Dachau:Schwimmer vor verschlossenen Türen

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Aus Kostengründen sperren die Dachauer Stadtwerke das Freibad vorzeitig. Nicht jeder kann das nachvollziehen.

Rudi Kanamüller

Der Dachauer Heinrich Bergmeier, 58, gehört zu den ganz Unentwegten: Die kilometerlangen Bahnen, die er im Dachauer Freibad im 50-Meter-Becken täglich kraulend zieht, und das bei jedem Wetter, gehören bei ihm dazu wie das Zähneputzen. Mittlerweile muss man sagen: gehörten. Als Bergmeier dieser Tage vor dem Dachauer Familienbad stand, da war seine Welt nicht mehr in Ordnung. Das Bad hatte nämlich geschlossen. Vorzeitig. Was den passionierten Schwimmer nachhaltig verärgerte.

Heinrich Bergmeier steht vor verschlossenen Türen. Der Schwimmer bedauert die frühzeitige Schliessung des Dachauer Familienbades. (Foto: DAH)

Bergmeier, der mit 19 Jahren intensiv das Schwimmen begann, kann die Entscheidung der Stadtwerke nicht nachvollziehen: Denn andere Freibäder seien häufig bis Mitte September, oft sogar bis Oktober geöffnet. Zudem sei das mit circa 25 Grad Celsius warme Wasser ein Energiespeicher, den man nutzen könne. Das Hallenbad als Alternative komme für ihn nicht in Frage. "Da gibt es kein richtiges Sportbecken, außerdem hat es nicht die Atmosphäre wie das Freibad."

Robert Haimerl, der kaufmännische Werkleiter der Dachauer Stadtwerke, zu denen das Familienbad gehört, hält die Klage Bergmeiers für nicht gerechtfertigt. Prinzipiell, so Haimerl, schlössen alle Freibäder am 5./6. September beziehungsweise eine Woche später. Haimerl: "Die Saison ist einfach vorbei." Da genüge ein Blick aus dem Fenster. Hätten wir dagegen eine super Schönwetterperiode, dann hätte man durchaus über eine Verlängerung der Öffnungszeit diskutieren können.

Während an schönen Tagen im Normalfall gut und gerne 4000 Besucher sich pro Tag im Freibad tummeln würden, zähle man derzeit über den Tag verteilt lediglich zwischen 30 und 40 Besucher. "Das Bad ist optisch leer", sagt Haimerl. Trotzdem müssten die Stadtwerke Personal für die Kasse, sowie eine Aufsicht für alle Becken vorhalten. Außerdem müssten die Becken geheizt werden, weil ja niemand gerne im 18 Grad kalten Wasser schwimmen möchte. Haimerl: "Da steht der finanzielle Kostenaufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag."

Das Dachauer Familienbad liegt idyllisch am Ufer der Amper, umgeben von einem alten Baumbestand mit großen Liegewiesen. Sehr beliebt bei Dauergästen ist das 50-Meter-Becken, in dem man in Ruhe seine Bahnen ziehen kann. Zusätzlich gibt es ein Nichtschwimmerbecken. Das Familienbad wurde im Jahr 2002 komplett umgebaut und saniert. Laut Geschäftsbericht für das Jahr 2009 wurden in der entsprechenden Badesaison 118 000 Besucher gezählt und 155 000 Euro aus Eintrittsgeldern erlöst. Dabei wurden 69 000 Einzelkarten und 2000 Saisonkarten verkauft, so die Stadtwerke in ihrer Geschäftsbilanz. Eigens erwähnt wird in der Bäder-Bilanz der Bademonat August 2009. Mit einem Rekordbesuch von 48 087 Badegästen sei das Familienbad "an seine Grenzen" gestoßen. Ursprünglich wurden die Dachauer Bäder von der Stadt Dachau betrieben. Im Jahr 2004 wurde der Betrieb an die Stadtwerke Dachau übergeben.

© SZ vom 09.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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