Dachau:Schnell Anschluss finden

Der Ausbau des Glasfasernetzes in der Kreisstadt geht nur schleppend voran. Bislang ist nur das Gewerbegebiet flächendeckend erschlossen. Jetzt verspricht die Telekom Höchstgeschwindigkeitsinternet für alle.

Von David-Pierce Brill

Breitbandversorgung

Ein Mann fächert ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträngen auseinander. Die Internetverbindung mit Breitbandkabeln wird in Berlin auch im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD diskutiert.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Wenn die Fotodesignerin Andrea Feicht versucht, größere Datenmengen im Internet hoch- oder herunterladen, muss sie lange warten. Sie und ihr Bruder betreiben das Kreativstudio "Brain2Media" in Dachau und bietet für ihre Kunden multimediale Dienstleistungen wie Print- und Webdesign an. Außerdem setzt die Fotografin ihre Kunden in Szene. Ohne Internet geht in ihrer kleinen Firma nichts. Für sie ist verlässliches und vor allem schnelles Internet ein entscheidender Faktor für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Richtig zufrieden ist sie mit der Datenübertragung ihres Anschlusses nicht: "Wir haben Internet, aber keine ideale Verbindung", sagt die Selbstständige. "Der Internetausbau ist wichtig. Es ist lächerlich, wenn eine Firma eine schlechte Leitung hat."

Mit ihrem Problem ist Feicht in Dachau nicht alleine. In der Kreisstadt gibt es zwar flächendeckend DSL, aber nur vereinzelt können die Anwohner das noch schnellere Glasfaserinternet nutzen. In Dachau geht vergleichsweise wenig voran, wohingegen in den umliegenden Gemeinden wie Karlsfeld der Ausbau schnell vorangeht: Anfang November begann in Karlsfeld der Ausbau des Glasfasernetzes der Deutschen Telekom, bis Ende 2014 soll er abgeschlossen sein. Dann können nach Angaben der Telekom 3700 Haushalte mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabits pro Sekunde (MBit/s) surfen. Die Spitzengeschwindigkeit bei herkömmlichen DSL-Anschlüssen liegt bei maximal 16 MBit/s.

Dabei ist eine schnellere Internetverbindung längst ein entscheidender Standortfaktor für kleine und große Firmen. Ist das Internet zu langsam, ist das auch ein wirtschaftliches Problem. Claudia Tauber, Vorstand des Anlagenbauers NAT in Dachau, erklärt: "Ohne Internet können wir nicht existieren." Für Tauber ist funktionierendes Internet Geld wert. Tauber: "Ein Internetausfall kann man in Geld messen. Dann herrscht hier Stillstand."

Die Stadt hat das Problem erkannt, wie Hauptamtsleiter Josef Hermann erklärt: "Ziel ist es, für die Bürger das Internet auszubauen." Dafür wurde 2010 mit dem lokalen Anbieter Dachau Citycom (DCC) eine lokale Alternative zu den deutschlandweit agierenden Telekommunikationsunternehmen gegründet. Dieser wirbt auf seiner Internetseite mit dem Slogan "Mit Lichtgeschwindigkeit ins Internet." Nach eigenen Angaben wurde das ehrgeizige Ziel aber erst teilweise umgesetzt. Große Teile der Altstadt und Dachau Süd sind noch gar nicht erschlossen, in anderen Teilen der Stadt gibt es bereits Glasfaserleitungen, die Häuser sind aber noch nicht daran angeschlossen. Ausnahme ist das Gewerbegebiet, das bereits flächendeckend erschlossen wurde. Der Vertriebsleiter der DCC, Jürgen Schmidt, erklärt die Herausforderungen des Ausbaus: Die DCC will jedes Haus mit der besonders schnellen Technologie (FTTB) versorgen. Dabei muss das Kabel allerdings direkt an jedes Haus verlegt werden. "Das dauert länger, wir müssen jedes Haus einzeln angraben", sagt Schmidt. Das ist für das Unternehmen eine teure Sache. Schmidt: "Ausbauförderung geht nur über Nachfrage." Aus Kostengründen sammle die DCC Anträge und erschließe dann ein größeres Gebiet. Für den flächendeckenden Ausbau wären laut Schmidt 30 Millionen Euro nötig. Die Notwendigkeit für den Ausbau steht laut Schmidt außer Frage: "Der zukünftige Bandbreitenbedarf ist nur über Glasfaser zu decken."

Stadtrat und Fraktionsvorsitzender der CSU, Christian Stangl, ist Mitglied im zuständigen Werksausschuss. Seiner Meinung nach gibt es zu wenige Ausbaukunden für die breite Erschließung der Stadt. "Der Ausbau ist sehr teuer, ein schnellerer Ausbau wäre wirtschaftlich nicht darstellbar", erklärt er. Durch die hohe Anzahl der Internet-Anbieter ist die Konkurrenz groß, die Gewinnmargen sind klein. Die Infrastruktur für ein schnelleres Internet aber ist kostspielig. Den Anschluss verpasst habe Dachau aber nicht. "Wir haben hier eine andere Größenordnung bei den Investitionssummen als kleinere Gemeinden", sagt der Lokalpolitiker.

Der Telekom kommt beim flächendeckenden Ausbau des Internets eine große Bedeutung zu, verfügt sie doch als ehemaliges staatliches Unternehmen weitestgehend über die Telefon-und Internetleitungen. Die bestehenden Kupferleitungen erreichen aber im Gegensatz zu Glasfaserkabeln nur eine Geschwindigkeit von 16 MBit/s. Ihr schnelles "VDSL"-Internet hat sie selbst bisher nur ganz vereinzelt westlich und östlich des Bahnhofes installiert.

Inzwischen hat auch die Telekom den Handlungsbedarf erkannt und mit der Stadt den Ausbau des schnellen Internets vereinbart. Laut Markus Jodl, Pressesprecher der Telekom, beginnt der Ausbau Anfang 2014 und soll bis 2015 abgeschlossen sein. Dieser soll im Dachauer Vorwahlbereich flächendeckend erfolgen. Das Unternehmen plant, die grauen Multifunktionsgehäuse am Straßenrand an das Glasfasernetz anzuschließen und auf den letzten Metern zu den Häusern ein spezielles Verfahren, genannt Vectoring, zu nutzen. Dieses erhöht die Geschwindigkeit der Kupferleitungen, indem die Störungen reduziert werden. So müssen weniger neue Leitungen verlegt werden. Die Planungen hierfür haben bereits begonnen. Die Kosten trägt die Telekom, den Nutzen haben ihre Kunden. Nur sie dürfen das VDSL-Netz nutzen.

Eine schon heute mögliche Alternative in Dachau wäre das eigene Koaxialkabelnetz von Kabel Deutschland. Hier kommt das Internet über den Fernsehanschluss. Die Fernsehdose muss aber durch eine neue ersetzt werden. Laut Pressereferentin Gisela Bauer kann man in Dachau mehr als 20 000 Haushalte mit bis zu 100 MBit/s versorgen. Eine wirkliche Auswahl für die Kunden wird es aber erst mittelfristig geben, wenn mehrere Anbieter flächendeckend aktiv sind und konkurrieren.

Die Fotografin Andrea Feicht hat Glück. Ihr Haus wird gerade von der DCC angegraben und mit Glasfaserinternet versorgt. Zukünftig kann sie das ultraschnelle Internet nutzen. Andrea Feicht ist schon in der Zukunft angekommen.

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