Dachau:Ohne Wohnberatung geht es nicht

Die Selbsthilfegruppe Dachau hat ihr Angebot gestrichen, ein neugegründeter Verein steht jetzt Behinderten bei

Von Andreas Förster, Dachau

Immer mehr Menschen benötigen Barrierefreiheit auch im häuslichen Umfeld. Besonders durch die mit zunehmendem Alter auftretenden körperlichen und geistigen Einschränkungen werden die eigenen vier Wände plötzlich zum Problem. Eine Treppe kann schon zu viel sein für jemand, der sich nur noch mit Gehstock, Rollator oder im Rollstuhl fortbewegen kann. Ein an Demenz erkrankter Mensch bringt sich womöglich in Gefahr, wenn sich der Herd nicht von selbst abstellt. Ein Umbau der Wohnung ist in aller Regel ein finanzieller Kraftakt.

Die Betroffenen brauchen Experten, die wissen, welche Maßnahmen notwendig sind, wie man sie realisieren kann und wer mit Fördermitteln hilft. Bislang hat die Selbsthilfegruppe (SHG) Dachau in Landkreis und Stadt diese Beratung übernommen und Umbauten fachkundig begleitet; mit finanzieller Unterstützung durch das Landratsamt, Dachau und dank einiger Spenden. Zum Jahresende 2015 wurde die Wohnberatung aber eingestellt. "Ein Vorstandsbeschluss", erklärt der Vorsitzende Michael Reindl lapidar. Über die genauen Gründe schweigt er sich aus. Nur soviel: "Der Verein konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen: Die Selbsthilfegruppe für Menschen mit Handicap, den Rehabilitationssport und die integrative Musikgruppe." Zwei ehemalige SHG-Mitarbeiter, Ludwig und Martina Mittl aus Petershausen, - sie ist zertifizierte Wohnberaterin, er Architekt und Spezialist für barrierefreies Bauen - haben gemeinsam mit Wolfgang Rettinger, Behindertenbeauftragter des Landkreises, Hildegard Baumgartner und der Schwabhausener Geschäftsfrau Petra Kistler einen neuen Verein gegründet. Die "Wohnberatung e.V."will nun das Geschäftsfeld der ehemaligen SHG-Wohnberatung für Stadt und Landkreis Dachau übernehmen.

Der neue Verein ist aber nur einer von mehreren Bewerbern, die diese Dienstleistung künftig anbieten wollen. Landrat Stefan Löwl (CSU) erklärt: "Wir haben verschiedene Akteure, die Interesse am Thema Wohnberatung haben könnten, zu einem Fragenkolloquium eingeladen und ihnen die uns wichtigen Aspekte einer Wohnberatung vorgestellt. Gleichzeitig wurden sie gebeten, ein Konzept sowie einen Finanzierungsplan vorzulegen." Die Konzepte sollen den Bürgermeistern der 17 Gemeinden zum nächsten Kreisausschuss im April vorgelegt werden. Dann entscheiden die Bürgermeister, wer den Zuschlag erhält. Unabhängig davon wollen Wolfgang Rettinger und seine Mitstreiter die Dienste ihres Vereins den Menschen in Stadt und Landkreis anbieten.

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