Dachau:Portrait eines Unbeugsamen

Ernst Grube, Theresienstadt-Überlebender, ist ein unermüdlicher Zeitzeuge und politischer Aktivist, der seine Stimme gegen alle antidemokratischen Tendenzen erhebt. Die Filmregisseurinnen Christel Priem und Ingeborg Weber haben nun ein berührendes Porträt des Münchner Juden und Kommunisten gezeichnet.

Der 60 Minuten lange Dokumentarfilm "Von einem, der nicht aufgibt" begleitet den 84 Jahre alten Ernst Grube in seinem Kampf für Toleranz, Menschlichkeit und gegen Gewalt und Krieg. Grube fühlt sich dem Vermächtnis der NS-Opfer verpflichtet: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg - und er erfuhr deshalb auch in der Bundesrepublik Deutschland erneut Verfolgung, Ausgrenzung und wurde wegen seines Protests gegen die Wiederaufrüstung zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Jahr 2010 wurde er als bayerischer Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) im Jahresbericht des Verfassungsschutzes namentlich erwähnt. Erst nach vielen öffentlichen Protesten machte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann einen Rückzieher. Die VVN wird in Bayern im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern jedoch bis heute vom Verfassungsschutz beobachtet.

Ernst Grube wirkt in vielen Ämtern gegen das Vergessen: im Präsidium der Lagergemeinschaft, im Kuratorium der Evangelischen Versöhnungskirche, im Vorstand des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit, bei der Internationalen Jugendbegegnung, im Max-Mannheimer-Haus, im Kuratorium der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, am Runden Tisch für Zeitgeschichte und am Runden Tisch gegen Rassismus in Dachau.

Ernst Grube erlebte als Kind in der bayerischen Landeshauptstadt München die Verfolgung der Juden. Den Deportationen und der Ermordung entkam er zunächst nur deshalb, weil er als Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters, der tapfer eine Scheidung von seiner Frau ablehnte, in der Nazidiktion als "Halbjude" galt. Ernst wurde diskriminiert, ausgegrenzt, in Lager mitten in München gesteckt, musste den gelben Stern tragen und wurde schließlich mit seiner jüdischen Mutter und beiden Geschwistern Anfang 1945 doch noch deportiert - nach Theresienstadt. Die KZ-Gedenkstätte zeigt am Mittwoch, 15. März, den Dokumentarfilm. Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann und Pfarrer Björn Mensing (Versöhnungskirche) moderieren das anschließende Gespräch mit Ernst Grube und der Filmautorin Ingeborg Weber.

"Ernst Grube - Zeitzeuge. Von einem der nicht aufgibt". Mittwoch, 15. März, im Kinosaal der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, Einlass ist eine halbe Stunde früher. Der Eintritt ist kostenlos.

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