Dachau:Nah an sich selbst

Zehn Abiturienten der Bavarian International School präsentieren sich mit bildnerischen Werken in Schloss Haimhausen

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

"Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen", hat Johann Wolfgang von Goethe gesagt. In der Kunst - sei es Musik, Malerei oder die Poesie - finden die Menschen Möglichkeiten, ihren Empfindungen und Gefühlen freien Lauf zu lassen und sie auszudrücken. Die Bandbreite ist sehr groß: Am Josef-Effner-Gymnasium zum Beispiel gingen 15 Abiturienten gemeinsam mit Lehrer Christian Stähler und dem israelischen Fotokünstler Ilan Wolff auf Spurensuche nach Nazi-Architektur. Sie entdeckten auch das Lächerliche im Monumentalen. Am Dachauer Taschner-Gymnasium entdeckten sie Goethes Faust, in dem sie den Text heutige Zeit adaptierten, "reloaded" sozusagen. Und jetzt die Bavarian International School in Haimhausen.

Dachau: Laura Kazmeier hat ihre Jugend in den vergangenen zwei Jahren thematisiert.

Laura Kazmeier hat ihre Jugend in den vergangenen zwei Jahren thematisiert.

(Foto: Toni Heigl)

Die lud gleich per Eventagentur ins prunkvolle Ambiente des dortigen Barockschlosses, das seit 1997 zur Bavarian International School gehört. Den zehn Schülern, die auch in Kunst ihre Abschlussprüfung ablegen werden, steht jeweils ein Raum zur Verfügung, um wie in einer eigenen Galerie die Arbeiten präsentieren zu können. An einem bayerischen Gymnasium ist es gewollt, dass die Abiturienten in ihren Werken kunstgeschichtliche Themen aufgreifen. An der Internationalen Schule hingegen sollen die Schüler frei von Vorgaben ihre eigenen Gefühle ausdrücken. Nach dem Motto: Verarbeitet, was euch bewegt.

Dachau: Josephine Jaschke lässt in ihren Gemälden unterdrückte Frauen aufstehen und sich eine eigene Meinung bilden.

Josephine Jaschke lässt in ihren Gemälden unterdrückte Frauen aufstehen und sich eine eigene Meinung bilden.

(Foto: Toni Heigl)

Laura Kazmeier hat sich mit den Gefühlen jedes jungen Menschen kurz vor dem Schulabschluss beschäftigt: Probleme und Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre, der Stress der Oberstufe und die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit. Sie arbeitet mit Figuren, wie Schaufensterpuppen, und verkleidet diese mit unterschiedlichen Materialien. Sie weiß, was sie nach der Schule anstreben wird. "Ich gehe erst einmal für ein Jahr nach England, dort möchte ich einen Foundation Kurs in Design besuchen, und danach auch den Bachelor machen." Die Kunst wird durch die großzügige Unterstützung an der Bavarian International School auch oft zum Berufswunsch. "Die Schule gibt uns in der Richtung viele Freiheiten, wir haben große Kunsträume und bekommen die nötigen Materialien zur Verfügung gestellt", sagt Laura Kazmeier.

Dachau: Das Okkulte und menschliche Formen kombiniert Maja Friedrichs in ihren Kunstwerken.

Das Okkulte und menschliche Formen kombiniert Maja Friedrichs in ihren Kunstwerken.

(Foto: Toni Heigl)

Josephine Jaschke beschäftigt ein ganz anderes Thema. "Ich möchte in meinen Bilder die Phasen einer Frau zeigen, die aufsteht und ihre eigene Persönlichkeit entwickelt. Besonders im mittleren Osten finde ich, ist es schwer, als Frau eine eigene Meinung zu haben", sagt die achtzehnjährige Amerikanerin. Ihre Kunstwerke sind Malereien auf Leinwänden, oft in dunklen Tönen gehalten. Ihre Botschaft kommt an, wenn man die gezeichneten Frauenkörper - einer ist gekrümmt und unterwürfig, ein anderer befreit sich gerade aus dieser unterdrückten Haltung - näher betrachtet. Ihre Schaufensterpuppe, die neben ihren Gemälden steht, ist mit elegantem Kleid und Hut gekleidet, und trägt einen Bart.

Dachau: Christine Kober macht aus ihren Träumen eine Skulptur.

Christine Kober macht aus ihren Träumen eine Skulptur.

(Foto: Toni Heigl)

Auch Maja Friedrichs verarbeitet in ihren Zeichnungen ihre eigene Entwicklung als Schülerin und Mädchen. Durch den Kunstunterricht an der Schule konnte sie ihre Liebe zum Okkulten in Kombination mit der menschlichen Form frei entfalten. Sie verwendet kräftige Farben in ihren Gemälden, die in Verbindung mit den menschlichen Körpern auf dunklem Hintergrund mystisch und geheimnisvoll wirken. Die Schule biete gute Möglichkeiten, vor allem die Lehrer sein offen und unterstützten die Schüler in ihrer Kreativität. "Nach der Schule möchte ich dann an der Ludwigs-Maximilians-Universität München Kunsttherapie studieren", sagt Maja Friedrichs.

Dachau: Trumps Gesicht taucht in den Collagen von Leon Schwarzer auf.

Trumps Gesicht taucht in den Collagen von Leon Schwarzer auf.

(Foto: Toni Heigl)

Christine Kober verarbeitet ihre Träume in einer Skulptur aus Federn und Kissen. Bei ihr gehe man durch unterschiedliche Dinge auf Reisen. Vor allem aber durch die Dunkelheit, so erklärt sie ein Bild, das auf schwarzem Hintergrund farbige Formen zeigt. Ihr aktueller Traum sei, nach der Schule erst einmal für ein paar Monate zu verreisen und dann in unterschiedlichen Bereichen Praktika zu machen um ihren Berufswunsch zu entdecken.

Leon Schwarzer behandelt in seinem Projekt die aktuelle Weltpolitik. Auf rotem Hintergrund hat er mit Schnipsel und Fetzen aus verschiedenen Zeitungen eine große Collage gebastelt, auch Donald Trumps Gesicht taucht darin auf. Erst vor zwei Jahren kam er aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland, gerade deshalb beschäftigt ihn die amerikanische Politik sehr. Er lobt die Bavarian International School. Sie fördere durch die unterschiedlichen Nationen, die an der Schule vertreten sind, die Toleranz und vermittle so ein besseres Verständnis für andere Kulturen. Die Politik behält er im Auge. "Ich habe vor, in London Politik, Philosophie und Wirtschaft zu studieren", sagt der Achtzehnjährige.

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