Dachau:Sicherheit statt Risiko

Die Zahl der Gewerbeanmeldungen nimmt im Landkreis weiter ab, weil die Arbeitslosigkeit gering ist

Von Moritz Köhler, Dachau

Die Zahl der Existenzgründungen war im Landkreis Dachau im Jahr 2015 weiter rückläufig. Wie bereits 2014 gab es weniger Gewerbeanmeldungen als im Vorjahr. Das hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern bekanntgegeben. Die Daten wurden vom Statistischen Landesamt erhoben.

Zu Gewerbeanmeldungen zählen sowohl Neugründungen als auch Übernahmen. Auch Zuzüge gehören streng genommen dazu. Diese werden allerdings nicht in die Statistiken der IHK aufgenommen. Insgesamt wurden im Landkreis Dachau im Jahr 2015 1322 Gewerbebetriebe angemeldet. Das sind 2,4 Prozent weniger als 2014. Von den 1322 Anmeldungen entfallen 1226 auf Neugründungen - ein Rückgang von 4,3 Prozent im Vergleich zu 2014. Mit 96 Übernahmen verzeichneten die Statistiker 2015 in diesem Bereich dagegen ein Plus von rund 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Es sei grundsätzlich kein Grund zur Beunruhigung, dass die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Landkreis Dachau leicht rückgängig sei, erklärt Katharina Toparkus von der IHK. "Wir haben die Beobachtung gemacht, dass es weniger Gewerbeanmeldungen gibt, wenn es der Wirtschaft gut geht". Menschen, die eine sichere Anstellung haben, sehen demnach keine Gründe, das Risiko Selbstständigkeit zu wagen. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit werden hingegen mehr Gewerbeanmeldungen verzeichnet. "Das sind aber häufig Notgründungen, die aus mangelnden Alternativen entstehen und meist keine gute Perspektive haben", so Toparkus.

Dennoch sei es wichtig, dass es eine gewisse Gründungsdynamik gibt: "Für die Volkswirtschaft sind junge Unternehmer wichtig. Sie bringen Innovationen und neue Technologien." Allerdings müssen gerade Neugründungen wohl durchdacht sein. Um potenzielle Gründer auf dem Weg zur Gewerbeanmeldung zu begleiten, bietet die IHK ein umfangreiches Beratungsangebot. In Dachau ist dafür Existenzgründungsberater Harald Hof zuständig. Zudem findet alle zwei Jahre eine Existenzgründermesse statt, die nächste 2017.

Auch Johann Liebl von der Wirtschaftsförderung des Landratsamts sieht in der rückläufigen Zahl der Gewerbeanmeldungen keine akute Bedrohung für die Wirtschaft. "Wir brauchen nicht unbedingt viele, sondern vor allem qualitativ hochwertige Existenzgründungen." Daher weise er mögliche Gründer grundsätzlich darauf hin, dass die Anmeldung gut geplant sein muss.

Zur Planung hat das Landratsamt ein umfangreiches Beratungsangebot entwickelt. Die Behörde bietet persönliche Beratungsgespräche an. Außerdem arbeitet sie bei der Beratung mit der IHK, der Handwerkskammer und den Aktivsenioren Bayern zusammen. Die Aktivsenioren sind ehemalige Unternehmer und Führungskräfte, die mit ihrem Wissen Unternehmer und Existenzgründer unterstützen. Vertreter der Aktivsenioren kommen jeden dritten Donnerstag im Monat für einen Nachmittag ins Dachauer Rathaus.

Einen Mangel an Gewerbeflächen sieht Liebl im Landkreis nicht: "Viele Existenzgründungen beginnen im eigenen Haus, in den meisten Fällen sind Gewerbeflächen zur Neugründung gar nicht nötig." Gerade Dienstleistungsunternehmen, die den größten Anteil an Neugründungen haben, würden zunächst meist von zu Hause aus geführt. Gründer, die auf eine Gewerbefläche angewiesen sind, erhalten vom Landratsamt entsprechende Informationen.

Die meisten Gewerbeanmeldungen entfallen auf das Stadtgebiet Dachau. Hier gab es im vergangenen Jahr 542 Anmeldungen. Das sind 11,6 Prozent weniger als noch 2014 (613 Anmeldungen). Stefan Wolf, Wirtschaftsförderer der Stadt, sieht darin aber ebenso wie Liebl keine große Gefahr. Die Stadt freue sich aber immer über neues Gewerbe. Wie im Landkreis wurden auch in der Stadt die meisten Unternehmen im Dienstleistungsbereich angemeldet.

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