Dachau:Schöner wohnen in der Altstadt

Hörhammerbräu, Koschadeklinik, Rössler-Anwesen: Das historische Zentrum Dachaus verändert immer stärker sein Gesicht. Alte Gebäude werden in teure Wohnungen umgewandelt - die Bauarbeiten sind schon im Gange

Von Robert Stocker, Dachau

Ein riesiger, gelber Schlauch hängt aus einem Fenster im ersten Stock der ehemaligen Gaststätte Hörhammerbräu. Das Ende des Schlauchs liegt in einem Container, der auf dem Bürgersteig an der Konrad-Adenauer-Straße steht. Der Container nimmt den Bauschutt auf, den Arbeiter über den Schlauch entsorgen. Das denkmalgeschützte Gebäude wird gerade entkernt; 40 Wohnungen sollen an diesem geschichtsträchtigen und prominenten Ort in der Dachauer Altstadt entstehen. Wegen der Auflagen des Denkmalschutzes sind Umbau und Sanierung des Hauses schwierig. 14 Jahre lang stand es leer, doch bald wird dort endlich neues Leben einziehen.

Im Januar 2002 hatte der letzte Pächter Bruno Nicolodi den Hörhammerbräu aufgegeben. Zwei Investoren, die schon damals das traditionsreiche Gasthaus und Hotel in Wohnungen umwandeln wollten, sprangen wegen der Denkmalschutz-Auflagen wieder vom Kauf des Gebäudes ab. An das Projekt wagt sich jetzt das Münchner Wohnungsunternehmen WU, das den Hörhammerbräu von der Salvator Immobilien AG Anfang 2016 erwarb. Auf zwei Etagen und im historischen Dachboden soll Wohnraum entstehen. WU-Mitinhaber und Architekt Christian Uez ist zuversichtlich, ein wirtschaftliches Konzept gefunden zu haben. Der Hörhammerbräu steht an der Krone des Altstadthangs, der im 19. Jahrhundert durchgängig in Terrassen angelegt war. Dieser Zustand soll wieder hergestellt werden. Mieter könnten den Hang als Garten nutzen. Im Frühjahr wurden im oberen Teil schon einige Bäume gefällt, weil sie auf das alte Gemäuer viel Schatten warfen. Die Mauern müssen aber dringend trocknen, damit die Jahrhunderte alte Substanz erhalten bleibt.

In der früheren Koschadeklinik entstehen 33 Wohnungen mit Alpenblick

Das historische Dachau verändert zunehmend sein Gesicht. Die Entwicklung geht vom Einkaufszentrum zum Wohnquartier. Auch in der Ruine der ehemaligen Koschadeklinik tut sich wieder etwas; Arbeiter sind derzeit auf der Baustelle zugange. 33 exklusive Wohnungen mit Blick auf München und die Alpen sind dort geplant. In der Hanglagesollen zwei Terrassengeschosse und ein Gartengeschoss entstehen, dazu eine einstöckige Tiefgarage, die in den Hang gebaut wird. Fünf Jahre lang stand nur noch das Gerippe des entkernten Gebäudes da; viele Bürger sahen in der Ruine einen Schandfleck für die Altstadt. Grund waren die wechselnden Eigentümer und Investoren. Die Koschadeklinik gehörte der Rhönklinikum AG, die vor dem Helioskonzern das Dachauer Krankenhaus führte. Ein Schweizer Unternehmen erwarb das Areal, verkaufte es aber aus wirtschaftlichen Gründen an die Kaga Wohnbau Dachau weiter. Doch auch deren Finanzkraft war zu begrenzt, um das aufwendige Projekt zu stemmen. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Einige Interessenten hatten den Kauf von Wohnungen schon notariell beurkundet. Dann übernahm die KGS-Projektentwicklungsgesellschaft mit Sitz in Oberhausen bei Neuburg an der Donau das Projekt. Das Unternehmen erwarb die ehemalige Klinik von der Kaga und übernahm auch die Kaufverträge von sieben verbliebenen Interessenten - allerdings zu geänderten Konditionen, weil die vereinbarten Preise wegen des technisch aufwendigen Baus nicht zu halten waren.

Weitere Wohnungen werden auch in einem anderen historischen Komplex in der Altstadt entstehen: Die vier miteinander verbundenen Gebäude des Rössler-Anwesens werden in Eigentumswohnungen mit Tiefgaragen und Ladengeschäften im Erdgeschoss umgewandelt. Die Sanierungsarbeiten sind schon im Gange. Die Gebäude werden entkernt; wo früher Regale für Schuhe standen, sind jetzt kleine Erdhaufen aufgeschüttet. In den ehemaligen Verkaufsräumen lagern alte Balken und Säcke mit Bauschutt. Investor ist der Münchner Bauträger C. S. Invest GmbH. Schon im Herbst 2015 zog das traditionsreiche Dachauer Schuhgeschäft in das benachbarte Koller-Anwesen, in dem vorher die Commerzbank ansässig war. Geschäftsführer Marcus Rössler sagte der Dachauer SZ, dass der Umbau gut für die Belebung der Altstadt sei. Denn das alte Gebäude verrotte nicht, sondern entstehe in Kürze neu. Mit dem Verkauf des Rössler-Anwesens sind Überlegungen der Stadt Dachau vom Tisch, die Gebäude für die Stadtverwaltung zu kaufen oder zu mieten. Einige Stadtratsfraktionen hatten mit dem Gedanken gespielt, das Bürgerbüro im Rössler-Anwesen unterzubringen. Der Standort in der Pfarrstraße platzt aus allen Nähten. Durch den Umzug in das Rössler-Anwesen wäre das Bürgerbüro in der Altstadt und damit nahe am Rathaus geblieben. Der Stadt war aber der Kaufpreis zu hoch. Statt Publikumsverkehr wird es also hier weitere Wohnungen geben.

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