Dachau:Schutz vor der Flut

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Gegen Jahrhunderthochwasser an Amper und Gröbenbach sollen in Dachau und Bergkirchen Dämme errichtet werden.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Hochwasserschutzplanung bedeutet Langzeitplanung. Beim Wasserwirtschaftsamt denkt man in Zeiträumen von 100 Jahren. Öfter kommt es laut Statistik nicht zu großen Fluten. Wenn sich die Natur daran hält, haben die Planer bis 2099 Zeit, die Dachauer Innenstadt vor der nächsten Amperflut zu bewahren. Denn das letzte verheerende Hochwasser war erst an Pfingsten 1999. Der Gröbenbach hat laut Statistik eine andere Hochwassertaktung. Er setzte 2013 Dachauer Straßen und in Gröbenried zum Beispiel den Flugplatz des Aeroclub unter Wasser. Dass beide Gewässer gleichzeitig Hochwasser führen, ist statistisch nicht belegt. So erklärten es Fachleute vom Wasserwirtschaftsamt den Stadträten im Umwelt- und Verkehrsausschuss. Deshalb soll der Gröbenbach bei hohem Pegelstand über die Amper abgeleitet werden.

Angestoßen hatte das Thema CSU-Stadtrat August Haas. Die Felder des Landwirts liegen teilweise in den Überflutungsflächen der Amper. Dass diese bei einem gravierenden Hochwasser überflutet würden, alarmierte ihn allerdings weit weniger als die Tatsache, dass das Wasser bis in die Wohngebiete der Innenstadt zwischen Ludwig-Dill-Straße und Ascherbachweg stehen könnte. Um das zu verhindern, müssen nicht nur die bestehenden Dämme an der Amper ertüchtigt werden, was in diesem Jahr geschehen soll. Die Stadtwerke werden den Bewuchs auf den Dämmen entfernen, denn Baumwurzeln und vor allem fallende Bäume können Löcher in den Deich reichen. Trotzdem sind diese Dämme für eine große Flut, ein sogenanntes einhundertjährliches Hochwasser, nicht hoch genug. 1999 wurden sie überströmt.

Die Feuerwehr versucht den Gröbenbach im Juni 2013 mit Sandsäcken aufzuhalten. Er überschwemmte dennoch die Münchner Straße und Langwieder Straße. (Foto: Feuerwehr/privat)

Deshalb prüft das Wasserwirtschaftsamt zwei weitere Lösungen. Zum einen wäre es möglich, in Dachau nahe der Straße Im Lus einen Deich von etwa ein bis zwei Metern Höhe und 450 Metern Länge zu bauen. Diese Möglichkeit erscheint den Fachleuten schon jetzt als die beste, weil sie am wenigsten in den Naturraum eingreift.

Die zweite Variante sieht einen Dammbau weiter westlich auf Bergkirchener Gemeindegebiet nahe der Straße Am Kalterbach vor. Dafür würde ein bestehender Feldweg auf einer Länge von 300 Metern erhöht und mit einem Deichbau um nochmals etwa 300 Meter verlängert werden. In den kommenden Jahren müssen unter anderem Verträglichkeitsprüfungen gemacht und Planungskostenvereinbarungen getroffen werden. Wichtig ist dabei vor allem die Planung der sogenannten Retentionsräume, also jener Flächen, die planmäßig überflutet werden dürfen.

Baubeginn für die Dämme könnte etwa 2021 sein. Was die Sicherheit der bestehenden Dämme angeht, konnte Josef Höschl vom Wasserwirtschaftsamt beruhigen: Aus seiner Sicht sei allenfalls ein kleiner ein Dammbruch zu befürchten. "Wahrscheinlich könnte man das in drei bis sieben Tagen reparieren", sagte Höschl. Vor einem Dammbruch schützen könnte eine Spundwand oder das Einbringen von Zement. Um die Dämme am Kraftwerk Günding zu schützen, wollen die Stadtwerke zunächst eine Ausschreibung machen und Varianten prüfen.

Beim Hochwasser im Juni 2013 überschwemmte der Gröbenbach den Flugplatz des Aero-Clubs und die Räume des Vereinsheim von Remaining Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für den Hochwasserschutz am Gröbenbach hat das Wasserwirtschaftsamt 2013 eine Basisstudie in Auftrag gegeben. Als sinnvollere der zwei vorgeschlagenen Varianten erscheint den Fachleuten die Möglichkeit, eine 3,5 Kilometer lange Flutmulde anzulegen, die vom Gröbenbach aus nördlich in Richtung Im Lus verläuft und dabei die B 471 queren müsste. Die zweite Variante wären ein Deichbau und Erhöhung eines bestehenden Weges in Gröbenried. Im Jahr 2018 soll die Entscheidung für eine der Varianten gefällt werden, dann geht es ins Planfeststellungsverfahren, Baubeginn könnte 2023 sein.

Als Bauherr tritt das Wasserwirtschaftsamt auf, dass die Hälfte der Kosten trägt. Die andere Hälfte müssen sich Dachau und Bergkirchen teilen. Allein die Planungskosten belaufen sich auf etwa 300 000 Euro.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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