Dachau:Stadträte billigen Abriss der Flaschenabfüllerei

Das jahrelange Ringen ist vorbei: Der Bauausschuss schmettert die Anträge auf Erhaltung des Gebäudes ab. Auf dem Gelände am Schlossberg in Dachau werden 28 Wohnungen entstehen.

Von Gregor Schiegl

Die alte Flaschenabfüllerei der ehemaligen Schlossbergbrauerei in der Altstadt kann abgerissen werden - und damit auch die Gewölbekeller des maroden Gebäudes, die Denkmalschützer gerne als Zeugnis für die Vergangenheit Dachaus als Bierstadt erhalten hätten. Mit der Mehrheit der Stimmen von CSU, FW und FDP entschied sich der Bauausschuss des Stadtrats am Dienstag für den Abriss. SPD, Grüne, Bündnis für Dachau und ÜB stimmten dagegen. Mit der Entscheidung ist nach jahrelangem Ringen, zahlreichen Gutachten und einem Bürgerentscheid, in dem sich die Mehrheit gegen den Erhalt des mehrere hundert Jahre alten Gebäudes aussprach, der Weg nun frei für ein Revirement auf dem Areal.

Alte Flaschenabfüllerei am Schlossberg in Dachau, 2011

Jetzt ist es amtlich: Die alte Flaschenabfüllerei am Schlossberg wird abgerissen.

(Foto: Joergensen)

Die alte Flaschenabfüllerei soll 28 zumeist kleinen Wohnungen weichen, die die Immobiliengesellschaft Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA dort bauen will. Aus Sicht von Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ergibt sich für die Stadt damit auch die einmalige Chance, den seit Jahren ruhenden Biergartenbetrieb am Schlossberg in Eigenregie wieder aufzunehmen, nämlich in Form eines "Bürgerbiergartens, wie es ihn in Bayern noch nie gab". Die Stadt könne zudem das Areal bis hinauf zum Wasserturm nun städtebaulich neu ordnen und gestalten. "Da sind jetzt ganz hochwertige Dinge möglich."

Dieses Ziel teilen die Stadträte fraktionsübergreifend, doch gibt es Zweifel, ob die Stadt das Vorhaben tatsächlich auch umsetzen kann. Der Bebauungsplan wurde nämlich geteilt: Zunächst sollte nur die Flaschenabfüllerei abgerissen und dort neu gebaut werden. Danach sollte das gegenüberliegende Brauereihauptgebäude, das unter Denkmalschutz steht, entkernt und saniert werden. Solange sich bei der Flaschenabfüllerei aber nichts tat, gab es auch für das Hauptgebäude keinerlei Planungen von Seiten des Eigentümers. Nun fürchten einige Stadträte, dass der Investor zwar die Wohnungen baut, aber das für Dachau städtebaulich wichtige Areal auf der anderen Seite liegen lassen könnte.

Die ÜB sei überhaupt erst unter der Prämisse einverstanden gewesen, die Flaschenabfüllerei abzureißen, wenn im Gegenzug das Brauereigebäude wiederhergestellt werde, sagte Stadtrat Peter Denk. Nachdem der Bebauungsplan geteilt wurde, kann die Stadt aber nun kein Junktim mehr zwischen beiden Vorhaben herstellen. Günter Heinritz (SPD) kritisierte, dass man sich zuerst der Brauerei hätte widmen müssen, "das ist für mich eine Frage der Reihenfolge".

"Mit vorgehaltener Pistole können wir sowieso niemanden zwingen, das in Angriff zu nehmen", sagte CSU-Fraktionssprecherin Gertrud Schmidt-Podolsky. Sie vertraue darauf, dass der Investor Jobst Kayser-Eichberg seine Zusagen einhalte. Das tut die fraktionslose Stadträtin Elisabeth Schilhabel nicht: "Herr Kayser-Eichberg hat bisher alle seine Versprechungen gebrochen." Zuvor hatte sie einen Eilantrag gestellt, die Abstimmung noch einmal zurückzustellen. Es gebe ein Kaufangebot des Besitzers der Alten Brauerei Stegen, der die Dachauer Kellergewölbe erhalten wolle. Von dem Angebot wusste aber weder Kayser-Eichberg etwas noch der OB. Der Antrag wurde abgeschmettert.

Zustimmung fand dagegen ein Vorschlag der Grünen, der schon mehr als ein Jahr bei der Rathausverwaltung liegt: Helmut Esch bat, das Landesamt für Denkmalpflege solle prüfen, inwieweit der Biergarten in den Ensembleschutz der Altstadt mit aufgenommen werden könne und welche Maßnahmen aus denkmalpflegerischer Sicht notwendig seien, das verfallende Brauereigebäude dauerhaft zu sichern.

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