Dachau:Skeptische Polizei

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Thomas Rauscher und der Vorschlag, dass Bürger vor Einbrechern schützen sollen

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Der Leiter der Dachauer Polizeiinspektion, Thomas Rauscher, steht den Plänen von Innenminister Thomas de Maizière (CDU), Hilfspolizisten zur Vermeidung von Wohnungseinbrüchen einzusetzen, skeptisch gegenüber. "An erster Stelle brauchen wir ausgebildete Polizeibeamte", sagt er zum Einsatz von Bürgern als Unterstützung für die Polizei. De Maizière hatte am Donnerstag vorgeschlagen, die Bundesländer sollten Polizeianwärter, die nicht zur Ausbildung zugelassen wurden, als geringer bezahlte Wachpolizisten in Wohnvierteln einsetzen. Dabei sollten sie Uniform und Waffe tragen. In Sachsen und Hessen wird solches Personal bereits im Streifendienst eingesetzt.

Kritik an de Maizières Plänen kam vor allem aus der SPD. Christine Lambrecht, parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, bezeichnete es als bedenklich, dass in Sachsen "Hilfssheriffs" nach einer zwölfwöchigen Ausbildung mit einer scharfen Waffe ausgestattet werden. Aber auch der bayerische Innenminister, Joachim Herrmann (CSU), sagte, in Bayern werde man nicht auf dieses Modell setzen. Aus der Gewerkschaft der Polizei hieß es, der Vorschlag sei nur ein Versuch, Personallücken zu schließen. Der Dachauer Polizeichef Rauscher wollte sich nicht konkreter äußern.

Dass Bürger ohne umfassende Ausbildung Aufgaben der Polizei übernehmen, sieht er dennoch kritisch. Drei Jahre werden angehende Beamte geschult, dabei werden sie auch in Psychologie und Konfliktmanagement geschult, damit sie mit Stresssituationen zurecht kommen. "Darauf legen wir sehr viel Wert", sagt Rauscher. Auch den Umgang mit der Dienstwaffe müsse man erst lernen. Zwar sei die Personalsituation im Landkreis "angespannt". Die Polizeiinspektion habe weniger Beamte, als ihr auf dem Papier zustehen würden. Dennoch bedeute mehr Personal nicht unbedingt, dass mehr Einbrüche verhindert oder aufgeklärt werden können. "Das ist eine reine Prognose, die man nicht belegen kann."

Für eine prinzipiell gute Idee hält Rauscher sogenannte Sicherheitswachten, die es bereits in einigen bayerischen Gemeinden gibt. Sie sind ehrenamtlich im Einsatz und tragen keine Waffe bei sich, sind aber mit Pfefferspray und einem Funkgerät ausgerüstet. Ihre Aufgabe ist es, Beschädigungen und Straßenkriminalität zu verhindern. Ertappte Straftäter dürfen sie festhalten, bis die Polizei eintrifft, außerdem sind sie befugt, Personalien festzustellen und Platzverweise zu erteilen. Ein Antrag der Überparteilichen Bürgergemeinschaft im Dachauer Stadtrat, eine Sicherheitswacht einzurichten, stieß jedoch auf Bedenken. Eine Sicherheitswacht könne den Bürgern zwar ein gutes Gefühl geben, sagt Rauscher. "Überbewerten dürfen wir sie aber auch nicht." Zum einen seien die Ehrenamtlichen nicht immer verfügbar, zum anderen würden sie wegen der fehlenden Ausbildung sowieso nie an Brennpunkten eingesetzt, auch zu ihrem eigenen Schutz. Erfahrungen aus anderen Landkreisen hätten gezeigt, dass "die Euphorie nachlässt" und die Einsätze immer weniger werden.

Die Zahl der Einbrüche im Landkreis ist 2015 zurückgegangen. Gefühlt, sei sie trotzdem zu hoch, sagt Rauscher. "Das wollen wir reduzieren." Das bedeutet: Mehr Aufklärung und mehr Streifenfahrten in gefährdeten Wohngebieten: von echten Polizisten.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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