Brand in Dachau:Schock um Mitternacht

Brand in Dachau: Mit einer Drehleiter bringen Einsatzkräfte der Dachauer Feuerwehr Bewohner auf dem Balkon in Sicherheit.

Mit einer Drehleiter bringen Einsatzkräfte der Dachauer Feuerwehr Bewohner auf dem Balkon in Sicherheit.

(Foto: Feuerwehr)

In einem Mehrfamilienhaus an der Etzenhausener Straße bricht in der Nacht zum Freitag ein Feuer aus. Nachbarn und Feuerwehr retten mehrere Bewohner. Die Ursache des Brandes ist noch unklar.

Von Robert Stocker, Dachau

Ein Teil der gelben Hausfassade ist pechschwarz, das große Balkonfenster einer Wohnung im ersten Stock ist unter der Hitze geborsten. Brandgeruch weht durchs verrußte Treppenhaus, Löschschaum und Wasser stehen im Keller. "Der Schrecken steckt uns noch in den Gliedern", sagt ein Anwohner am Freitagvormittag. In der Nacht zuvor bricht in einem Appartement im ersten Stock des Mehrfamilienhauses an der Etzenhausener Straße 2 ein Feuer aus. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 14 Menschen in dem Gebäude. Die Bewohner im Erdgeschoss können noch selbst das Haus verlassen, die Bewohner des ersten und zweiten Stockes werden von beherzten Nachbarn und der Feuerwehr mit Leitern gerettet. Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Die Kripo Fürstenfeldbruck hat Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei schätzt den Schaden auf 150 000 Euro.

Als die ersten Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr kurz nach Mitternacht in der Etzenhausener Straße eintreffen, steht die Wohnung im ersten Stock lichterloh in Flammen. Nachbarn haben Leitern geholt, mit denen sie Bewohner ins Freie retten. Starker Qualm verhindert die Flucht übers Treppenhaus. Einige Bewohner stehen in Panik auf dem Balkon. "Eine Frau hat völlig die Fassung verloren, weil sich ihre Mutter noch in ihrer Wohnung im zweiten Stock befand", schildert ein Anwohner die dramatische Situation. Einsatzkräfte der Dachauer Feuerwehr bringen die Frau und eine weitere Person mit Hilfe einer Steckleiter in Sicherheit. Über eine Drehleiter rettet die Feuerwehr drei weitere Bewohner vom Balkon. Darunter ist auch ein Mann, dessen Wohnung sich im zweiten Stock über dem Appartement befindet, in dem das Feuer ausbrach.

Brand in Dachau: Das Appartement im ersten Stock des Hauses stand beim Eintreffen der Feuerwehr lichterloh in Flammen.

Das Appartement im ersten Stock des Hauses stand beim Eintreffen der Feuerwehr lichterloh in Flammen.

(Foto: Feuerwehr)

Wegen der starken Rauchentwicklung kann er sich nicht auf dem Balkon bemerkbar machen. Er wählt den Notruf 110 und bittet um Hilfe. "Er hat in dieser Extremsituation viel Ruhe bewahrt", lobt der Pressesprecher der Dachauer Feuerwehr, Wolfgang Reichelt. Auch den Nachbarn, die mit der Rettung der Hausbewohner begonnen haben, zollt er Anerkennung. "Vor ihnen habe ich Riesenrespekt. Sie haben sofort und mutig reagiert." Auch ein Gastronom aus der Nachbarschaft zeigt sich hilfsbereit. Er bietet an, die obdachlosen Hausbewohner kostenlos in seinem Hotel unterzubringen.

Während die Einsatzkräfte der Feuerwehr die Bewohner retten, verlegen Kameraden Wasserrohre über das Treppenhaus zur Brandwohnung. Wegen des starken Qualms tragen sie Atemschutzmasken. Die Löscharbeiten können aber nicht verhindern, dass das Appartement vollständig ausbrennt. Durch die enorme Hitze von mehr als 800 Grad zerspringt das Balkonfenster des Appartements, der Putz bröckelt von der Decke ab. Gegen drei Uhr früh ist der Brand gelöscht. Im Einsatz sind neben 60 Mann der Dachauer und Karlsfelder Feuerwehr auch ein Notarzt und Sanitäter. Wie das zuständige Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitteilt, erleiden vier Bewohner einen Schock und Rauchgasvergiftungen. Sie werden zur weiteren Behandlung in das Amperklinikum Dachau gebracht. Weitere neun Bewohner werden wegen Rauchgasvergiftungen ambulant behandelt. Beamte der Dachauer Polizeiinspektion sperren angrenzende Straßen ab.

Wie ein Anwohner am Freitag berichtet, ist der Mann, in dessen Appartement das Feuer ausbrach, angeblich drogensüchtig. "Es geht die Mär, dass er die Wohnung angezündet hat", sagt der Nachbar. Während der Rettung der Hausbewohner war er noch am Unglücksort, seitdem sei er nicht mehr gesehen worden. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums haben die Ermittler der Kripo Fürstenfeldbruck bisher keinen Hinweis auf Brandstiftung. Auch ein Sachverständiger des Landeskriminalamts findet dafür keine Anhaltspunkte. "Eher kommt ein technischer Defekt in Frage", sagt ein Sprecher des Präsidiums.

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