Dachau:Seltsame Verbindungen

Die Homepage des Karlsfelder Helferkreises für Asylbewerber führte zu einem Unternehmen, das für sektenartige Heiler wirbt. Das Landratsamt empfiehlt der Gemeinde, dagegen einzuschreiten

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Der eben erst gegründete Helferkreis in Karlsfeld befindet sich bereits in einer Führungskrise. Denn es ist fraglich, ob Sprecher Uwe Hiller in der hervorgehobenen Funktion zu halten sein wird. Er hat den gesamten Helferkreis mit Unternehmen und Homepages in Verbindung gebracht, die in religiöse und sektenartige Kreise reichen. Das Landratsamt, das für die Koordinierung der Flüchtlingsarbeit im Landkreis zuständig ist, hat der Gemeinde Karlsfeld geraten, dagegen einzuschreiten. Die Geschäftsführerin der Verwaltung, Petra Welle, hat nach eigenen Angaben Uwe Hiller bereits zu einem Gespräch gebeten. Sie sagte: "Wir wissen, dass wir da etwas machen müssen."

Wer auf die Internetseite des Helferkreises in Karlsfeld geht, ist bis Donnerstag, 12.57 Uhr, zu einem Unternehmen geführt worden, das sich Tenmin UG (haftungsbeschränkt) nennt und als dessen Geschäftsführer der Sprecher des Helferkreises, Uwe Hiller, firmierte. Kurz nach dem Gespräch mit der SZ wurden auf der Helferkreis-Homepage sämtliche Hinweise im Impressum gelöscht, auch der Name des Geschäftsführers Uwe Hiller. Bis Donnerstag, 12.57 Uhr, wurden auf der Tenmin-UG-Seite Heiler-Bücher eines Autors mit dem Namen Joan Hunter angeboten. Schließlich folgte noch ein Link zu einem "Arne-Elsen-Shop" für Gebetsuhren. Unter dem Namen "Arne Elsen" ist im Internet ein Mann zu finden, der angibt, Arzt zu sein und "Heilungsgottesdienste" abzuhalten. Im Handelsregisterauszug ist angegeben, dass die Tenmin UG ihren Firmensitz in Karlsfeld in der Hochstraße 179 a hat. Wer den Namen im Internet anklickt, landet allerdings beim Impressum des Helferkreises Karlsfeld.

Kurz vor 12.57 Uhr hatte die SZ Dachau mit Uwe Hiller ein Gespräch geführt, um zu erfahren, was es mit der Verbindung der Tenmin UG und dem Helferkreis Karlsfeld (hk-karlsfeld.de) auf sich hat. Die Antwort von Uwe Hiller lautete: "Wissen Sie, ich frage mich, was Sie damit bewirken wollen." Diese Antwort wiederholte er noch mehrmals, auch auf die Frage, ob denn die Angaben im Impressum mit den Mitgliedern des Helferkreises in Karlsfeld oder zumindest mit der engeren Führung abgesprochen seien. Im Impressum sind auch die Konto-Daten für Spenden an den Helferkreis angegeben; und zwar unter der Iban- und Bic-Nummer der Gemeinde Karlsfeld. Uwe Hiller sagte der SZ, dass die Gemeinde mit der Vorgehensweise einverstanden gewesen sei.

Er bezeichnete sich im Gespräch mit der SZ als "Projektmanager für verschiedene Veranstalter, unter anderem auch für kirchliche". Er führe Organisatoren zusammen, größtenteils, wie er sagte, aus der evangelischen Kirche in Bayern, aus den Freikirchen und der evangelikalischen Bewegung, die ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten hat. Die Tenmin UG sei gegründet worden, um "Homepages zu hosten". Uwe Hiller versteht sein Unternehmen als eine Art Gastgeber, über den der Zugang zu verschiedenen Internetdiensten möglich ist. Darüber hinaus bietet er Dienste an, die Unternehmen den Internetauftritt erleichtern. Im Karlsfelder Fall sah Uwe Hiller - zumindest bis zur Löschung der "Tenmin UG" aus dem Impressumsvermerk - den Vorteil der Verbindung darin, dass sämtliche presserechtlichen Fragen bis hin zum Kopierschutz über sein Unternehmen zugunsten des Helferkreises in Karlsfeld geregelt seien. Im Handelsregisterauszug ist im Notarvertrag zur Gründung der UG vermerkt: "Gegenstand des Unternehmens ist die Erstellung und Vermarktung von Softwareprodukten, Büchern und Zeitschriften, insbesondere für Produkte des Hauses Apple." Auf den Hinweis hin, dass er mit seiner Vorgehensweise den Helferkreis in die Nähe zu sektenartig anmutenden Verbindungen bringen könnte, sagte er: "Das ist Ihre Meinung." Er übernehme als Projektmanager nicht die Positionen der von ihm betreuten Internetauftritte: "Darüber muss man sich im Klaren sein, ich habe lediglich die Homepage erstellt und sonst nichts."

Aus Sicht des Dachauer Landratsamts, das gemeinsam mit der SZ die Homepage des Helferkreises noch vor der Änderung des Impressumsvermerks durchforstete, ist diese Homepage jedoch bedenklich. In einem Gespräch mit der Gemeinde hat das Landratsamt empfohlen, eine neue Homepage ohne solche Verweise gemeinsam mit dem Helferkreis aufzubauen. Alle anderen Asylgruppen sind übrigens - presserechtlich abgesichert - über das Netzwerk Asyl und den Internetauftritt asyl-landkreis-dachau.de zu erreichen.

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