Dachau:Neue Pläne für das Teufelhart-Anwesen

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Erstmals äußert sich Eigentümer Stefan Tewes über das markante Altstadt-Gebäude, einst ein kulturelles Zentrum. Im Obergeschoss sollen Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss ein Café - vielleicht sogar nach altem Vorbild.

Wolfgang Eitler

- Eine Ära ist im August zu Ende gegangen. Ob in der Altstadt eine neue beginnt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Willy Teufelhart und seine Familie sind aus ihrem Domizil ausgezogen. Sie haben den Sprung raus aus der Insolvenz von Bäckerei und Café Bubu nicht mehr geschafft. Besitzer Stefan Tewes, geschäftsführender Inhaber der bundesweiten Kette Coffee Fellows, äußert sich erstmals öffentlich über seine Pläne. Demnach sollen im gesamten Obergeschoss drei Wohnungen entstehen, zwei davon mit Terrassen. Im Erdgeschoss an der Wieninger Straße denkt er an ein kleineres Ladengeschäft. Zur Augsburger Straße, also zur prominenten Lage hin, plant er eine Gastronomie, die sich hauptsächlich auf das Abendgeschäft konzentriert. Auf die Frage, ob dort ein kulturelles Angebot entstehen soll ähnlich zur früheren Bubu-Bühne der Teufelharts, sagt Tewes: "Von mir aus gerne". Er hofft darauf, dass diese Tradition "in irgendwelcher Form konserviert wird".

Komplett sanieren möchte der Besitzer das Altstadt-Gebäude. (Foto: Toni Heigl)

Das Stammhaus der Familie Teufelhart ist nicht bloß irgendein Gebäude in der Altstadt. Es zählt zu den markantesten - und einst zu lebendigsten. Denn dort befand sich die Bäckerei und das Café sowie die erste Livebühne für anspruchsvolle Konzerte bis hin zum Jazz in Dachau überhaupt. Als der Stadtrat der Freien Wähler, Willy Teufelhart, das Café Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts um eine Livebühne erweiterte, gelang ihm damit eine Initialzündung für die gesamte Kultur der Stadt.

Finanziell gesehen, befanden sich Café und Bäckerei mindestens seit 2005 im Niedergang. Die Gründe sind vielfältig und liegen vermutlich in Problemen der richtigen Betriebsführung. Aber in Dachau lässt sich niemand hämisch oder abfällig über Willy Teufelhart aus. Viele Bürger sind erschüttert über diese Entwicklung. Einige, die namentlich nicht erwähnt werden wollen, haben bis zuletzt versucht zu helfen. Aber spätestens seitdem ihm die Dachauer Stadtwerke Anfang August den Strom abgeschaltet hatten, war klar, dass das Ende bevorsteht. Schon vor zwei Jahren drohte der komplette Bankrott. Erst durch einen Insolvenzverwalter aus München und durch den Verkauf an Stefan Tewes ergab sich die Chance, Bäckerei und Café weiter zu betreiben und das Ruder nochmals herum zu reißen. Vergebens.

Nächste Woche wird ein Dachauer Makler ein Schild an dem Altstadthaus anbringen, das auf den Umbau hinweist und um Interessenten sowohl für die Ladenlokale im Erdgeschoss als auch für den Bau dreier Wohnungen wirbt. Das Gebäude dürfte also in naher Zukunft komplett saniert und von Innen heraus neu gestaltet werden. Im Gespräch mit der SZ erläuterte Besitzer Tewes seine Pläne. Der Wohnungsbau "in attraktiver Lage" darf als sicher gelten. Die Altstadt wandelt sich eh zu einem regelrechten neuen Wohnquartier, nimmt man die aktuellen Bauvorhaben von der Mittermayer Straße über den Umbau der ehemaligen Koschade-Klinik in der Konrad Adenauer Straße und die Pläne für den Schlossberg, zumindest für den Bereich der ehemaligen Flaschenabfüllerei der Brauerei hinzu. Diese Pläne entsprechen auch der Strategie des Stadtrats, über den Ausbau des Wohnungsangebots die Attraktivität der Altstadt zu steigern.

Auf die Frage, warum er nicht eine Filiale seiner Coffee-Fellows-Kette einrichtet, sagt Stefan Tewes: "Die Frequenz in der Altstadt tagsüber ist zu gering." Mit anderen Worten, es fehlt die Laufkundschaft. Deshalb trägt sich Tewes eher mit dem Gedanken an eine Art Café im Erdgeschoss, das sich auf den Abend konzentriert und eine kleinere Speisekarte anbietet. Die Backstube, die als veraltet und sanierungsbedürftig gilt, soll aufgelassen werden. Dadurch entstünde eine Fläche von ungefähr 145 Quadratmetern für die Gastronomie. Für das Ladenlokal zur Wieninger Straße hin gibt es anscheinend schon Interessenten. Tewes berichtet von einem Unternehmer, "der nicht auf die Frequenz angewiesen ist. Seine Kunden gehen dorthin, wo er ist". Obwohl erste Angebote auch für den künftigen gastronomischen Betrieb vorlägen, will Tewes gemeinsam mit einem Dachauer Makler von nächster Woche an offensiv werben. Er kündigt an, in das Gebäude "noch einmal richtig investieren" zu wollen. Denn schließlich "handelt sich um einen tollen Standort mit Historie". Schon Willy Teufelharts Vater war Bäcker und prominenter Stadtrat der ÜB gewesen.

Über das Schicksal der Teufelharts ist nur so viel bekannt, dass die Familie außerhalb Dachaus untergekommen sein soll. Willy Teufelhart soll in einer Münchner Bäckerei eine feste Anstellung gefunden haben. Von diesem Angebot als einen möglichen Ausweg hatte er bereits Anfang August erzählt.

© SZ vom 20.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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