missstände hingewiesen. "Unsere Fraktion hat in den vergangenen Wochen immer wieder Beschwerden über die mangelnde Servicequalität und Bürgerfreundlichkeit der Zulassungsstelle erreicht", heißt es in der Antragsbegründung. "Sowohl lange Wartezeiten als auch mangelnde Freundlichkeit waren Inhalt der Beschwerden."

Eine Online-Anmedlung empfiehlt sich

Das Landratsamt weist daraufhin, dass die Zahl der Kraftfahrzeuge und damit die Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe. Demnach sind aus 273 000 Kraftfahrzeugen im Jahr 2010 inzwischen mehr als 437 000 geworden. Wobei ungefähr nur jedes vierte Kraftfahrzeug auch tatsächlich angemeldet ist. Grundsätzlich sei der Andrang im Frühjahr besonders groß. Durch die besseren Witterungsbedingungen meldeten die Bürger in dieser Zeit vermehrt Zweiräder, Wohnwagen und Anhänger an. "Die Anmeldungen für Sommerfahrzeuge potenzieren sich, je näher die Ferien rücken", sagt Reichelt. Schließlich würden die Arbeitsprozesse noch dadurch verlangsamt, dass die Kunden Mitarbeitern oftmals unvollständige Unterlagen vorlegten.

Der Antrag der Freien Wähler, die eine Evaluierung und Verbesserung der Servicequalität fordern, soll zeitnah im Kreistag behandelt werden. Bis dahin rät Reichelt den Bürgern, die Vollständigkeit ihrer Unterlagen gründlich zu prüfen. Ein probates Mittel, um lange Wartezeiten zu meiden, sei zudem die Online-Anmeldung auf der Homepage des Landratsamts. Durch sie könne sich der Kunde das Ziehen einer Nummer ersparen und müsse höchstens wenige Minuten warten. Vor Komplettausfällen der IT, wie am vergangenen Mittwoch, schützt allerdings auch die Online-Anmeldung nicht.

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