Dachau:Piraten wollen Flagge zeigen

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Beim Dachauer Ableger der Partei herrscht Aufbruchstimmung: Im Herbst will die Gruppierung einen Kreisverband gründen. Doch der Hype um die Gruppierung ist vorbei - Umfragewerte und die Zahl der Mitglieder sinken.

Andreas Glas

- Wenn Dirk Waltert über seine Partei spricht, dann gibt es da einen Vergleich, den er besonders gern verwendet: "Im Kindesalter mussten wir die Grundlagen lernen, jetzt werden wir langsam erwachsen. Wir stecken gerade mitten in der Pubertät." Waltert ist gewissermaßen der Ziehvater der Dachauer Piraten, jetzt begleitet er seine Partei beim Erwachsenwerden. Demnächst plant er deren bislang größten Schritt hinaus aus der Pubertät. Nach monatelanger Planung soll im Herbst ein Kreisverband der Piratenpartei gegründet werden. Vorläufiger Termin ist der 7. Oktober, die Wahl soll in Karlsfeld stattfinden. Vielleicht werde es auch zwei oder drei Wochen später, sagt Waltert: "Aber danach wollen wir im Landkreis richtig durchstarten."

Die Anziehungskraft der Partei hat nachgelassen. Jetzt soll die Politik transparenter und der Bürger stärker beteiligt werden. (Foto: Johannes Simon)

Es herrscht Aufbruchstimmung im Lager der Dachauer Piraten. Doch diese Stimmung ist nur ein Teil der Wahrheit. Oberpirat Waltert dürften auch Sorgen umtreiben. Nachdem die Mitgliederzahlen in Bayern über Monate hinweg explodierten, lässt die Anziehungskraft der Partei allmählich nach. Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl, müssten die Piraten um ihren Einzug zittern: Die Umfragewerte liegen nur mehr bei sechs Prozent, Tendenz sinkend. Und noch ein Problem offenbart sich: Mit der Zahl der Mitglieder ist auch die Bandbreite der Interessen innerhalb der Partei größer geworden. Offenbar tun sich die Piraten nun so schwer damit, diese Interessen zu bündeln, dass etliche enttäuschte Mitglieder die Partei schon wieder verlassen haben.

In Dachau gebe es keinen Mitgliederrückgang, versichert Waltert. Eine "gewisse Stagnation" räumt er aber ein: "Der Hype ist schon länger vorbei. Aber in einem Entwicklungsprozess ist es doch normal, dass es auch mal ein kleines Loch nach unten gibt. Und das Sommerloch kommt ja auch noch dazu." Über die genaue Entwicklung der Mitgliederzahlen im Landkreis Dachau kann Waltert keinen Aufschluss geben, auch auf der Wiki-Plattform der Piraten im Internet findet man nur veraltete Zahlen: Im Juli zählte die Partei in Dachau 93 Mitglieder. Etwa 15 von ihnen gelten als aktive Mitglieder und organisieren Infostände im Dachauer Raum.

Aus diesem Kreis dürften dann auch die Kandidaten für die Wahl des Kreisvorstands stammen. Bisher hatten sich Mitglieder und Sympathisanten der Dachauer Piratenpartei nur informell getroffen - im Rahmen von Stammtischen und Arbeitstreffen. Unter dem Dach eines Kreisverbandes soll diese Arbeit nun professioneller werden. "Erst dann können wir uns so richtig um die Themen kümmern, die wir in Dachau gerne bearbeiten möchten: Transparenz und Bürgerbeteiligung", sagt der 37-jährige Waltert, der als Favorit für den Kreisvorsitz gilt. Gewählt wird außerdem ein Schatzmeister, ein politischer Geschäftsführer und zwei Beisitzer.

"Wir müssen dahin kommen, dass die Bürger im Landkreis wieder Vertrauen haben in die Politik", sagt Waltert. Nur wenn man die Kommunalpolitik künftig transparenter mache und die Bürger stärker in politische Entscheidungen einbinde, könne man deren Akzeptanz zurückgewinnen. Und dann gibt es da noch ein Thema, das Waltert am Herzen liegt: die Förderung der Medienkompetenz. "Kinder und Jugendliche müssen besser auf das Internet vorbereitet werden. Eigentlich müsste es sogar ein eigenes Schulfach Internet geben", sagt er.

Bis zur Gründung des Kreisverbands erwartet die Dachauer Piraten noch eine Menge Arbeit. Eine Satzung muss ausgearbeitet werden, eine Geschäftsordnung geschaffen und Einladungen verschickt werden. Doch Waltert gibt sich optimistisch, auch mit Blick auf den Landtagswahlkampf: "Ich glaube nicht, dass wir so schnell wieder unter die fünf Prozent fallen werden. Die Umfragewerte gehen momentan zwar ein bisschen zurück, aber unser Wahlkampf hat ja noch gar nicht richtig begonnen. Und in Dachau fangen wir ja gerade erst an, uns richtig einzumischen."

© SZ vom 04.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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