Dachau:Rätsel um die Geschichte eines Erfolgs

Lyrisches Opernensemble und Hoftheater schlagen Alarm wegen des schleppenden Vorverkaufs zur Premiere von Donizettis "Lucia di Lammermoor". Dabei haben sie für die halbszenische Inszenierung das bedeutendste Werk des Komponisten ausgesucht

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Manchmal gibt das Kulturpublikum in Dachau, das sich rege an vielen Veranstaltungen beteiligt, Rätsel auf. Die Oper ist mit Sicherheit ein sehr beliebtes Genre, die Angebote der Volkshochschulen beispielsweise für die Inszenierungen in München heiß begehrt. Aber das Lyrische Opernensemble, das die Musik quasi direkt vor die Haustür bringt, hat Probleme mit der Resonanz. Dabei arbeitet Initiatorin Gesa Jörg eng mit dem Hoftheater Bergkirchen zusammen. Zuletzt beim viel gefeierten und komplett ausverkauften Bergkirchener Sommertheater. Die Bühne von Intendant Herbert Müller in Bergkirchen ist dieses Jahr zehn Jahre alt geworden und stellt ein einzige Erfolgsgeschichte dar.

An der Qualität, an den Stimmen kann es also nicht liegen, dass Gesa Jörg wegen der Premiere am Freitag, 25. September, im Ludwig-Thoma-Haus Alarm schlägt. Der Kartenvorverkauf verläuft sehr schleppend. Dabei hat das Opernensemble wieder eine der gängigen und deswegen nicht minder herausragenden Opern ausgewählt: "Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti.

Seit fast zehn Jahren hat das Opernensemble Opern in ein Format verwandelt, das die Aufführung auf kleineren Bühnen möglich macht. Die Idee bestand aber nicht nur daraus, eine Art Miniaturausgabe zu schaffen, sondern auch eine Ästhetik, die neue Aspekte der Opernliteratur in den Vordergrund bringt. Schon der Rigoletto war ein Beleg dafür, welcher Charme und Reiz entsteht, wenn sich das Publikum auf den intimen Rahmen eines kleinen Orchesters und auf eine Art reduzierter szenischer Darstellung einlässt. Die Musik wird intensiver erlebt und bekommt eine ganz andere Nähe: im Hören und im Sehen.

Donizettis Oper Lucia di Lammermoor eignet sich für diese in Dachau entwickelte Form der halbszenischen Inszenierung besonders. Schon die Ausgangssituation, wie sie Hoftheater und Gesa Jörg beschreiben, schafft eine dichte Atmosphäre, in der sich die Sängerinnen und Sänger entfalten können. In diesem Fall kommt dem Bühnenbild von Ulrike Beckers eine besondere Rolle zu. Man kann sagen: Hauptrolle. Denn die Atmosphäre der Oper verdichtet sie zu bildnerischen Projektionen. Beckers gehört zum Hoftheater Bergkirchen und ist dort für die meisten der Bühnenbilder zuständig.

Das Team

Die halb-szenische Aufführung in italienischer Sprache der Oper "Lucia di Lammermoor" mit Erzählungen aus dem Roman von Walter Scott führt das Lyrische Opernensemble in folgender Besetzung auf: Lord Enrico Ashton (Jens Müller). Miss Lucia, die Schwester des Lords (Gesa Jörg). Sir Edgardo von Ravenswood (Rodrigo Trosino). Lord Arturo Bucklaw (Florian Richter). Raimondo Bidebent, Erzieher Lucias (Jörg Schnaas). Alisa, die Zofe der Lucia (Veneta Radoeva). Der Erzähler (Herbert Müller, Intendant des Hoftheaters).

Leitung: Armando Merino.

Piano: Petra Morper und Ana Nam.

Bühnenprojektionen: Ulrike Beckers.

Das Orchester: Nadja Kursawe und Anna Brandis (Violine), María José García (Bratsche); Maximilian Zimmermann (Cello), Priti Schlubach-Ferrari (Flöte).

Der Chor: Annette Thomas, Andrea Kronmüller, Stefan Podlech, Ulrich Naumann, und Nike Schmidt. SZ

Zum Inhalt: Die "Lucia" ist Gaetano Donizettis reifstes Werk. Er wusste, dass es galt, ein Meisterwerk zu schaffen, wollte er neben den Triumphen seines Rivalen und Freundes Vincenzo Bellini bestehen. Es gelang ihm. Die Uraufführung am 26. September 1 835 im Teatro San Carlo in Neapel brachte ihm einen rauschenden Erfolg. Innerhalb weniger Jahre hörte ganz Europa diese Oper. Lord Enrico Ashton will, um die Macht seiner Familie zu sichern, seine Schwester Lucia mit dem von ihr ungeliebten Lord Arturo Bucklaw verheiraten. Lucia liebt aber Edgardo, den Erzfeind ihres Bruders.

Premiere ist am Freitag, 25. September, 19.30 Uhr im Ludwig-Thoma-Haus. Weitere Aufführungen: Sonntag, 27. September und Freitag, 2. Oktober. Zusätzliche im neuen Jahr.

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