Dachau:Sich selbst treu

Vorsitzender a.D.

Stolz auf das Bundesverdienstkreuz: Manfred Vielberth freute sich, dass ihn Vertreter der CSU vorgeschlagen hatten, wie Altlandrat Christmann.

(Foto: Jørgensen)

SPD-Politiker Manfred Vielberth wird an diesem Donnerstag 85

Die Geschichte von Manfred Vielberth ist eine der Brüche und Umbrüche. Eine, die über Umwege von Floß in der Oberpfalz, Hannover, Wetzlar und Cham letztlich nach Dachau führte. Und sie ist die Geschichte einer spät entdeckten Familie. Die Idee nach Dachau zu ziehen, entstand aus dem Angebot einer günstigen Eigentumswohnung für den in München stationierten Berufssoldaten in der Großen Kreisstadt. Der Impuls, diese Entscheidung zu treffen, führt in die Kindheit zurück. Und er ist immer noch mächtig am Wirken. An diesem Donnerstag wird Manfred Vielberth, SPD-Politiker, Stadtrat bis 1984 und Kreisvorsitzender 85 Jahre.

Sein für ihn wichtigstes Buch ist eine Monografie über das jüdische Leben in Floß, die für ihn sehr vieles erklärt: Warum er sich als Bub abgewiesen fühlte und warum er bei vielen Ereignissen nicht dabei sein durfte. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihm klar, dass seine Mutter in erster Ehe mit einem Juden verheiratet war, dessen Familienstamm in die Dynastie der Wilmersdorfer aus Floß zurückreichte. Die Mutter ließ sich scheiden und heiratete einen überzeugten Nazi mit dem Nachnamen Vielberth. Aus diesem Trauma resultierte Manfred Vielberths Grundhaltung.

1965 trat er der SPD bei, weil er die Plakataktion der Jungen Union gegen den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt verurteilte. Die CSU-Nachwuchsorganisation versuchte Brandt wegen dessen Einsatzes gegen Hitler in der norwegischen Armee zu diskriminieren. Aus dem Wissen um seine wahre Herkunft ging er nach Dachau, weil er, wie Manfred Vielberth rückblickend sagte, diesen Schritt "als richtig erachtete". Und 1984 zog er die Konsequenz aus seiner Auseinandersetzung mit Hans Hartl, der damals die SPD im Landkreis übernahm und - wie man jetzt weiß - in ein Desaster führte. Er gab alle Ämter zurück.

Danach war er nur noch Privatmann und ein treuer SZ-Leser. Von 1990 bis 2000 war er zudem ein treuer SZ-Mitarbeiter in der Dachauer Lokalredaktion: Die Kollegen wünschen ihm vor allem eines: Gesundheit.

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