Dachau:Nützlicher Räuber

Dachau: Der Rapfen ist ein Raubfisch, der seine Beute mit großer Geschwindigkeit zur Strecke bringt.

Der Rapfen ist ein Raubfisch, der seine Beute mit großer Geschwindigkeit zur Strecke bringt.

(Foto: Imago)

Der Schied im Ampertal steht auf der Roten Liste

Er hat ein gefährlich großes Maul und verursacht gerade in den Sommermonaten an der Amper ein lautstarkes Getöse. Die Rede ist von dem Raubfisch Rapfen, in Bayern auch als Schied bekannt, der in Fachkreisen die wohlklingende Bezeichnung Aspius aspius trägt. Sebastian Böhm, Gebietsbetreuer des Ampertals, hat ihn für den Monat August zum "echten Ureinwohner" des wunderschönen Naturgebiets erkoren. Der Räuber ist selbst bedroht: Der Schied steht als gefährdete Art auf der Roten Liste.

In den Abendstunden wird die beruhigende Stille am Fluss oftmals von so gar nicht friedfertigem Getöse durchbrochen. Wenn man sich der Geräuschquelle nähert und die Amper überblickt, wird man manchmal Zeuge regelrechter Spektakel. Oft erkennt man im späten Sonnenlicht kleine, unregelmäßig auftauchende Ringe an der Wasseroberfläche. Das sind verschiedenste Fischchen, welche sich an Insekten gütlich tun. Doch schon Sekunden später kann sich diese ruhige Szene ins Gegenteil verkehren: Plötzlich verschwindet eines davon in einem beeindruckenden Schwall und unter lautem Klatschen von der Bildfläche, während seine Begleiter panisch in alle Richtungen davonstieben.

Der erstaunte Beobachter fragt sich, welcher räuberische Wasserbewohner sich da soeben seine Abendmahlzeit gesichert hat. Die Antwort auf diese Frage trägt meist den Namen Aspius aspius. Er ist ein Raubfisch, der seine Beute mit großer Geschwindigkeit zur Strecke bringt. Der Schied erreicht bei uns meist Längen zwischen 50 und 70 Zentimeter, aber in großen Strömen wie der Donau sind auch Fische von 80 Zentimeter und mehr nicht selten. Fließgewässer sind seine angestammte Heimat, aber auch in Seen findet man ihn.

So anspruchslos das klingt, bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Der Rapfen hat es in den heimischen Gewässern nicht einfach. Das hängt vor allem mit seiner Vermehrung zusammen. Zwischen April und Juni legt der Fisch seine Eier auf gut durchströmtem, sauberem Kiesgrund ab. Die Jungrapfen lassen sich nach dem Schlupf in ruhige Bereiche verdriften, um dort heranzuwachsen. Da sind dann auch schon die Probleme: Denn die Querbauwerke in den Flüssen lassen zum einen in den Stauabschnitten die Laichplätze verschlammen und verhindern den Austausch unter den Populationen. Bodeneinträge machen zusätzlich viele Gewässerabschnitte unbrauchbar für die Fortpflanzung. Begradigte Flüsse ohne regelmäßig überflutete Auen und angeschlossene Altwässer erschweren wiederum dem Nachwuchs das Überleben. Das FFH-Gebiet "Ampertal" verdankt seine Existenz auch diesem eleganten Räuber. Sein Schutz trägt zur Erhaltung einer vielfältigen Lebensgemeinschaft bei.

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